Robert Scherer wurde wiedergewählt. 4843 Bürger hätten wählen gehen können. Gerade einmal 1925 Personen nahmen dieses Wahlrecht wahr, also 39,75 Prozent. Das darf man, gelinde gesagt, als bedauerlich bezeichnen. Schon den ganzen Tag über hatte sich diese geringe Wahlbeteiligung in den Wahllokalen abgezeichnet. Keine Scharen von Meersburgern, die gleich morgens oder nach einem Sonntagsspaziergang die Wahllokale aufgesucht hätten.

Scherer für viele von Anfang an gesetzt?

Wer nach Gründen dafür sucht, landet schnell bei der Frage: Galt Robert Scherer vielen Bürgern bereits als gesetzt? Er wird das Rennen schon machen? Der Amtsinhaber brachte in den vergangenen acht Jahren Projekte voran, über die in Meersburg lange nur gesprochen wurde. Eines der größten ist das 2020 eröffnete Parkhaus am See, eines der mühsamsten das weiter unbebaute Hämmerle-Areal. Auch in der ersten Amtszeit Scherers gab es einen erneuten Anlauf. Zudem präsentiert er sich innovativ, engagiert sich etwa im Bereich Seewärme.

Manchem Meersburger galt Scherer gar als Bürgermeister, der (zu) viel bauen wollte. Hatten wechselwillige Bürger schlichtweg keine Auswahl? Während Scherer 2017 als verwaltungserfahrener Bauamtsleiter aus der Nachbargemeinde Uhldingen-Mühlhofen eine echte Alternative zum damaligen Amtsinhaber Martin Brütsch bot, blieb Theodor Artiles Pflüger blass. Bis auf ein Gesprächsangebot offerierte er keine Wahlkampftermine und trat wenig bis gar nicht mit eigenen Themen auf. Am Wahlabend schrieb er sich die Wahlbeteiligung auf die Fahne. Durch seine Kandidatur sei sie höher gewesen, sagte er.

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Auf einer sachlichen Ebene gibt es sicher weitere Gründe für die verhaltene Beteiligung von 39,75 Prozent. Oft werden das schlechte Wetter – der Sonntag war ein bedeckter Tag – oder die allgemeine Politikverdrossenheit herangezogen. Da vergisst mancher Bürger schon mal, welche Vorzüge eine Demokratie hat.

Unterstützung in Zeiten von Anfeindungen

Auf einer persönlichen Ebene hat das Thema eine weitere Dimension. Es wird immer schwieriger, sich politisch zu engagieren. Auch Scherer berichtete in der Vergangenheit von Anfeindungen. Als er seiner Familie und seinen Freunden dankte, bebte seine Stimme. Bürgervertreter brauchen politische, aber auch menschliche Unterstützung. Zur Bundestagswahl am 23. Februar haben die Meersburger das nächste Mal Gelegenheit, diese zu zeigen. Bei der Bürgermeisterwahl wäre Luft nach oben gewesen.