Den alten Brauch des Einschnellens, der einen geschickten Umgang mit der Karbatsche erfordert, pflegten heute um 12 Uhr auf dem Marktplatz nach und nach insgesamt rund ein Dutzend Närrinnen und Narren, von der 18-jährigen Tabea Müller, die mit acht Jahren zu schnellen anfing, bis zum 74-jährigen Paul Schupp, der das schon seit über 60 Jahren macht.

Üblicherweise ist Schnellen das Metier der Hänsele, zu deren Häs die Karbatsche als obligatorisches Accessoire zählt. Die Meersburger Hänsele wurden zwar erst 1976 wiederbelebt, hatten aber ein historisches Vorbild. Und das Schnellen war auch in der hänselefreien Zeit nicht aus der Mode, wie sich Schupp erinnert.

In seiner Kindheit und Jugend hätten sich vom 6. Januar an bis zur Fasnet werktags jeden Abend um 18 Uhr „alle jungen Kerle aus der Umgebung“ auf dem Marktplatz eingefunden und geschnellt. „Vor allem die Metzgergesellen hatten‘s drauf“, erzählt Schupp.
Wie etwa auch in Überlingen findet das Einschnellen in Alltagskleidung statt. Nur im vergangenen Jahr gab es in Meersburg eine Ausnahme. Da früh klar war, dass die offizielle Fasnet ausfallen würde, hatte Hänsele-Mutter Idun Weißhaar Oliver Utsch gebeten, stellvertretend für die Hänsele, ausnahmsweise im Häs zu schnellen.

Aufgrund der Pandemie legt die Narrenzunft Schnabelgiere auch dieses Jahr keinen Narrenfahrplan fest. „Wir fahren auf Sicht“, sagte Zunftmeister Norbert Waßmer, der sich ebenso als Zuschauer eingefunden hatte wie etliche seiner Zunft-Mitglieder und auch Bürgermeister Robert Scherer.

Das Schnabelgiere-Allerlei, eine traditionelle Saalveranstaltung, hatte die Zunft schon relativ früh gestrichen. Ob und wie eine Straßenfastnacht stattfinden wird, kann zum derzeitigen Zeitpunkt niemand sagen. Auch nicht, ob es am Rosenmontag vielleicht doch wieder ein Kärrelerennen geben könnte. Versierte Akteure wären in der Lage, auch ganz kurzfristig etwas auf die Räder zu stellen.
„Wir haben auch schon Kärrele am Montagmorgen gebaut“, meinte jedenfalls Tobias Keck, der mit der Gruppe „Frohlockende Engel“, zum Inventar der Gaudi-Veranstaltung zählt. Dieses Jahr hätte sie ihr 33. Jubiläum. Ganz ohne Fastnachtsflair wird Meersburg aber auch 2022 nicht sein: Am kommenden Samstag hänge man an den Straßen die bunten Bändel auf, kündigte Hexenvater Uwe Raschke an.