Gemeinderat verabschiedet „schwierigsten Haushalt“ teils mit Zähneknirschen
Im Ergebnis des Haushalts von Meersburg klafft immer noch ein Defizit von 825 000 Euro. Der Gemeinderat stimmte in der jüngsten Sitzung dem Zahlenwerk zwar mehrheitlich zu. Vier Räte lehnten es jedoch ab, andere gaben ihr Ja nur mit Zähneknirschen.
Für die Erweiterung des Sommertal-Kindergartens sind 2,6 Millionen Euro im Meersburger Haushalt 2021 eingestellt. Der dreijährige Ben, der die Ameisen-Gruppe des Kindergartens besucht, findet die Baustelle sehr spannend.
| Bild: Sylvia Floetemeyer
Langjährige Fraktionssprecher sprachen vom schwierigsten Haushalt, den sie je erlebt hätten. Anders als in früheren Jahren, verabschiedete der Rat den Etat 2021, dessen ordentliches Ergebnis ein Minus von 825 000 Euro aufweist, denn auch nicht geschlossen, sondern mit 13 Ja- und vier Neinstimmen. Die dreiköpfige Fraktion der Freien Wähler sowie Michael Dörr (FDP) lehnten das Zahlenwerk ab. Andere, wie die je zweiköpfigen Fraktionen der SPD und der Umweltgruppe, billigten ihn nur „zähneknirschend“. Und die beiden Grünen-Rätinnen verknüpften ihre Zustimmung mit einem Antrag für eine künftig jährliche Haushaltsklausur, „jeweils spätestens im August“. Letzterem, dessen Inhalt auch Kämmerin Heike Sonntag guthieß, stimmte der Rat nach dem Haushaltsbeschluss bei einer Enthaltung zu.
Vor der Sitzung ging es hinter den Kulissen offenbar hoch her
Dass es hinter den Kulissen hoch hergegangen sein muss und noch mehr Räte eine Ablehnung ins Auge fassten, darauf deutete etwa eine Frage von Monika Biemann (Umweltgruppe) hin. Bürgermeister Robert Scherer solle doch mal erklären, welche Folgen es hätte, wenn der Haushalt abgelehnt werde. Scherer: „Man darf dann irgendwann nur noch Pflichtaufgaben machen.“ Und „jede Blumenzwiebel“, der Stadtbus oder die Jugendmusikschule seien keine Pflichtaufgaben, betonte er.
In die Sommertalschule fließen dieses Jahr 895 000 Euro für Sanierung und Außenanlagen sowie 210 000 Euro für Einrichtung und den Medienentwicklungsplan.
| Bild: Sylvia Floetemeyer
Schon im Januar beschloss der Rat Sparmaßnahmen
Die Kämmerin hatte im Januar die drastische Situation des Haushalts unverblümt geschildert und von einem substanziellen Defizit gesprochen, das damals noch über 1,6 Millionen Euro betragen hatte. Damals hatte der Rat Maßnahmen beschlossen, darunter die Erhöhung der Grundsteuer, die unterm Strich das Defizit um 631 000 Euro verringerten. Durch die Haushaltskonsolidierung ergaben sich weitere, zumeist kleinere Einsparungen sowie Ertragssteigerungen, die sich auf 227 000 Euro summieren. Dazu zählen Mehreinnahmen von 162 000 Euro durch eine Erhöhung der Parkgebühren, der der Rat unmittelbar vor dem Haushaltsbeschluss zustimmte.
Stimmen aus den Fraktionen zum Haushalt 2021
Für die Erschließung des Lehrenwegs, die Mitte 2021 starten soll, sind in diesem Jahr knapp 820 000 Euro eingeplant.
| Bild: Sylvia Floetemeyer
Laufendes Defizit um 50 Prozent reduziert
Man habe nicht nur das laufende Defizit halbiert, sondern es auch geschafft, „dass wir ab 2023 wieder ein positives Ergebnis erreichen“, sagte Sonntag. „Wir sind auf einem guten Weg, aber er ist noch nicht das Ziel. Wir haben noch einige Anstrengungen vor uns.“ Negative Ergebnisse dürften maximal drei Jahre im Haushalt stehen, sonst werde der Fehlbetrag mit dem Basiskapital verrechnet, was bedeute: „Das zehrt unser Eigenkapital auf.“
Der Saldo des Finanzhaushaltes beträgt gut 850 000 Euro. Darin eingerechnet ist eine Kreditaufnahme von 3,7 Millionen Euro. Sobald man das Hämmerle-Areal verkauft habe, sei 2024 eine erste Tilgung mit 3,4 Millionen Euro möglich. Außerdem erwarte die Stadt noch Mittel aus der Schulbauförderung, sodass Ende 2024 der Zahlungsmittelbestand wieder 3 Millionen Euro betragen solle. Die Stadt habe 6 Millionen Euro in die Schule investiert und das bis dato alles aus eigenen Mitteln geleistet, sagte Sonntag. Aber auch der Eigenbetrieb Wasserwerk braucht einen Kredit über 930 000 Euro. Wie einige Ratsmitglieder, etwa Magdalena Malin (Umbo), ausgerechnet haben, wüchsen die Schulden der Stadt, inklusive der Wasser-Eigenbetriebe und der Therme, laut Plan bis Ende 2021 auf 11,5 Millionen Euro.