Widerstand gegen den Flächenfraß wächst: Das steckt hinter der Kontroverse um die Gewerbegebiete in Salem und Owingen
„Stoppt den Flächenfraß“ fordert das Aktionsbündnis Grünzug in Salem. Die Kritik richtet sich gegen den Regionalplan, beziehungsweise das, was im neuen Plan bei Neufrach angedacht ist, nämlich eine 27 Hektar große Vorrangfläche für Gewerbebetriebe. Der Plan wird in nächster Zeit fortgeschrieben, betrifft die ganze Region, und führt auch in Owingen und der Region zu teils heftigen Diskussionen. Wir beantworten die wichtigsten Fragen. Darunter die Frage der Kritiker, die wissen möchten, wie sie sich Gehör verschaffen können.
Dieses Bild entstand im September 2018 mit Blick auf das Gewerbegebiet Neufrach. Die Fortschreibung des Regionalplans sieht eine deutliche Ausweitung vor: um 27,1 Hektar.
| Bild: Jenna Santini
Im Vorjahr sind Salemer Bauern und Naturschützer aufgewacht und gehen mit dem Aktionsbündnis Grünzug auf die Barrikaden für den Erhalt von Ackerböden und Kulturlandschaft. Bürgermeister Manfred Härle setzt sich dagegen für wirtschaftliche Entwicklungsmöglichkeiten und die Herausnahme eines Grünzugs aus dem Regionalplan ein, damit sich in Neufrach weitere Gewerbebetriebe ansiedeln dürfen.
Mehrere Gemeinderatsmitglieder sind dafür, die GOL-Fraktion geschlossen dagegen. Bei der öffentlichen Sitzung am Dienstagabend soll die offizielle Stellungnahme zur Fortschreibung des Regionalplans erarbeitet werden.
Das ist neu im Gespräch
Ganz neu im Gespräch ist seit diesen Tagen, dass Owingen über den aktuellen Entwurf hinaus die Ausweisung einer 30 Hektar großen Vorrangfläche für ein interkommunales Gewerbegebiet westlich der Klöberkreuzung gegenüber der Linzgau-Baumschule beantragen will. Nach intensiver Diskussion und vielen Bedenken votierte der Gemeinderat mit großer Mehrheit dafür.
Demo am Rathaus in Salem: Landwirte kamen im September mit ihren Traktoren zu einer Ratssitzung in Salem. Auf der Tagesordnung stand erstmals die Fortschreibung des Regionalplans.
| Bild: Jenna Santini
Selbst Landwirte, die nicht unmittelbar betroffen sind, machten sich für das Gewerbegebiet stark. „Wir waren darüber zwar schon im Gespräch mit dem Verband“, sagt Owingens Bürgermeister Henrik Wengert. Trotz der Kritik an geplanten Rücknahmen von Grünzügen würden im neuen Entwurf summa summarum mehr neue Freiräume geschaffen und gesichert.
Südwestlich der „Klöber-Kreuzung“ beantragt die Gemeinde Owingen im neuen Regionalplan ein 30 Hektar großes Vorranggebiet für Gewerbeflächen (im Hintergrund). Dazu muss der regionale Grünzug hier zurückgenommen werden. Der Gemeinderat beschloss die Empfehlung der Verwaltung bei einer Gegenstimme und zwei Enthaltungen.
| Bild: Hanspeter Walter
Die Frist für Anträge oder Einwände der Öffentlichkeit läuft am 25. Oktober aus, die für die Träger öffentlicher Belange/Kommunen am 11. November. Die Zeit drängt also, sich Gehör zu verschaffen. Wir erklären, wie das geht.
Das Gewerbegebiet in Neufrach ist über vier Jahrzehnte gewachsen.
| Bild: Gerhard Plessing