Am Sipplinger Westhafen ist ein Biber unterwegs. Zwei Bäume hat er bereits angenagt. Sie stehen am Ufer und weisen größere und kleinere Bissspuren auf. Dieter Schmid, Biberbeauftragter im Umweltschutzamt, und Priska Krumscheid-Plankert, Biberberaterin für die Gemeinde Sipplingen, bestätigen auf Nachfrage: Ja, das sind eindeutig Biberspuren.

Jungtier auf der Suche nach einem Revier?

Krumscheid-Plankert ist nicht bekannt, dass ein Biber seinen Bau nahe Sipplingen hätte. Sie vermutet eher, dass es sich um einen Biber auf der Durchreise handelt. Eventuell ein Jungtier, das nach dem Verlassen des elterlichen Baus auf der Suche nach einem eigenen Revier ist. "Sie können kilometerweit wandern, wenn sie wegmüssen", sagt die Biologin. Am Ende des zweiten Lebensjahres werden sie von ihren Eltern vertrieben.

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Biberbeauftragter Dieter Schmid hingegen meint, dass der Biber auch schon länger in Sipplingen sein könnte und seine Spuren erst jetzt sichtbar werden, wo die Bäume als Nahrungsquelle dienen. Schmid erklärt: "Im Sommer ernährt er sich – streng vegetarisch – von allem, was im und am Gewässer grünt. Im Winter dagegen stellt er notgedrungen auf die Rinde von bevorzugt Weichgehölzen um." Deshalb sehe man nun auch verstärkt diese Nagespuren, obwohl der Biber vielleicht schon lange da sei, sagt Schmid.

Ein Biber wandert im Mai 2016 nachts um halb zwei am Hotel Ochsen in Überlingen vorbei.
Ein Biber wandert im Mai 2016 nachts um halb zwei am Hotel Ochsen in Überlingen vorbei. | Bild: Klaus W. König

Am Bodensee fühlt sich das bis zu 30 Kilogramm schwere Nagetier sehr wohl. "Der Biber ist überall, wo Wasser ist. Er ist an das Leben im und am Wasser optimal angepasst. Somit auch am Bodenseeufer und in Häfen", erläutert der Biberbeauftragte.

Biber schwimmen über den Bodensee

Priska Krumscheid-Plankert erklärt: "Biber schwimmen über den See und kommen entlang der Gewässer in die Orte." Der Biber sei beispielsweise schon sehr lange an der Stockacher Aach zu Hause, berichtet die Biberberaterin. Seine Burgen und Dämme errichtet das Tier ausschließlich an fließenden Gewässern, was die Aussage stützt, dass der Biber im Sipplinger Westhafen zur Beschaffung von Nahrung an den Bäumen nagte. "Stauen muss er dort tatsächlich nicht. In Bächen macht er das, um seine Aktivitäten weitgehend schwimmend zu erledigen", sagt Kreisökologe Dieter Schmid.

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Doch auch bei der Futtersuche kann ein Biber Bäume fällen. Laut Priska Krumscheid-Plankert schmecken die Äste dem großen Nagetier besonders gut. Um an diese ran zu kommen, nagt der Biber so lange an den Stämmen, bis die Bäume kippen. Damit dies nicht passiert, können sogenannte Drahthosen angebracht werden. Für Krumscheid-Plankert eine wirksame Methode, um die Bäume zu schützen. Für das am stärksten angenagte Exemplar am Westhafen dürfte jedoch jede Hilfe zu spät kommen, wie die Biberberaterin beim Anblick der Bilder vermutet.

Guten Umgang mit dem Nagetier finden

Seien die Bäume rund herum bis zu 70 Prozent angefressen, seien sie im Prinzip nicht zu retten, sagt Krumscheid-Plankert. Vergraulen darf man den Biber nicht, denn er gehört zu den streng geschützten Arten. Diese dürfen nicht gestört, verletzt oder getötet werden. Gleiches gilt für ihre Fortpflanzungs- oder Ruhestätten. Es geht also darum, einen guten Umgang mit dem nachtaktiven Nagetier zu finden.