Der Gemeinderat in Sipplingen wird sich vermutlich am 18. Februar erneut mit der Zukunft des ehemaligen Altenpflegeheims Silberdistel befassen. Dann will Diedrich Gerlach, Geschäftsführer der Bremer Höpkens Park + CE GmbH, den Gemeinderäten sein Konzept einer zukünftigen Nutzung der Silberdistel unterbreiten.

Hatte Gerlach im Herbst 2020 noch vorgeschlagen, das Objekt in 33 seniorengerechte Eigentumswohnungen umzuwandeln, und im November die Gründung einer Genossenschaft angeregt, die 40 Wohnungen als Eigentümer vermieten soll, sprach er gegenüber dem SÜDKURIER von der Gründung einer Stiftung.

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„An den Details arbeiten wir noch“, sagte Diedrich Gerlach. In die Gespräche sei auch Bürgermeister Oliver Gortat eingebunden. Gerlach ist noch nicht Eigentümer des Objekts, sondern hat lediglich einen Kaufvertrag mit dem Eigentümer unterzeichnet. Am 18. Februar will er im Namen des Eigentümers vor dem Gemeinderat sprechen.

Mehrere Vorschläge für Silberdistel

Der Plan, die Silberdistel in 33 Eigentumswohnungen umzubauen, scheiterte im Herbst an der in Sipplingen gültigen Bausatzung, die eine solche Teilung des Grundstückes untersagt. Im November hatte der Bremer deshalb mit einem Aufruf im Internet Anteilseigner für eine Genossenschaft unter einer möglichen Beteiligung der Gemeinde Sipplingen gesucht.

So warb die Höpkens Park + CE GmbH auf der Startseite des Unternehmens im November 2020 kurzfristig im Internet um Anteilseigner einer ...
So warb die Höpkens Park + CE GmbH auf der Startseite des Unternehmens im November 2020 kurzfristig im Internet um Anteilseigner einer Genossenschaft für den Umbau der Silberdistel. Bis zur 3. Kalenderwoche des neuen Jahres hat sich an diesem Internetauftritt nichts geändert. | Bild: Schnurr, Michael

Sie sollte nach erfolgreichem Umbau der Silberdistel dann Eigner von 40 seniorengerechten Wohnungen der Wohnanlage sein. Nachdem Gerlach damals gegenüber dem SÜDKURIER von 750 Euro Mietzins für eine 40 bis 50 Quadratmeter große Wohnung gesprochen hatte, erklärte er nun, der Mietzins sei noch unklar und müsse noch errechnet werden.

Experte übt Kritik an Höpkens Park

Irritiert über den Ablauf des Verfahrens zeigt sich der Sipplinger John Morgan. Seiner Meinung nach müssten zunächst eine Reihe von Fragen geklärt werden, bevor sich das Ratsgremium mit den Vorstellungen von Höpkens Park beschäftigt.

John Morgan weiß, wovon er spricht. Der heute 82-jährige gebürtige Engländer hat Jahrzehnte lang international als Projektentwickler und Projektmanager gearbeitet. Morgan genießt in der Branche einen guten Ruf. Als die Deutsche Bank in den Strudel der Schneider-Affäre geriet, holte der Vorstand John Morgan, um bei den Immobilien des Schneider-Imperiums für die Deutsche Bank zu retten, was zu retten war.

John Morgan war Jahrzehnte lang ein international gefragter Projektentwickler und Projektmanager. Heute lebt der 82-Jährige in ...
John Morgan war Jahrzehnte lang ein international gefragter Projektentwickler und Projektmanager. Heute lebt der 82-Jährige in Sipplingen und ist über das Vorgehen der Hoepkens Park + CE bei der Silberdistel irritiert. | Bild: Schnurr, Michael

2009 wurde der mittlerweile im Ruhestand lebende Experte vom Vorstand der Landesbank Baden-Württemberg aktiviert, als es darum ging, ihre in Schlingerkurs geratene Tochtergesellschaft LBBW Immobilen GmbH durch Umplanung und Neuausrichtung von Großprojekten im Gesamtwert von drei Milliarden Euro auf den Erfolgsweg zurückzuführen.

Erst alle Alternativen im Detail prüfen

Zurück zur Silberdistel. Für John Morgan ist es eine Selbstverständlichkeit, erst einmal die Alternativen für den Umbau, beziehungsweise Abriss und Neubau im Detail zu prüfen, bevor man sich auf bestimme Lösung versteift: „Schon ein Anruf bei der Gemeindeverwaltung hätte klargemacht, dass die ursprüngliche Idee, hier Eigentumswohnungen zu schaffen, kaum realistisch war“, sagt er gegenüber dem SÜDKURIER.

