Die Narren unter Führung von Zunftmeister Alexander Wurster, auch Zunfti Alex der Erste genannt, eroberten das Rathaus von Meersburg mit sanften Mitteln. Zuerst bot der neue Zunftmeister eine Physiotherapie, doch dem Bürgermeister sagten die mitgebrachten Leibärzte nicht zu. Robert Scherer meinte: „Wenn ich mir die so anschaue, dann sind jetzt schon alle Knochen bei mir gebrochen.“

Zunftmeister lockt mit viel Amore
Also versuchte der Zunfti es charmant italienisch mit Amore. Mit Hilfe der als Amor verkleideten Burgfräulein lockte der Zunftmeister den Rathauschef mit einem romantischen Urlaub in Verona. Dorthin, wo schon Romeo und Julia auf dem Balkon standen, solle sich doch auch Bürgermeister Robert Scherer begeben und mit seiner Frau die Zeit genießen.
Scherer genoss die zwei Jahre Ruhe im Rathaus
Robert Scherer, der eigentlich ganz froh gewesen war, zwei Jahre lang Ruhe im Rathaus vor der Narretei gehabt zu haben, hätte die Narren lieber daheim gesehen, um ihre Gesundheit zu hüten. Doch angesichts der Ärzte, der vorbereiteten Schluckimpfung und der mit Liebespfeilen um sich schießenden Amores im Doppelpack gab er dem Druck der Narrenschar dann doch langsam nach.
Schultes mit Reise nach San Gimignano bestechlich
Jedoch nicht ohne auf den versprochenen Urlaubsbonus zu verzichten. „Den Balkon von Romeo und Julia brauch ich nicht mehr, aus dem Alter bin ich raus“, handelte er mit der Narrenspitze. Das sei doch eher etwas für den Zunftmeister selber. „Also für solche wie Sie als junger, dynamischer, gut aussehender, bärtiger und gestandener Mann“, schmierte Robert Scherer dem Adressaten seiner närrischen Worte Honig ums Maul. Aber in die Partnerstadt nach San Gimignano würde er schon fahren, wenn die Zunft das bezahle.
Weil er den Deal für perfekt hielt, ließ er den Schlüssel am Seil runter zum wartenden Narrenpolizisten. Dieser reckte ihn weithin sichtbar hoch und verkündete die Eroberung des Amtsgebäudes. Als sichtbares Zeichen der Machtübernahme trat der Schnabelgiere an das Fenster des hohen Hauses und verteilte seine Gutzelen und Brezeln. Die Narrenschar schunkelte fröhlich zum Schnabelgierewalzer.

Der Schluckimpfung folgt die bittere Wahrheit
Im Ratskeller bekam der entmachtete Bürgermeister seinen Urlaubsgutschein und die Schluckimpfung, verabreicht von Kräuterdoktor Heiko Herp. Und da diese Impfungen bekanntlich bitter sind, musste sich der Bürgermeister der bitteren Wahrheit stellen, dass die Schnabelgierezunft den Urlaub in der Toskana wohl doch nicht bezahlen wird.
Hängen die Narren im Reisebüro fest?
Das fröhliche Narrenvolk feierte derweil in den Gassen der Stadt mit musikalischer Begleitung der Narrenkapelle und den Baumeistern. Vor dem Rathaussturm hatten die bunt gekleideten Mäschgerlen bereits die Schule und den Kindergarten befreit. Doch dies schien dieses Jahr gar nicht so einfach gewesen zu sein. Oder lag es am dichten Nebel, dass der Zug erst mit halbstündiger Verspätung auf den Marktplatz zog? Vielleicht mussten die Narren auch im Reisebüro warten, um den Urlaub zu buchen? Manche Dinge bleiben wohl ein närrisches Geheimnis. Ho Narro!