Drei Brände in einer Nacht – und die Brandorte jeweils kaum einen Kilometer Luftlinie voneinander entfernt: In Markdorf ermittelt seit Sonntagfrüh die Kripo, nachdem in der Nacht nacheinander zwei Scheunen und der Bauwagen des städtischen Waldkindergartens in Flammen standen. Das sieht eindeutig nach Brandstiftung aus, auch wenn Polizeisprecher Oliver Weißflog das am Montag so klar noch nicht sagen mochte. Erste Spuren hatte die Kripo bereits gesichert und ausgewertet, konkreter wollte er zunächst nicht werden, um den Gang der Ermittlungen nicht zu gefährden.

Tatsächlich wurde dann bereits am Montag ein 26-Jähriger aus dem Großraum Markdorf als Tatverdächtiger vorläufig festgenommen. Laut Polizeibericht war dieser am Sonntagabend in den Fokus der Ermittler geraten.

Polizei wird nachts in Markdorf unterwegs sein

Tatsächlich waren bereits in der Brandnacht neben einem Hubschrauber, der über der Stadt kreiste, auch mehrere Polizeistreifen unterwegs. Das dürfte in den kommenden Nächten zunächst einmal auch so bleiben. „Solange keine Klarheit herrscht“, sagt Weißflog, „werden wir bis auf Weiteres nachts verstärkt in Markdorf unterwegs sein“. Weil der Polizeiposten nachts nicht besetzt ist, werden diese Aufgabe Streifenwagenbesatzungen aus Überlingen und Friedrichshafen übernehmen.

Beamte der Kriminalpolizei nehmen am Sonntag den Brandort im Lilienweg in Augenschein und sichern Spuren. Bei der Kripo hofft man auch ...
Beamte der Kriminalpolizei nehmen am Sonntag den Brandort im Lilienweg in Augenschein und sichern Spuren. Bei der Kripo hofft man auch auf Hinweise aus der Bevölkerung. | Bild: Jörg Büsche

„Wir werden jetzt unseren Fokus auf Markdorf behalten“, sagt Weißflog. Bei der Polizei setzt man auch weiter auf Hinweise aus der Bevölkerung. Gibt es Zeugen, die Samstag auf Sonntag zwischen 2 Uhr und 3.30 Uhr Verdächtiges im Lilienweg oberhalb des Friedhofs, am Waldrand bei Leimbach oder in der Möggenweilerstraße wahrgenommen haben? Die Kripo in Friedrichshafen nimmt jegliche Hinweise entgegen.

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Brandstiftungen gab es in Markdorf immer wieder

Auf Hinweise hofft man auch bei der Feuerwehr. Schließlich hatte sie es in den vergangenen Jahren immer wieder mal mit offenkundigen Brandstiftungen zu tun, Scheunen, eine Hecke oder auch eine Gartenlaube. In erhöhter Alarmbereitschaft sei sie nun aber nicht, sagt Feuerwehrsprecher Martin Scheerer. Die Ausrüstung sei wieder auf Vordermann gebracht, die Gerätschaften wieder einsatzbereit. Dass bei dem Einsatz im Lilienweg wegen der starken Wasserentnahme und des hohen Pumpendrucks Wasserleitungen in den benachbarten Oberen Auen platzten, sei nicht unbedingt ungewöhnlich und auch nicht unbedingt ein Hinweis auf sanierungsbedürftige Rohre. In Außenbereichen seien die Rohrquerschnitte häufig kleiner, da sei Markdorf kein Einzelfall.

