Den alten Brauch des Einschnellens, der einen geschickten Umgang mit der Karbatsche erfordert, pflegten heute um 12 Uhr auf dem Marktplatz nach und nach insgesamt rund ein Dutzend Närrinnen und Narren, von der 18-jährigen Tabea Müller, die mit acht Jahren zu schnellen anfing, bis zum 74-jährigen Paul Schupp, der das schon seit über 60 Jahren macht.

Paul Schupp pflegt den Brauch des Einschnellens schon seit über 60 Jahren.
Paul Schupp pflegt den Brauch des Einschnellens schon seit über 60 Jahren. | Bild: Sylvia Floetemeyer

Üblicherweise ist Schnellen das Metier der Hänsele, zu deren Häs die Karbatsche als obligatorisches Accessoire zählt. Die Meersburger Hänsele wurden zwar erst 1976 wiederbelebt, hatten aber ein historisches Vorbild. Und das Schnellen war auch in der hänselefreien Zeit nicht aus der Mode, wie sich Schupp erinnert.

Tabea Müller, heute 18, hat bereits mit vier Jahren angefangen zu schnellen.
Tabea Müller, heute 18, hat bereits mit vier Jahren angefangen zu schnellen. | Bild: Sylvia Floetemeyer

In seiner Kindheit und Jugend hätten sich vom 6. Januar an bis zur Fasnet werktags jeden Abend um 18 Uhr „alle jungen Kerle aus der Umgebung“ auf dem Marktplatz eingefunden und geschnellt. „Vor allem die Metzgergesellen hatten‘s drauf“, erzählt Schupp.

Fasnet wird eingeschnellt Video: Sylvia Floetemeyer

Wie etwa auch in Überlingen findet das Einschnellen in Alltagskleidung statt. Nur im vergangenen Jahr gab es in Meersburg eine Ausnahme. Da früh klar war, dass die offizielle Fasnet ausfallen würde, hatte Hänsele-Mutter Idun Weißhaar Oliver Utsch gebeten, stellvertretend für die Hänsele, ausnahmsweise im Häs zu schnellen.

2021 eröffnete in Meersburg ein Hänsele die Fasnet mit dem Schnellen der Karbatsche. Die schwarze Farbe des Häs sollte die Trauer ...
2021 eröffnete in Meersburg ein Hänsele die Fasnet mit dem Schnellen der Karbatsche. Die schwarze Farbe des Häs sollte die Trauer symbolisieren über die närrischen Veranstaltungen, die coronabedingt ausfallen mussten. | Bild: Sylvia Floetemeyer

Aufgrund der Pandemie legt die Narrenzunft Schnabelgiere auch dieses Jahr keinen Narrenfahrplan fest. „Wir fahren auf Sicht“, sagte Zunftmeister Norbert Waßmer, der sich ebenso als Zuschauer eingefunden hatte wie etliche seiner Zunft-Mitglieder und auch Bürgermeister Robert Scherer.

Wie bereits 2020 hat Ehrenzunftmeister Peter Schmidt seine Schnabelgiere-Fahne wegen der erneut eingeschränkten Fasnet mit einem ...
Wie bereits 2020 hat Ehrenzunftmeister Peter Schmidt seine Schnabelgiere-Fahne wegen der erneut eingeschränkten Fasnet mit einem Trauerflor versehen. | Bild: Sylvia Floetemeyer

Das Schnabelgiere-Allerlei, eine traditionelle Saalveranstaltung, hatte die Zunft schon relativ früh gestrichen. Ob und wie eine Straßenfastnacht stattfinden wird, kann zum derzeitigen Zeitpunkt niemand sagen. Auch nicht, ob es am Rosenmontag vielleicht doch wieder ein Kärrelerennen geben könnte. Versierte Akteure wären in der Lage, auch ganz kurzfristig etwas auf die Räder zu stellen.

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„Wir haben auch schon Kärrele am Montagmorgen gebaut“, meinte jedenfalls Tobias Keck, der mit der Gruppe „Frohlockende Engel“, zum Inventar der Gaudi-Veranstaltung zählt. Dieses Jahr hätte sie ihr 33. Jubiläum. Ganz ohne Fastnachtsflair wird Meersburg aber auch 2022 nicht sein: Am kommenden Samstag hänge man an den Straßen die bunten Bändel auf, kündigte Hexenvater Uwe Raschke an.