Nein, große Lust auf den Schnelltest habe er nicht gehabt, erklärt Tamas. Da ist es kurz vor neun. Und ebenso wie seine zwölf Mitschüler aus der halbierten 10a des Gymnasiums am Markdorfer Bildungszentrum (BZM) hat der 16-Jährige vor wenigen Minuten einen SARS-Covid-19-Antigen-Schnelltest bei sich selbst ausgeführt. Trotz der Unlust zum Stäbchen-Rühren an der Nasenscheidewand, sagt Tamas weiter, sei das immer noch besser als Fernunterricht.

„Ganz normaler Unterricht wäre mir am allerliebsten.“Tamas, 16 Jahre
„Ganz normaler Unterricht wäre mir am allerliebsten.“Tamas, 16 Jahre | Bild: Jörg Büsche

Präsenzunterricht nach vier Monaten

Englisch, Deutsch, Mathematik und fast alle anderen Fächer gab es für das Gros der BZM-Schüler bereits seit einem Vierteljahr nur noch am Bildschirm. Am Montag durften außer den Schülern der Abschlussklassen auch die übrigen Klassen wieder in die Schule. Zuvor waren sie allerdings halbiert worden.

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Denn Präsenzunterricht wird es bis auf Weiteres nur im wöchentlichen Wechsel für je eine Klassen-Hälfte geben. Wechselunterricht lautet der Name für dieses Modell. Und zu seinen Voraussetzungen gehört auch, dass die Schüler regelmäßig getestet werden. Zweimal in der Woche – so wie das auch für die Lehrkräfte und fürs übrige Personal an den beiden BZM-Schulen vorgesehen ist. Zu testen sind auch die Mitarbeiter der öffentlichen Bibliothek.

„Lust auf Testen habe ich keine, nehme es aber in Kauf.“Daniela, 16 Jahre
„Lust auf Testen habe ich keine, nehme es aber in Kauf.“Daniela, 16 Jahre | Bild: Jörg Büsche

Gut vorbereitet für den Selbsttest

Für die Hälfte der halben 10a ist es eine Premiere. Sie haben noch keinen Selbsttest bei sich gemacht. Konzentriert dabei sind auch die anderen, die Erfahreneren, als Klassenlehrer Thomas Melzer das Video mit der Anleitung zum richtigen Gebrauch von Stäbchen, Röhrchen und der Test-Kassette abspielt. Zwei Zentimeter erst ins eine Nasenloch, dann ins andere, anschließend den Tupfer im Röhrchen umrühren. Der eigentliche Test dann muss ohne Presse-Begleitung erfolgen. Immerhin ist durchs Fenster zu sehen, wie sich teils lächelnde, teils konzentrierte Schüler mit Stäbchen in die Nase fahren.

Lehrerlob für die Organisation

„Es kitzelt nur ein bisschen in der Nase“, berichtet Französisch- und Deutschlehrerin Claudia Maginot von ihren ersten Selbsttests daheim. Die hatten die Lehrer der beiden BZM-Kollegien schon im Vorfeld der Wiederaufnahme des Wechselunterrichts mit nach Hause bekommen. Um sich selbst zu testen – und mit dem Nebeneffekt: dass sie nun wissen, wovon sie reden, wenn sie vor ihren Klassen stehen, um die Schüler beim Hantieren mit den Teststäbchen anzuleiten. Lehrerin Maginot ist zufrieden mit dem Organisatorischen. Sie lobte die gute Vorbereitung.

Französischlehrerin Maginot sieht ihre Klasse nach vier Monaten zum ersten Mal nicht nur am Bildschirm.
Französischlehrerin Maginot sieht ihre Klasse nach vier Monaten zum ersten Mal nicht nur am Bildschirm. | Bild: Jörg Büsche

BZM benötigt 1000 Schnelltests pro Woche

Thomas Hilbert, Leiter des Amts für Schule und Bildung im Bodenseekreis, war am vergangenen Donnerstag höchstpersönlich vorbeigekommen, berichtete Diana Amann, Direktorin des Gymnasiums am BZM. Im Gepäck hatte Hilbert die Packungen mit den Antigen-Schnell-Selbsttests. „Wir brauchen etwa 1000 pro Woche“, erklärt die Schulleiterin. So viele, dass es fürs Gymnasium und den Schulverbund reicht, hatte Amtsleiter freilich nicht dabei.

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„Wir mussten also im Markdorfer Hauptamt anrufen“, so Amann. Bei der Stadt habe es geheißen, die Zuständigkeit liege beim Schulträger. Gleichwohl werde man gerne aushelfen, solange die derzeitigen Logistikprobleme noch nicht gelöst seien. „Rund 4,5 Millionen Covid-19-Tests an sämtliche Schulen des Landes zu verteilen“ so Diana Amann, „das stellt die beteiligten Speditionsunternehmen dann doch vor eine gewaltige Herausforderung.“

Gymnasial-Vize-Schulleiter Roger Brand (links) gibt Tests und Test-Utensilien an Lehrer Alexander Ritzer aus.
Gymnasial-Vize-Schulleiter Roger Brand (links) gibt Tests und Test-Utensilien an Lehrer Alexander Ritzer aus. | Bild: Jörg Büsche

Positiv getestete Schüler kommen in einen Extra-Raum

Die Verteilung in der Schule verläuft demgegenüber reibungslos – jedenfalls am Bildungszentrum. Im Gymnasium war es der stellvertretende Schulleiter, Roger Brand, der im Flur vor seinem Büro einen Tisch aufgestellt hatte, an dem er die Test-Packungen verteilte. Beim Schulverbund ist es Konrektor Klaus Spatzier, der darauf geachtet hat, dass „in jede Klasse ein Kasten mit den Tests kommt“.

Klaus Spatzier und Marianne Licciardi vom Leitungsteam des Schulverbund haben die Testungen gut vorbereitet.
Klaus Spatzier und Marianne Licciardi vom Leitungsteam des Schulverbund haben die Testungen gut vorbereitet. | Bild: Jörg Büsche

Geregelt ist auch, wie mit Schülern zu verfahren ist, deren Selbsttest ein positives Ergebnis zeigen. „Für die haben wir einen Extra-Raum“, erklärt Marianne Licciardi, stellvertretende Realschulleiterin. Dort werden sie die Betreffenden dann von ihren Eltern abgeholt, sofern sie nicht zu Fuß nach Hause gehen können. Der nächste Schritt ist dann, einen PCR-Test zu machen. Am ersten Tag fielen drei der 450 Tests positiv aus.