Mutter und Tochter strahlen in der zum Weihnachtsverkaufsstand umfunktionierten Erdbeere um die Wette. Der Verkauf auf dem Fuchshof zwischen Litzelstetten und Dingelsdorf ist die Alternative zum Konstanzer Weihnachtsmarkt. Tochter Lauren Radimirsch berichtet: „Die Stimmung beim Aufbau des Konstanzer Weihnachtsmarkts war ohnehin bei allen gedrückt. Als das Aus kam nach nur fünf Tagen, waren wir Standbetreiber alle wahnsinnig frustriert.“

Für die Betreiberinnen des Ladens Phantasieschmuck in Meersburg ist der Weihnachtsmarkt stets ein gutes Wintergeschäft. Dann, wenn an der Steigstraße nicht viel läuft in Sachen verkaufen und der Familienbetrieb mit eigener Manufaktur in der Regel geschlossen bleibt. Schon vergangenes Jahr mussten die Frauen auf den Weihnachtsmarkt verzichten.

„Wir unterstützen den Schmuckladen gern“

„Der Anruf meiner Freundin Julia Trompeteler, die uns anbot, den Verkaufsstand auf dem Fuchshof zu installieren, war unsere Rettung“, sagt Lauren Radimirsch. Trompeteler, Frau des Juniorchefs am Fuchshof, Florian Fuchs, erfuhr aus der Zeitung von der Schließung des Weihnachtsmarkts und kam mit der Idee auf die schmuckbegeisterten Frauen zu. Fuchs klärte die Formalien mit dem Ordnungsamt und schon wurde aus dem Erdbeerstand eine Weihnachtserdbeere: „Wir unterstützen den Schmuckladen gern“, sagt Fuchs: „Die Erdbeere hat derzeit sowieso keine Funktion und Verkaufsfläche wird nicht genommen. Und Schmuck passt gut zur weiblichen Kundschaft hier.“

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Dabei gibt es die Idee, einen kleinen Adventsmarkt auf dem Gelände des Fuchshofes zu installieren, schon länger. „Bislang haben wir uns im Familienrat immer dagegen ausgesprochen“, räumt Florian Fuchs ein. „Unser Qualitätsanspruch ist hoch. Wenn wir es machen, muss es etwas richtig Gutes werden.“ Vielleicht ist die Hilfsaktion ein Schritt in die Richtung, diese Idee weiterzuverfolgen. Ilsetraud Bartels, Inhaberin des Meersburger Schmuckladens, würde es freuen: „Wir fühlen uns hier sehr willkommen.“

Ilsetraud Bartels (links) und ihre Tochter Lauren Radimirsch präsentieren im Geschäft Phantasieschmuck den Stolz des Familienbetriebs: ...
Ilsetraud Bartels (links) und ihre Tochter Lauren Radimirsch präsentieren im Geschäft Phantasieschmuck den Stolz des Familienbetriebs: selbst gefertigten historischen Modeschmuck. Das Bild entstand im März dieses Jahres. Aktuell ist der Laden geschlossen. | Bild: Santini, Jenna

Tochter Lauren Radimirsch ergänzt: „Das Publikum ist überrascht vom Erdbeerstand, aber alle sind überaus aufgeschlossen.“ Bedient wird sich querbeet, meist seien es kleine Geschenke für Tochter, Enkelin oder Nachbarin. Für den Konstanzer Weihnachtsmarkt hatten die Frauen Ware eingekauft und ihre Hütte repariert. „Unter dem Gesichtspunkt, dass der Markt unsicher ist, haben wir ihn mit wenig Arbeitseinsatz vorbereitet“, sagt Radimirsch. Es folgten gerade fünf Öffnungstagetage, bevor Schluss war. An diesem Freitag und Samstag sowie am kommenden Mittwoch sind sie nun zumindest noch am Fuchshof.

Von ihren Kunden erreichte sie eine große Welle an Anteilnahme, als die Schließung des Weihnachtsmarktes bekannt wurde. „Wir wurden dadurch psychisch gerettet“, erklärt sie. Auch die Zeit in der Weihnachtserdbeere tut der Seele gut. „Schmuck ist für das Wohlbefinden“, sagt die Ladenbesitzerin und davon könnte jeder eine Menge gebrauchen. Lauren Radimirsch betont, wie dankbar man der Familie Fuchs ist. Finanziell stellt der Verkauf einen wichtigen Ausgleich dar, ist aber kein Vergleich mit den Menschenmassen, die den Konstanzer Weihnachtsmarkt besuchen oder sich im Sommer die Steigstraße in Meersburg hochdrängen.

Gute Bilanz für die Sommer 2020 und 2021

Obwohl das zweifache Weihnachtsmarktaus für den Laden höchst bedauerlich ist, haben die Frauen ein Auskommen für ihr Geschäft. Radimirsch blickt auf gute Sommergeschäfte in den Jahren 2020 und 2021 zurück. „Es ist etwas völlig anderes für diejenigen, die immer nur Märkte machen“, erläutert sie. „Trotzdem wünschen wir uns natürlich, dass die kommenden Winter besser werden.“ Der Laden in Meersburg soll ab Februar an schönen Wochenenden öffnen und zum Saisonstart im März dann wieder voll.

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