30 Jahre, also nicht weniger als sechs Amtsperioden, saß Willi Schirmeister am Ratstisch der Gemeinde Sipplingen. Bei der diesjährigen Kommunalwahl hatte er nicht mehr ausreichend Stimmen erhalten. Bürgermeister Oliver Gortat versicherte ihm während der Verabschiedung im Gemeinderat, dass sein Engagement und seine Beiträge nicht unbemerkt geblieben seien. „Ihre Ideen und Initiativen haben viele Projekte bereichert und die Lebensqualität in unserer Gemeinde verbessert“, sagte der Ratschef zu Schirmeister. Er freute sich, dass Schirmeister bereits signalisiert habe, weiterhin gerade aufgrund seines technischen Wissens und seiner Erfahrung zur Seite stehen zu wollen.
Mitbürger sind empfindlicher geworden
Im Gespräch mit dem SÜDKURIER erinnerte sich Schirmeister, dass sein Vater Franz und auch seine Frau Gaby Gemeinderäte gewesen seien. „Also musste ich mich auch aufstellen lassen“, sagte er. Natürlich habe er auch seine Berufserfahrung als Bauingenieur und Stadtbaumeister von Stockach einbringen wollen. „Was ab und zu auch gelang.“ Im Rückblick auf seine ersten Ratsjahre sagte der 71-Jährige, dass seinerzeit nicht so lange diskutiert und schneller entschieden worden sei. „Die Verwaltung war mehr auf die Notwendigkeiten beschränkt.“ Heute könne jeder im Internet alles nachsehen und meine deshalb, auch zu jedem etwas sagen zu müssen. Die Mitbürger seien empfindlicher geworden. Schirmeister: „Jeder anderen Meinung wird nachgegangen, auch wenn mehrheitlich schon entschieden wurde.“
Das gute Miteinander ist unentbehrlich
Gelernt habe er während seiner Ratsarbeit, dass man sich immer wieder klarmachen müsse, dass man im Ratsgremium in erster Linie immer für die Allgemeinheit beziehungsweise für die Bürger entscheide. Am Herzen lagen ihm immer einfache und für die Gemeinde wirtschaftliche Entscheidungen und Planungen. „Aufregen während der Sitzung oder danach bringt gar nichts“, unterstrich Schirmeister. Und weiter: „Immer sachlich bleiben und ab und zu die Mitglieder zum Lachen bringen.“
Neuen, jungen Mitgliedern im Gemeinderat gibt er mit auf den Weg, dass ein guter Umgang miteinander auch vor und nach der Gemeinderatssitzung unentbehrlich sei. „Und nicht alles auf einmal ändern zu wollen. Manches hat sich in der Vergangenheit auch bewährt“, so der Ex-Rat. Von großer Relevanz sei es, immer zum Wohle der Gemeinde zu entscheiden. Schirmeister empfahl, der Gemeindeverwaltung nicht unnötige Arbeiten in Auftrag zu geben, „wenn beispielsweise vorher eigentlich schon das Ergebnis klar ist“.
Warnung blieb ungehört
Als negatives Erlebnis bezeichnete er die Zeit des Baus des Hafenmeistergebäudes am Westhafen. „Ich habe vor und während der Bauzeit vor der teuren Planung und Ausführung gewarnt“, betonte er. „Trotzdem wurde es bisher pro Kubikmeter das teuerste Gebäude der Gemeinde.“ Als positiv wiederum vermerkte er, dass alle seine Verbesserungsvorschläge während der Uferparkplanung berücksichtigt worden seien.