Stundenlang waren rund 115 Feuerwehrleute und weitere Einsatzkräfte von DRK und Polizei in der Nacht von Samstag auf Sonntag im Einsatz. ...
Stundenlang waren rund 115 Feuerwehrleute und weitere Einsatzkräfte von DRK und Polizei in der Nacht von Samstag auf Sonntag im Einsatz. Innerhalb einer Stunde wurden drei Brände in Markdorf gemeldet. | Bild: Scheerer, Martin

Das bestätigt man auch bei der Stadt. Das Rohrnetz werde seit Jahren fortlaufend saniert, sagt Bürgermeister Georg Riedmann: „Das ist nicht Markdorf-spezifisch, aber klar, das Problem ist uns bekannt und wir werden auch weiterhin unsere Hausaufgaben machen müssen.“ Eben, weil es in Markdorf viele potenziell gefährdete Außenbereiche gebe, habe die Stadt ja so intensiv darauf hingewirkt, dass auch die beiden Teilortwehren mit Tanklöschfahrzeugen ausgestattet werden. „Heute und nach der Nacht auf Sonntag sind wir gottfroh, dass wir dafür so sehr gekämpft hatten“, sagt Riedmann.

Nur noch das Stahlgerippe ist übrig: Der ausgebrannte Bauwagen des Waldkindergartens oberhalb von Leimbach. Die Kindergartenkinder ...
Nur noch das Stahlgerippe ist übrig: Der ausgebrannte Bauwagen des Waldkindergartens oberhalb von Leimbach. Die Kindergartenkinder sollen nun vorübergehend erst einmal in der zweiten Waldkindergartengruppe unterkommen. | Bild: Jörg Büsche

Betroffen von der Brandserie ist auch die Stadt: Der Bauwagen des Waldkindergartens oberhalb von Leimbach ist bis aufs Stahlgerippe ausgebrannt. Der von der Polizei geschätzte Schaden von 35.000 Euro sei deutlich zu gering angesetzt. Rund 60.000 Euro hatte die Stadt seinerzeit für den Bauwagen bezahlt, hinzu komme die Ausstattung und die Kosten für die Geländevorbereitung. Am Ende dürfte sich der Schaden auf rund 90.000 Euro summieren, schätzt Riedmann.

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Waldkindergarten: Stadt arbeitet an Lösung

Doch wie geht es nun für die Kindergartenkinder weiter? Beim Hersteller habe die Stadt bereits um einen kurzfristigen Ersatz angefragt. Doch selbst wenn der lieferbar sein sollte, dürften mehrere Monate vergehen, bis am Waldrand wieder ein neuer Bauwagen steht. Bis dahin sollen die Kinder am zweiten Bauwagen-Standort des Waldkindergartens oberhalb von Möggenweiler unterkommen.

Der Feuerschein war sogar auf der anderen Seeseite noch sichtbar: Die Brände in Markdorf in der Nacht auf Sonntag, vom Strandbad Hörnle ...
Der Feuerschein war sogar auf der anderen Seeseite noch sichtbar: Die Brände in Markdorf in der Nacht auf Sonntag, vom Strandbad Hörnle in Konstanz aus fotografiert. Verwendet wurde Blende 2,8 bei einer Brennweite von 20 Millimeter. Gegen 2.45 Uhr sei östlich oberhalb von Meersburg der Feuerschein und eine Rauchentwicklung zu sehen gewesen und ein Teil des Nachthimmels habe sich orangerot gefärbt. | Bild: Robert Hahn Bauer

Dies sei laut Riedmann relativ problemlos möglich, da dessen Gruppe erstens nicht voll belegt sei, zweitens der Bauwagen ohnehin nur als Schlechtwetter-Unterstand genutzt werde und drittens zur Not auch noch die Forsthütte zum Ausweichen bereitstünde. „Für die ersten Tage und Wochen wird diese Lösung kein Problem sein“, sagt Riedmann. Zudem habe man in den Pfingstferien ohnehin eine Woche Schließzeit. Hauptamtsleiter Klaus Schiele und er würden sich nun unverzüglich mit den städtischen Kindergartenleiterinnen und den Vertretern des Kommunalverbandes Jugend und Soziales zusammensetzen und etwaige weitere Lösungswege besprechen. „Ein großes Kompliment an die Feuerwehr und die Einsatzkräfte, wir dürfen stolz auf unsere Wehr sein“, zeigt sich Riedmann dankbar für die Bewältigung der Großlage. Daran hatten laut Scheerer auch die Nachbarn einen großen Anteil. „Wir hatten eine sehr gute Zusammenarbeit in dieser Nacht, vor allem auch mit den Kameraden aus Friedrichshafen, die uns auch in der Einsatzleitung unterstützt hatten“, sagt der Feuerwehrsprecher.

