Beim Bürgerspaziergang durch die Kernstadt, den die Verwaltung im Rahmen des Entwicklungsplans "Meersburg 2030" anbot, nahmen rund 40 Bürger teil, die vor allem folgende Themen umtrieben: Verkehr inklusive Parken und Verbesserungen für Radfahrer, eine bessere Verbindung zwischen Ober- und Unterstadt, etwa mittels eines Aufzugs, Barrierefreiheit und eine bessere Zugänglichkeit zum Seeufer.
Halt an mehreren Stationen
Die Tour durch die Stadt, die bei der alten Post begann, über mehrere Stationen zur Liegewiese am See führte und dann in der Therme ihren Abschluss fand, moderierten Johann Senner, Ina Scheidt und Benedikt Müller vom Überlinger Landschaftsarchitekturbüro "Planstatt Senner", das den Stadtentwicklungsprozess leitet.

Bürgermeister Robert Scherer begleitete die Veranstaltung, hielt sich aber bewusst zurück. Nur an der Liegewiese, deren Zukunft viele Bürger beschäftigte, meldete er sich zu Wort.
Öffentliche Fläche soll bleiben
Scherer versicherte nicht nur, dass diese weiterhin eine öffentliche Fläche bleiben solle, sondern betonte auch: "Ich glaube, es möchte niemand, dass die Fläche verkleinert wird." Das müsse auch dann nicht der Fall sein, sollte man das einst aufgeschüttete und befestigte Seeufer besser zugänglich machen.
Mögliche Standorte für Stadtaufzug
Denn, so gab Scherer Monika Meier recht: "Autos brauchen keine Seesicht", sprich: die derzeitigen Parkplätze an der Wiese könnten weg. Was das seit Langem diskutierte Thema Stadtaufzug angeht, hat Planer Senner dafür drei mögliche Standorte im Visier: die Burgweganlage, den Hang westlich der Meersburg gegenüber dem Fährhafen oder den Hang gegenüber dem BSB-Hafen beim Staatsweingut. Die Burgweganlage stieß bei den Bürgern auf die beste Resonanz.
Verwaltung mit vier Anlaufstellen
Am Startpunkt Bleicheplatz, alte Post, ging es zum einen um dieses Anwesen selbst, zum anderen um den starken Durchgangsverkehr in der Daisendorfer Straße. Senner warf das Stichwort: "Zentralität der Verwaltung" in die Runde. Carin Walther fing es auf, betonte aber: "Ich sehe keine Notwendigkeit für ein komplett neues Rathaus am Bleicheplatz." Senner gab zu bedenken, dass die Verwaltung derzeit vier Anlaufstellen habe und dass das Rathaus nicht barrierefrei sei.
Kreisverkehr an der Kirche?
Walthers Vorschlag: "Mobile Verwaltung", die zu den Bürgern ins Haus käme. Hans-Heinrich Gerth fände: "Die Unterbringung des Verkehrsamts wäre hier sinnvoll", zumal es auch Stellplätze für Autos und Räder gäbe. Zum Thema Verkehr, den etwa Walther und Anton Kresser beklagten, meinte Senner, ein Kreisverkehr an der Kirche wäre "sehr gut für den Fluss." Ebenso wie Walther, verlangte Max Geiger hingegen, "zuerst mal das zu machen, was schnell lösbar ist", etwa, so Geiger, die Bleiche-Parkplätze in Kurzzeitparkplätze umzuwandeln.

Am Marktplatz schlug Mia Wachs vor, den Radverkehr mittels einer Sperre abzuhalten, ebenso in der Steigstraße. Von versenkbaren Mülleimern, die Senner vorschlug, hält Anwohnerin Yvonne Thum nichts, da deren Entleerung sehr viel Krach mache.
Beifall für Idee
Den Bärenbrunnen stellte Benedikt Müller als Entree zu den Burgweganlagen vor und hier erinnerte Stadtrat Heinz Frey an die Idee, einen historischen Gartenpfad anzulegen. Dafür gab's Beifall, auch von Senner: Man könnte auch wieder das Wasser von der Mühle Richtung Unterstadt laufen lassen, meinte er. "Dies ist einer der magischen Orte in Meersburg." Carmen Allweier fragte nach Anregungen, wie gerade Familien mit kleinen Kindern leichter zwischen Ober- und Unterstadt verkehren könnten. Senner: Rampen statt Stufen machten den Burgweg "barrierearm".

Am Verkehrsknotenpunkt Fährekreuzung diskutierten die Bürger vor allem Verbesserungen für Radler. So fände Thum einen Radweg am Töbele schön, Gerth meinte, an den Bismarckplatz oder ans alte Zollhaus müsse "unbedingt eine Radstation hin." Senner könnte sich am Hang gegenüber gar einen Schrägaufzug inklusive Radmitnahme vorstellen, vielleicht sollte man im Sommer auch die Unterstadtstraße für den Durchgangsverkehr sperren, meinte er. Thum mahnte deren mangelnde Barrierefreiheit an.
Abschluss in der Therme
Am Bismarckplatz und am BSB-Hafen könnte Senner sich etwa Sitzstufen direkt am Seeufer vorstellen, manch einer auch Schwimmstege im See. Am Zollhaus ermunterte Senner dazu, "die Ankunftspunkte als Visitenkarten" zu gestalten. An der Liegewiese meinte er mit Blick auf die Befestigung ironisch "1,5 Kilometer bestes Betonufer". So soll es nicht bleiben, waren sich alle einig. Die Tour endete auf Wunsch des Bürgermeisters in der Therme, um zu zeigen, wie diese, während sie eine Woche geschlossen bleibt, gerade für eine sechsstellige Summe saniert wird.
Meersburg 2030
Mit dem Anstoß zum Stadtentwicklungsprozess "Meersburg 2030" inklusive Bürgerbeteiligung löste Bürgermeister Robert Scherer ein Versprechen aus seinem Wahlkampf 2017 ein. Gemeinsam sollen sich Verwaltung und Einwohner Gedanken um die Zukunft der Stadt machen. Dabei werden sie vom Überlinger Landschaftsarchitekturbüro Planstatt Senner begleitet. Die Auftaktveranstaltung fand am 14. Mai im Vineum statt. Rund 230 Bürger besuchten sie und gaben dabei bereits Hunderte Anregungen ab. Bis zum Stichtag 30. Juni sind laut Planer Johann Senner "rund 600 Einzelideen" eingegangen. Als Nächstes standen am 3. und am 5. Juli Bürgerspaziergänge in der Kernstadt und in den Teilorten auf der Agenda. Im September 2018 ist eine erste Bürgerwerkstatt geplant, bei der in verschiedenen Themenbereichen Leitbilder und Ziele entwickelt werden sollen, im Oktober soll eine zweite Bürgerwerkstatt folgen, bei der ein Maßnahmenplan erstellt werden soll. Bis Ende 2018 soll das Stadtentwicklungskonzept stehen, Anfang 2019 will man erste Maßnahmen umsetzen. (flo)