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Obwohl John Morgan weder das Objekt besichtigt, noch Grundrisspläne eingesehen hat, bezweifelt er, ob es wirklich rentabel ist, das bestehende Haus in Wohnungen umzugestalten. Die Firma Höpkens Park scheint seiner Meinung nach keine große Erfahrung mit der Entwicklung von seniorengerechtem Wohnen zu haben.

Es kommt dem Experten merkwürdig vor, dass obwohl die Nachfrage für solche Projekte im Markt sehr gut ist, sich bislang keine, auf seniorengerechtes Wohnen spezialisierte Firma für die Immobilie interessiert hat. Das bestätigt Bürgermeister Oliver Gortat dem SÜDKURIER. Niemand außer der Höpkens Park + CE GmbH sei wegen der Silberdistel bislang an die Gemeinde herangetreten. Die Gemeinde sei allerdings auch nicht Eigentümer des Objektes, merkt er an.

Morgan: Spezialisten für Sanierung gefragt

John Morgan ist überzeugt davon, dass es eines Spezialisten bedarf, um die Sanierung des Altenpflegeheims zur Wohnanlage für Senioren umzusetzen. „Heute gibt es am Immobilienbereich für alles Spezialisten“, sagt er, „mit gutem Grund.“ Es bedürfe jahrelanger Erfahrung als Projektentwickler, um so ein Objekt erfolgreich umzusetzen.

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Handelt es sich bei der Höpkens Park + CE GmbH um einen solchen Spezialisten? In seinem Internetauftritt spricht das Unternehmen davon, dass seine „Aufgabenbereiche in der Architektur, der Projektentwicklung, der Planung und Projektsteuerung sowie der Projektabwicklung als Generalunternehmer“ liegen. Anhaltspunkte, dass die Höpkens Park + CE GmbH als Spezialist für seniorengerechte Wohnanlagen gelten kann, finden sich indes nicht.

Bei den als Referenzen aufgeführten Bauten haben nur drei einen Bezug zu Wohnanlagen für Senioren. Diese Projekte wurden allerdings nicht von der Höpkens Park + CE GmbH realisiert, sondern von der Bremer LRP Bauträgergesellschaft. Dort war Diedrich Gerlach bis 2009 einer von zwei Geschäftsführern.

Über die Gründe seines Ausstiegs aus der LRP Bauträgergesellschaft schweigt sich Diedrich Gerlach aus. Sein damaliger Partner, Michael Döring, der heute alleiniger Geschäftsführer der LRP Bauträgergesellschaft ist, will sich ebenfalls dazu öffentlich nicht äußern. Beide lassen aber gegenüber dem SÜDKURIER durchblicken, dass die Trennung nicht harmonisch verlaufen ist.

Geschäftsführer bei sieben Firmen

Fragt man in Bremen bei der Immobilien Bremen (IB) einer Ausgründung des Senats der Stadt an, ist dort wenig über die Höpkens Park + CE GmbH bekannt. Aus dem Handelsregister wird deutlich, dass Diedrich Gerlach gegenwärtig bei sieben Firmen als Geschäftsführer eingetragen ist, deren Geschäftsfeld im Wesentlichen das Makeln mit Immobilien zu sein scheint.

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So fragt sich John Morgan, ob Diedrich Gerlach wirklich an dem Umbau der Silberdistel zur seniorengerechten Wohnanlage interessiert ist, oder ob Gerlach „nur das Planungsrecht für das Objekt klären will, um die Immobilie als Makler zu verkaufen?“

Gerlach: Attraktive Anlage für Senioren

Diedrich Gerlach selbst will keinen Zweifel an seinem Vorhaben aufkommen lassen, aus der Silberdistel eine Senioren-Wohnanlage zu machen. Die gegenwärtig geführten Abstimmungsgespräche würden dem Ziel dienen, „ein für Sipplingen optimales Paket zu schnüren“. „Wie kann man aus dem Gebäude eine Anlage machen, die für Sipplinger Bürger, die im Alter im Ort wohnen bleiben wollen, attraktiv ist?“, sagt Gerlach. Durch Abriss und Neubau bekäme man da keine Wirtschaftlichkeit rein, stellt er fest.

In der Ratssitzung am 18. Februar wird sich zeigen, ob Diedrich Gerlach die Bürgervertreter sowohl von der Schlüssigkeit und Finanzierbarkeit seines Konzeptes überzeugen kann, als auch davon, dass der Bremer der richtige Investor für die Gemeinde ist.