Ein emissionsfreier, gebündelter Lieferverkehr für die Stadt: Diese Vision will Meersburg mithilfe eines Landesförderprogramms zumindest teil- und zunächst versuchsweise umsetzen. Die Stadt wurde vom baden-württembergischen Wirtschaftsministerium für den Ideenwettbewerb „Elektromobile Logistik in Klein- und Mittelstädten“ ausgewählt. Die Meersburger Idee, die die Zusage einbrachte: Der Zulieferverkehr, vorerst für die Gastronomie, wird in einem „Hub“ konzentriert, einer zentralen Stelle am Ortsrand. Hier werden die Waren auf ein emissionsfreies E-Fahrzeug umgeladen, das sie an alle Empfänger ausfährt.
192 000 Euro Förderung für Projektkosten von 255 000 Euro
Das Projekt, das der Gemeinderat einstimmig befürwortete, läuft ab sofort bis Dezember 2021. Es kostet 255 000 Euro, davon sind 192 000 Euro Fördermittel. Den Rest, vor allem Personalkosten, tragen die Projektpartner: Neben der Stadt sind das die Unternehmen H. Geyer, Bodensee-Campus und Dokeo.

Gastro-Zulieferer, Studienzentrum und Kommunikationsagentur als Partner
Die Firma Geyer ist ein Gastronomie-Zulieferer, der bereits zahlreiche Gaststätten in Meersburg mit Kühl- und Tiefkühlware bedient. Der Bodensee-Campus ist ein privates Studienzentrum in Konstanz, welches das Projekt unter Mithilfe von Studenten, die etwa Verkehrserhebungen machen sollen, begleiten und dokumentieren wird. Das erklärte der in Meersburg lebende Dozent Edgar Unger in der Gemeinderatssitzung. Die Kommunikationsagentur Dokeo, welche deren Senior Manager Andreas Braun vorstellte, wird das Projektmanagement und die Öffentlichkeitsarbeit übernehmen.
Das Projekt der emissionsfreien Lieferkette
Verwaltung versucht seit drei Jahren, Förderung für Mobilitätsprojekt zu bekommen
Bürgermeister Robert Scherer, für den E-Mobilität nach eigenem Bekunden eine Herzensangelegenheit ist, erklärte, er sei stolz, dass „das Land Baden-Württemberg unseren Vorschlag ausgewählt hat“. Er betonte: „Das ist nicht irgendein Projekt.“ In den vergangenen drei Jahren habe die Verwaltung bereits mehrfach auf Bundes- und Landesebene versucht, Förderung für eine nachhaltige Entwicklung der Mobilität zu bekommen. Die jetzige Zusage, ausgerechnet in dieser schwierigen Zeit, sei überraschend gekommen und umso erfreulicher.
Suche nach weiteren Lieferanten im Laufe des Jahres geplant
Markus Waibel (FW) sagte: „Das ist ein gutes Projekt, in das wir viel Hoffnung legen. Toll, dass wir‘s anschieben.“ Peter Schmidt (CDU) hakte nach, wieviele Unternehmen dafür in Frage kämen. Andreas Braun sagte, man starte mit Geyer und „wir schauen, dass wir andere ins Boot bekommen“. Die Post sei aber ausgeschlossen. Scherer sagte: „Wir fangen klein an und werden versuchen, im Laufe des Jahres noch mehr Lieferanten zu gewinnen.“ Er zeigte sich zuversichtlich, dass das gelinge, denn man habe zwei gute Argumente: „Der Unternehmer hat eine Zeitersparnis und wir können mit Anlieferungszeiten spielen.“
Töbele-Parkplatz Favoritz für zentralen Sammelpunkt „Hub“
Für den „Hub“ habe man mehrere Standorte im Blick: Favorit sei der Töbele-Parkplatz, sagte Scherer auf Nachfrage von Alexandrea Mahl (Umweltgruppe). Christine Ludwig (Grüne) sagte: „Ich bin dankbar, dass wir das angehen, auch wenn‘s ein kleines Projekt ist.“ Sie fragte, wie man nach dem Ende des Projekts die Nachhaltigkeit sichern wolle. Braun sagte, wenn das Projekt erfolgreich laufe, werde man in der ersten Jahreshälfte 2021 „ins Gespräch mit dem Wirtschaftsministerium gehen, was eine Verstetigung angeht“.
Projekt soll nach 2021 weiterlaufen
Scherer betonte: „Es soll nicht ein Projekt sein, das 2021 zu Ende ist.“ Er hoffe auf finanzielle Unterstützung für eine dauerhafte Fortführung. Er glaube, wenn sich der Zulieferdienst verstetige, seien auch Lieferanten bereit, für die während der Projektphase keine Kosten anfallen, sich daran finanziell zu beteiligen. Julia Naeßl-Doms (CDU) sprach von einem „spannenden, sportlichen Projekt“, dessen Umsetzung angesichts der vielen Lieferanten nicht einfach sei. Scherer betonte, man werde „mit einem Fahrzeug nur einen Bruchteil abdecken können“. Peter Krause (Umbo) fragte nach Details wie Kühltechnik oder wie man das Abzeichnen der Lieferscheine regle. Der Bürgermeister versicherte, Andreas Geyer, der sich mit Leidenschaft an dem Pilotprojekt beteilige, habe versichert, er werde für anfallende Fragen Lösungen finden.