Frau Adam, das erste Halbjahr neigt sich dem Ende. Was ist ihr Fazit im neuen Amt als Rektorin in Oberteuringen?
Ich fühle mich an der Teuringer-Tal-Schule ausgesprochen wohl. Sowohl von der großen Kinderschar als auch vom Kollegium und den Eltern wurde ich herzlich aufgenommen. Für mich hat sich in Oberteuringen ein Kreis geschlossen. Bis vor sechs Jahren war ich hier Lehrerin und manchmal frage ich mich, ob ich jemals weg gewesen bin.
Es hat sich aber auch vieles verändert, und das macht die Arbeit spannend. Besonders schätze ich den sehr guten Kontakt zum Rathaus, die persönliche Nähe und das offene Miteinander. Das gilt auch für die Vertreter der Vereine, mit denen ich im Rahmen des Ganztagskonzepts zu tun habe. Insgesamt empfinde ich die Atmosphäre als ausgesprochen positiv, sodass ich mich rundum wohlfühle.
Was sind besondere Herausforderungen?
Über allem steht aktuell der Bau der neuen Schule. Frage ist, ob dies am alten Standort oder auf der grünen Wiese passieren wird. Die ursprünglichen Pläne bezogen sich auf eine zweizügige Schule. Wir werden 2,5-zügig und bedingt durch die Neubaugebiete werden wir wachsen. Ab dem kommenden Schuljahr werden einige Klassen in Containern unterrichtet, eine gute Lösung für den Übergang.
Mit dem Containerbau habe ich bereits Erfahrungen gesammelt. Wichtig ist eine gute Ausstattung und die werden wir bekommen. Die eigentliche Herausforderung kommt, wenn wir zusammen mit dem Architekt in die konkrete Bauplanung gehen. Ich freue mich schon jetzt auf einen konstruktiven und kreativen Austausch, um die Schule in die Zukunft zu denken und zu planen. Wer darf das schon als Schulleiterin? Ich sehe das als große Bereicherung für meine Lebensarbeit.

Wie sind Ihre Erfahrungen mit dem Ganztagsbetrieb und der Inklusionsgruppe?
Die Ganztagsschule läuft im zweiten Jahr und es wurden einige Erfahrungen gesammelt, die wir jetzt mit Lehrern, dem Betreuungsteam und den Eltern evaluieren. Manche Abläufe haben wir bereits vereinfacht, außerdem wurde das AG-Angebot am Nachmittag deutlich erweitert. Aktuell gibt es 18 verschiedene AGs vom Töpfern über Fußball, dem Nachbau von Oberteuringen in Miniaturformat, Musik bis hin zur Englisch-AG. Es wird von knapp 70 der insgesamt 200 Schüler genutzt. Neu ist, dass am Mittwochnachmittag auch Halbtagskinder vom AG-Angebot profitieren können.
Die Inklusionsgruppe mit vier Kindern und einem für sie zuständigen Sonderpädagogen ist an einer Regelklasse angedockt und das läuft sehr gut. Etwa die Hälfte der Unterrichtszeit arbeiten die Kinder beider Gruppen zusammen. Ich selbst bin eine absolute Befürworterin der Inklusion. Sie ist mit ein Grund, warum ich mich auf die Rektorenstelle an der Teuringer-Tal-Schule beworben habe. Mein Wunsch ist, dass Inklusion selbstverständlich wird, aber dafür müssen die personellen und räumlichen Voraussetzungen erfüllt sein. Ich freue mich sehr, dass ich von den Eltern viele positive Rückmeldungen zum Thema Inklusion bekomme.
Woran haben Sie in Ihrem Schulalltag besonders viel Freude?
Mir gefällt, dass das Kollegium so offen ist für die anstehenden großen Themen der Schule und die damit verbundenen Herausforderungen. Häufig werfen mir die Lehrer den Spielball in Form von Ideen zu. Viel Spaß macht auch das Zusammenwirken mit den engagierten Eltern als weiteren Impulsgebern. Ich mag die Buntheit und Vielseitigkeit an meinem Rektorenberuf. Dazu gehört auch, dass ich selbst 16 Schulstunden unterrichte, worauf ich keinesfalls verzichten wollte. Es gibt keinen Tag, der gleich ist wie der andere – und genau das mag ich.
Bei Ihrer Einsetzungsfeier sagte Bürgermeister Ralf Meßmer, dass Sie auch Bauleiterfähigkeiten brauchen. Kamen die bereits zum Einsatz?
Ja, zum Beispiel beim Überprüfen der Baupläne für den Schulhausbau am Standort. Ich habe über Plänen gebrütet, überlegt, wie wir die Raumaufteilung machen, wo Bewegungsmelder sinnvoll wären, wo wir WLAN brauchen und vieles mehr. Ich habe geprüft, ob wir am alten Standort die inzwischen gewachsene Klassen- und Schülerzahl unterbekommen. Mein Ergebnis war, dass es funktionieren würde.
Was ist Ihr persönlicher Favorit? Ein Neubau am alten Standort oder auf der grünen Wiese?
Ich bin offen für beide Lösungen. Nachteil am alten Standort wäre ein kleines Außengelände, Baulärm und ein eingeschränkter Pausenbereich. Außerdem müsste man Alt- und Neubau zusammenbringen. Auf der grünen Wiese lässt sich alles neu und den Bedürfnissen der Schüler entsprechend konzipieren. Eine sehr große Rolle spielt die Sporthalle. Wir sehen unsere neue Schule in unmittelbarer Nähe zum Sportareal. Da gibt es nicht so viele Möglichkeiten. Wichtig ist in jedem Fall, objektiv in den Austausch mit dem Schulträger zu gehen.
Fragen: Claudia Wörner
Zur Person
Julie Adam stammt aus Friedrichshafen und machte ihr Abitur am Graf-Zeppelin-Gymnasium. Sie studierte die Fächer Deutsch, Theologie und Anfangsunterricht an der Pädagogischen Hochschule in Weingarten. Ihr Referendariat legte sie an der Bodensee-Schule St. Martin in Friedrichshafen ab. Hier sammelte sie in Familienklassen zehn Jahre Berufserfahrung. Seit 27 Jahren lebt Julie Adam mit ihrer Familie in Oberteuringen. Sie ist verheiratet und hat drei Kinder. Von 2002 bis 2012 war sie bereits als Lehrerin an der Teuringer-Tal-Schule tätig, 2012 als Konrektorin. Jeweils als Rektorin folgten vier Jahre an der Don-Bosco-Schule in Friedrichshafen-Ettenkirch und zwei Jahre an der Grundschule in Markdorf-Leimbach.