Wie hat das Leben im Dorf früher ausgesehen? Mit der Frage haben sich rund 40 Stettener Senioren beschäftigt. Vom Organisationsteam für den Seniorennachmittag dazu aufgefordert, brachten sie Fotografien „von anno dazumal“ mit. Es gab viel zu lachen, aber auch ernste Themen kamen auf den herbstlich dekorierten Tisch.

Dem Bürgermeister gefällt die Karte „Stetten über Meersburg„

„Ich brauche die Hilfe der Aborigines“, fordert Bürgermeister Daniel Heß die gebürtigen Stettener auf, ihm bei den abgebildeten Örtlichkeiten und Personen unter die Arme zu greifen. Inge Serden ist eine von ihnen. Auf der Postkarte, die an die Wand projiziert wird, macht sie sofort den Dorfbrunnen aus. „Da wurden die Rösser getränkt“, erinnert sie sich. Dem Bürgermeister gefällt die alte Kartenaufschrift. „Stetten über Meersburg“ liest er mit einem Lachen vor.

Mehr als 200 Postkarten und Fotos

Mehr als 200 Fotos und Karten bekommen die Gäste zu sehen. Die Gäste sind ganz bei der Sache. Beinahe zu jedem Bild gibt es einen Kommentar. “Zur Erstkommunion sind wir früher mit einer Kutsche nach Meersburg gefahren“, kommentiert Serden die Honoratioren im Frack, die zusammen mit Kommunionkindern auf einem Kutschwagen sitzen.

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Badenixen am Stettener Strand

Das Gruppenbild mehrerer Damen im Badeanzug am Bodensee wird gleich richtig verortet. „Die Badenixen liegen am Stettener Strand“, ruft Ida Reichle. Damals sei noch streng nach Geschlechtern getrennt gebadet worden, weiß Reichle: “Mädel links, Buben rechts.“ Bei den Gästen im Gemeindesaal löst die Erinnerung fröhliches Gelächter aus.

Übernachtung im selben Zelt war verboten

Klaus Ainser hat Ähnliches aus Hagnau zu berichten. Dort habe seinerzeit ein Schild Menschen zweierlei Geschlechts verboten, im selben Zelt zu übernachten.

Still wird es, als der Krieg Thema wird

Einen Moment wird es ganz still, als ein Schwarz-Weiß-Bild zweier junger Männer mit schwarzen Koffern in der Hand auftaucht. „Die sind in den Krieg gezogen, das war gar nicht lustig“, ist zu hören. Ein Wagen mit Hakenkreuzfähnchen sorgt für Gesprächsstoff. Den habe Altbürgermeister Wilhem Renn machen lassen. „Den Wagen gibt es noch, allerdings ohne Fähnle“, sagt Serden. Lustig wird es noch einmal, als ein Foto einer weiblichen Musikgruppe aus dem Jahr 1951 auftaucht.

Mutter des Bürgermeisters kennt Geschichte der Mädelskapelle

Bürgermeistermutter Margret Heß erzählt, sie hätten sich die Instrumente ihrer Brüder stibitzt, um bei Fasnachtsumzügen in Meersburg und Immenstaad aufzutreten. „Dass Weiber Blechmusik spielen“, hätten die überhaupt nicht gut gefunden. Am Ende sind sich alle einig: Bilder von „anno dazumal“ wollen sie gern wieder einmal angucken.