Brandruine im Tageslicht: Zu drei Bränden in Markdorf musste die Feuerwehr in der Nacht von Samstag auf Sonntag ausrücken. Einer davon ...
Brandruine im Tageslicht: Zu drei Bränden in Markdorf musste die Feuerwehr in der Nacht von Samstag auf Sonntag ausrücken. Einer davon war in einer Scheune in der Möggenweilerstraße ausgebrochen. Das Feuer auf einem mit Stroh beladenen Anhänger wurde frühzeitig von Anwohnern entdeckt und konnte so eingedämmt werden, ehe es noch größeren Schaden anrichten konnte. | Bild: Grupp, Helmar

Eindeutig schlimmer betroffen als die Stadt sind die beiden Familien in Möggenweiler und im Lilienweg. In Möggenweiler hatten Familienmitglieder um 3.30 Uhr gerade noch rechtzeitig den brennenden Anhänger aus der Scheune gezogen. Mit dem Wasser aus ihrer Zisterne konnten sie sowohl den Anhänger löschen als auch den Brandherd in der Scheune. Die Feuerwehr, die zur selben Zeit noch im Lilienweg und am Waldrand im Einsatz war, konnte dann den Einsatz übernehmen. Nicht auszudenken, was hätte passieren können, wenn die Flammen auf das direkt nebenanliegende Wohnhaus übergegriffen hätten.

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Aline Widmann trauert um ihre Pferde

Im Lilienweg stehen Clemens Oßwald und seine Tochter Aline Widmann derweil immer noch fassungslos vor den verkohlten Überresten ihrer Scheune. Traktoren, ein Auto, Mofas und Motorroller: Alles, was in der Scheune oder in der darunterliegenden Garage war, ist ein Raub der Flammen geworden. Doch was noch viel schlimmer ist: Aline Widmanns beiden Pferde, ein Arabermix und eine Islandstute, sind in den Flammen umgekommen.

Verbranntes Landwirtschaftsgerät im Lilienweg: Traktoren, ein Auto und mehrere Zweiräder wurden ein Raub der Flammen. In der Scheune ...
Verbranntes Landwirtschaftsgerät im Lilienweg: Traktoren, ein Auto und mehrere Zweiräder wurden ein Raub der Flammen. In der Scheune kamen zwei Pferde ums Leben. Sie konnten nicht mehr aus dem brennenden Gebäude gerettet werden. | Bild: Jörg Büsche

Die 33-Jährige steht mit ihrem zehn Monate alten Sohn Gabriel auf dem Arm traurig unterhalb der verwaisten Koppel. Beim nächtlichen Rettungsversuch hat sie sich durch den Funkenflug noch an ihrer linken Hand verletzt. Doch aller Einsatz war vergebens, die Scheune brannte innerhalb weniger Minuten lichterloh. Mit ihrer bandagierten Hand weist sie hinter sich aufs Wohnhaus. Die Rollläden sind wellig und verzogen von der Hitze, die die wenige Meter entfernten Flammen ausgestrahlt hatten. „Die Hitze war so groß, dass sogar eines unserer Fenster geplatzt ist“, berichtet sie.

Clemens Oßwald blickt nachdenklich auf die Ruine und die verkohlten Gerätschaften und Fahrzeuge. Versichert ist nur der geringste Teil dessen gewesen, was verloren gegangen ist. Falls es Brandstiftung gewesen sein sollte, hofft auch er, dass die Polizei den Täter ermittelt. Ersetzen würde das die Verluste natürlich nicht. Das wissen auch er und seine Tochter Aline.

Die Kriminalpolizei Friedrichshafen hat eine Ermittlungsgruppe eingesetzt. Hinweise zu den drei Bränden erbittet sie unter der Telefon 07541/7010.