Oberteuringen – Ab Herbst werden in den fünf Familienklassen mit Erst- und Zweitklässlern an der Teuringer-Tal-Schule insgesamt 113 Kinder unterrichtet. Vier von ihnen werden Anspruch auf ein sonderpädagogisches Bildungsangebot mit dem Förderbedarf "Geistige Entwicklung" haben.
Monika Schellhaase ist Leiterin des Teams Inklusion am Staatlichen Schulamt Markdorf. Gemeinsam mit Rektor Wolfgang Schüssler und der Inklusionsbeauftragten der Gemeinde Oberteuringen, Annika Taube, stellte sie im Gemeinderat die rechtliche, finanzielle und pädagogische Situation vor. Die 2009 von Deutschland unterzeichnete UN-Behindertenrechtskonvention wurde 2015 in Baden-Württemberg bindend ratifiziert. Im Bereich Bildung gibt sie den Eltern das Recht zu entscheiden, ihre Kinder in sonderpädagogischen Einrichtungen unterrichten zu lassen oder inklusiv in allgemeinbildenden Schulen.
Für die Oberteuringer Kinder wird es als Glücksfall angesehen, dass gleichzeitig drei Kinder aus der Gemeinde und ein Kind aus Markdorf eingeschult werden, für die ein entsprechender Förderbedarf besteht. Das Schulamt Markdorf ist für eine möglichst wohnortnahe Umsetzung zuständig und beschult mittlerweile im gesamten Zuständigkeitsgebiet, zu dem der Landkreis Ravensburg und der Bodenseekreis gehören, 680 Kinder in Inklusionsklassen.
Unterrichtet werden die Klassen im sogenannten "Team Teaching." Eine Lehrkraft der Schule und eine sonderpädagogische Lehrkraft der Tannenhagschule in Friedrichshafen unterrichten gemeinsam die ganze Klasse. Außerdem wird eine weitere Kraft zur Verfügung stehen, um die Teilhabe der Kinder mit Beeinträchtigung am Schulleben zu ermöglichen.
Finanziell entstehen der Gemeinde keine zusätzlichen Kosten, da alle Maßnahmen refinanziert werden. Die Kapazitätsgrenzen der Schule, was das Raumangebot anbelangt, werden nicht zusätzlich strapaziert, da Rückzugsräume im Ganztagesbereich als Differenzierungsbereich für die Schüler mit Förderbedarf genutzt werden können.
Aus den bisherigen Erfahrungen wisse sie nur Gutes zu berichten, erklärte Schellhaase: "Nach spätestens einem Jahr wollen alle in die Inklusionsklasse. Diese Lehrkräfte sind ein Pfund für die Schule, eine Bereicherung." Bürgermeister Ralf Meßmer ergänzte: "Auch die Kinder selber sind ein Pfund, ein Geschenk für die ganze Schule."
Inklusion
Die 2007 formulierte und 2009 vom Deutschen Bundestag ratifizierte UN- Behindertenrechtskonvention fordert, "Menschen mit Behinderung zur wirklichen Teilhabe an einer freien Gesellschaft zu befähigen". Der Landtag von Baden-Württemberg verabschiedete am 15. Juli 2015 die Änderung des Schulgesetzes zur Inklusion und schaffte damit als eines der letzten Länder die Sonderschulpflicht ab. Praktisch wurde die Änderung als Wahlmöglichkeit laut Schulamt Markdorf aber bereits vorher umgesetzt und von rund 300 Kindern genutzt. Seit 2015 jedoch sind die Schulen verpflichtet, inklusiv zu unterrichten, wenn der Bedarf besteht. Die Arbeitsstelle Inklusion am Staatlichen Schulamt in Markdorf mit Leiterin Monika Schellhaase und ihrem Team steht sowohl Eltern als auch Schulen beratend, unterstützend und helfend bei der Umsetzung zur Seite.
Informationen im Internet:www.schulamt-markdorf.de