Der alte und neue Bürgermeister Robert Scherer schwebte im wahrsten Sinne des Wortes vor Glück ob seiner Wiederwahl: Die Freiwillige Feuerwehr überraschte ihn mit einer Freifahrt im Korb der großen Drehleiter, sodass Scherer seine Dankesrede aus luftiger Höhe halten konnte. Doch so gar nicht von oben herab dankte der Bürgermeister all seinen Unterstützern, die ihn ermutigt und Hilfe angeboten hätten.
Berührt von persönlichen Angriffen auf die Familie
Kurz versagte ihm die Stimme, als er seiner Frau und seiner Familie dankte, welche ihm auch in der schwierigen Phase seines Amtes beigestanden seien. Diesmal ging er nicht näher darauf ein, doch beim Neujahrsempfang 2024, als er seine erneute Bewerbung ankündigte, hatte er von persönlichen Angriffen auf die Familie gesprochen.
Anerkennung für den Mitbewerber
Schnell überwog dann aber wieder die Freude über seine Wiederwahl und Robert Scherer dankte Kollegen und Gemeinderatsmitgliedern. „Wir haben in den letzten acht Jahren viel zustande gebracht und werden das auch in den nächsten acht Jahren fortführen“, versprach Scherer. Seinem Mitbewerber Theodor Artiles Pflüger dankte er für das Miteinander und dessen Ziel, die Wahlbeteiligung nach oben zu bringen. „Auch wenn ich dadurch ein paar schlaflose Nächte hatte“, wie der wiedergewählte Bürgermeister nun befreit lächelnd zugeben konnte.
Für die Organisation des Wahlabends dankte er seinem Team und den Mitgliedern der Alten Herren des
Turn- und Sportvereins (TuS) für die Bewirtung sowie der „weltbesten Blaulichtfamilie des Bodenseekreises“. Sein Dank ging auch an die Stadtkapelle unter dem Dirigat von Jannick Hoffmann, die ein Ständchen spielte. Nach den Worten „Wir sind eine große Gemeinschaft – ich freue mich auf die Zukunft“ ließ die Feuerwehr Scherer zurück auf den Boden des Rathausvorplatzes, wo die zahlreichen Gratulanten schon warteten. Darunter waren der komplette Gemeinderat sowie die Ortsvorsteherin des Ortschaftsrats Baitenhausen / Schiggendorf, Martina Wengle-Reußner, und deren Vertreterin Monika Fassott.
Freude in der SPD-Fraktion
Gemeinderat Boris Mattes hatte im Vorfeld der Wahl öffentlich für die SPD-Fraktion erklärt, dass diese die Kandidatur Scherers unterstützen werden. Mattes freute sich über dessen Wiederwahl: „Ich bin super zufrieden.“ Er habe Scherer schon vor dessen erster Wahl gegen den damals amtierenden Bürgermeister Martin Brütsch unterstützt.
Mattes beschrieb die Zusammenarbeit als gutes Miteinander auf Augenhöhe. Insbesondere für die angestoßenen großen Themen in der Gemeinderatsarbeit sei es wichtig, dran bleiben zu können, meinte er. „Das ist jetzt eine gute Basis für die kommenden Aufgaben“, sagte der Fraktionssprecher.

Für den Turn- und Sportverein als größten Verein der Stadt kommentierte Thomas Hausberger die Wiederwahl. „Wir hoffen wie in der Vergangenheit auf weitere konstruktive Zusammenarbeit“, sagte der stellvertretende Vorsitzende. Für alle ehrenamtlich Tätigen sei es eine herausfordernde Zeit, meinte er weiter. „Da ist es gut, ein offenes Ohr in der Stadtverwaltung zu haben“, betonte Hausberger.
Das sagen Bürger zur Wahl
Ebenfalls zufrieden mit dem Wahlausgang war der Meersburger Bürger Manuel Back. „Das war klar für mich“, sagte er, ein anderer Ausgang hätte ihn stark verwundert. Doch er ärgere sich über die geringe Wahlbeteiligung. Gerade in einem so kleinen Ort hätte er sich erhofft, dass mehr zur Urne gingen.
Gabi Lehmert-Knaus wurde dazu deutlicher: „Die Wahlbeteiligung ist eine Schande für Meersburg“, wetterte sie. „Erst die Demokratie mit Füßen treten, dann aber hinterher motzen.“

Frede fiebert mit dem Amtskollegen mit
Aus einem anderen Winkel betrachtete Hagnaus Bürgermeister Volker Frede den Wahlausgang, stand er doch vor kurzem vor einer ähnlichen Situation. Er hatte sich bei der Bürgermeisterwahl ebenfalls gegen einen Herausforderer behaupten müssen und war wiedergewählt worden. So könne er sich vorstellen, wie es seinem Amtskollegen Scherer gegangen sein müsse. „Wir waren bestimmt beide gleich nervös, schließlich ist uns beiden die Arbeit vergleichbar wichtig“, sagte Frede. Er habe aber das Ergebnis für die Wiederwahl Scherers erwartet. „Das freut mich für Meersburg, für den Gemeindeverwaltungsverband und auch persönlich“, sagte Frede.

Artiles Pflüger als fairer Verlierer
Nachdem er auf dem Vorplatz des Rathauses unzählige Hände geschüttelt und Glückwünsche entgegengenommen hatte, kam Scherer kurz nach 20 Uhr in den Ratskeller, wo die Wahlparty schon voll im Gange war. Nochmals empfingen ihn tosender Applaus und Jubelrufe. Im Keller war auch Herausforderer Artiles Pflüger. Dieser hatte sich schon zuvor draußen als fairer Verlierer gezeigt und dem wiedergewählten Bürgermeister gratuliert: „Ich freue mich für Sie!“

Auf Nachfrage antwortete Artiles Pflüger, dass er mit den erreichten rund zehn Prozent der Stimmen zufrieden sei. Sein Antrieb sei es gewesen, die Wahlbeteiligung zu steigern. „Durch meine Kandidatur war die Wahlbeteiligung höher“, gab er sich selbstbewusst und meinte: „Das ist ein Gewinn.“ Auch wäre es nicht in seinem Sinn gewesen, wenn es nur einen Kandidaten gegeben hätte, denn „somit hat der Bürgermeister einen echten demokratischen Wahlsieg“, sagte Artiles Pflüger.