Noch lässt der Andrang am Haupteingang zu wünschen übrig, doch die Mitglieder des Musikvereins Weildorf nehmen es mit Humor: „Es ist brutal, man kommt kaum hinterher“, scherzt Susanne Tritschler. Überdacht und mit Sitzkissen sind sie bestens für das nasskalte Wetter ausgerüstet – was man von manchen Besuchern des Schlossseefests nicht behaupten kann. „Spannend, wie viele mit weißen Turnschuhen kommen“, meint Elena Herrenknecht. Feuerwehrmann Tobias Weber wirft von hinten ein: „Das ist das Wacken von Salem!“, sagt er und bezieht sich auf das norddeutsche Heavy-Metal-Festival.

Vom Regenwetter unbeeindruckt tanzen Teresa Heini, Sophia Scheerer und Marina Scheel als einzige vor der Bühne. „Der Plan ist, das Fest so gut wie möglich zu genießen“, meinen die jungen Frauen, die Teil der Jugendgruppe Gunningen aus dem Landkreis Tuttlingen sind. „Wir sind mit einem ganzen Bus voll angereist“, berichtet Marina Scheel. Teresa Heini erklärt, dass man zwischen dem Hagnauer Weinfest und dem Schlossseefest abwechsle, nun aber zum zweiten Mal in Folge in Salem sei. „Wir hoffen, den einen oder anderen zu treffen, den wir letztes Jahr kennengelernt haben.“

Auf der Bühne zieht derweil die Stadtkapelle Markdorf professionell ihr Programm durch. „Die Leute, die da sind, haben Bock“, meint Benedikt Vahlensieck in einer Pause. Christine Puschkarsky merkt an, dass die Kapelle den besten Platz habe, nämlich im Trockenen. „Es hört nachher auf zu regnen, ich bin optimistisch.“

Auch das Organisationskomitee der fünf Salemer Musikvereine hofft auf einen Wetterumschwung. „Wir sind leidgeprüft seit gestern“, blickt Sprecher Ronny Knepple zurück. Seit 45 Jahren sei er beim Schlossseefest dabei und noch nie sei man so nah dran gewesen, es abzusagen. „Wir können es aber nicht absagen, denn die Leute wären trotzdem da“, meint er. Daher ist Knepple froh, dass zum Festeinzug am Freitag kurz die Sonne schien. „Wir haben mit fünf Minuten Verspätung angefangen und der Platz war voll, obwohl es vorher Bindfäden geregnet hat.“

An den Ständen der Vereine ist man bestens vorbereitet: „Die Ponchos sind der Renner“, verrät Petra Meier vom Musikverein Neufrach. Ihr Sohn Markus wirft ein, dass auch die Burger und die Pommes sehr gefragt seien. Dennoch werde es dieses Jahr schwierig, einen Gewinn zu erzielen. Seine Mutter meint dazu: „Man kann nicht jedes Jahr Glück haben.“ Ihr anderer Sohn sei gerade in Wacken, „und was die können, können wir auch“, sagt sie.

Wenig los ist auch bei den Blaulichtorganisationen: „Null“, meint Christian Knapp vom Deutschen Roten Kreuz. Da bei dem Wetter das Gelände nicht so voll sei, passiere auch weniger. „Dadurch, dass wir den harten Alkohol nicht mehr haben, ist es sehr ruhig geworden.“

Ein paar Schritte weiter feiern fünf Freunde aus Salem und Meersburg bereits den zweiten Abend in Folge. „Wir sind jedes Jahr hier, denn man trifft hier alle Leute“, sagt Max Löchle. Tristan Bonarek lobt den Veranstaltungsort: „Das ist eine super Location so nah am See.“

Am Ufer finden sich später alle Schaulustigen ein, die auf das Feuerwerk warten. Wie Ronny Knepple erklärt, werde das Klangfeuerwerk zum 18. Mal von McPyro aus Vorarlberg gezündet: „Jedes Jahr erfinden die ein neues Mammutfeuerwerk, das exklusiv bei uns am Schlossseefest aufgeführt wird.“ Von 16 Flößen würden in knapp 15 Minuten 450 Effekte gezündet, was einer knappen Tonne an Pyromaterial entspreche. Unter dem Titel „Nothing Else Matters“ bestaunt das Publikum die Komposition aus Klang und Licht, um danach mit schlammigen Füßen, aber trockenen Hauptes weiterzufeiern.
