100 Geflüchtete sollen ab Ende 2024 in einem ehemaligen Fabrikgebäude in Meersburg untergebracht werden. Zuständig für die Unterbringung der Menschen ist der Landkreis. Doch ganz so einfach wie gedacht, gestaltet sich die Angelegenheit bislang nicht. Das Thema hat die Bürger in Meersburg gespalten.
So bildete sich vor einigen Wochen eine Initiative, die insgesamt 385 Unterschriften für ein Bürgerbegehren gegen die Flüchtlingsunterkunft sammelte. Als Grund gaben die Verantwortlichen mögliche soziale Probleme durch die Unterkunft an. Das eingereichte Bürgerbegehren wurde von der Meersburger Stadtverwaltung intensiv geprüft.
Bürgerbegehren ist Thema im Gemeinderat
Über das Ergebnis der Prüfung und über die Frage, wie es nun weiter geht, wird am Dienstag im Gemeinderat beraten. In der Beschlussvorlage heißt es bereits konkret: „Der Gemeinderat der Stadt Meersburg stellt fest, dass das Bürgerbegehren unzulässig ist und ein Bürgerentscheid nicht durchgeführt wird.“ Zu diesem Schluss komme laut Vorlage eine Anwaltskanzlei, die von der Stadt beauftragt wurde, das Anliegen zu prüfen.
Wenn der Gemeinderat dem Beschlussvorschlag zustimmt, wäre das Bürgerbegehren also vom Tisch. Das würde auch der Turn- und Sportverein Meersburg (TuS) begrüßen, der sich in der Zwischenzeit beim SÜDKURIER gemeldet hat. Durch den Widerstand der Bürger befürchtet der Verein, dass die Turnhalle im Zweifel als Notunterbringung für Geflüchteten dient und dann nicht mehr für den Sport zur Verfügung stünde.
Verein möchte Sporthalle nicht wieder verlieren
„Wir mussten unseren Vereinsalltag schon während der Corona-Zeit ohne die Halle bestreiten. Das war schwierig und das möchten wir nicht mehr“, betont Michael Gröer, Vorsitzender des TuS. Außerdem, so betont Gröer, helfe der Verein mit seinen mehr als 1000 Mitgliedern grundlegend bei der Integrationsarbeit.

„Unsere Aufgabe als Verein ist es, ein Angebot zu bieten und zu integrieren“, sagt Gröer. „Wir wollen jedem die Möglichkeit geben, hier eine Heimat zu finden.“ Auch aktuell gehören bereits viele Geflüchtete zum TuS – Syrer, Afghanen, Afrikaner, Ukrainer und mehr. Gröer betont: „Wir sind ein multikultureller Verein für alle, die Spaß an Bewegung haben.“
Sprache und Kultur beim Sport vermitteln
Dass Integration durch Sport gut funktionieren kann, ist längst bekannt. Sowohl die deutsche Sprache als auch die kulturellen Werte können hier vermittelt werden. Wie Gröer erklärt, gebe es beispielsweise einige Frauen, die als Übungsleiterinnen ehrenamtlich tätig sind. „Für manche Menschen aus anderen Kulturen ist so etwas nicht vorstellbar. Hier zeigen wir ihnen, dass das bei uns ganz normal ist.“
Doch um bei der Integration zu helfen und ein Sportprogramm anzubieten, braucht der TuS auch seine Räumlichkeiten. Momentan ist die Sporthalle im Sommertal täglich belegt, auch Schulsport findet dort statt. „Es würde uns wirklich bitter treffen, wenn wir die Halle nicht mehr nutzen könnten.“
Wunsch: Gesprächskreis mit der Stadt
Um die Situation besser einschätzen zu können, wünschen sich Michael Gröer und Thomas Hausberger, ebenfalls Mitglied im TuS-Vorstand, einen Gesprächskreis mit der Stadt. „Wir sind jederzeit bereit, uns zu beteiligen, um die Situation gemeinsam zu meistern und auch mögliche Probleme zu lösen“, betonen die beiden. Am Ende profitiert der TuS nämlich auch von den Geflüchteten: „Es wird immer schwieriger, Nachwuchs zu finden. Wir freuen uns also stets über neue Mitglieder, egal woher sie kommen.“