Die FDP zieht mit Raimund Wilhelmi, Reinhard A. Weigelt und Ingo Wörner an der Spitze in den Kommunalwahlkampf. Die Liberalen setzen damit auf ihre Amtsinhaber als die Zugpferde im Werben um Stimmen für den neuen Gemeinderat, der am 26. Mai gewählt wird.
Eine Linkbox zur Kandidatenkür aller anderen Überlinger Gruppierungen finden Sie ganz am Ende dieses Textes.
An Position vier steht eine ebenfalls bekannte Rats-Persönlichkeit, Gastwirt Peter Vögele vom "Adler" in Lippertsreute, der bis vor fünf Jahren für die CDU im Gemeinderat saß, seine CDU-Mitgliedschaft abgab und jetzt neu für die FDP in den Ring steigt.
Bei drei Sitzen im 26-köpfigen Gremium soll es nicht bleiben, so die von der FDP geäußerte Hoffnung. Tiefbau-Unternehmer Ingo Wörner sagte: "Der SÜDKURIER braucht doch auch immer eine Schlagzeile. Darum sage ich jetzt hier: Wir wollen uns von drei auf fünf entwickeln."
Wie Raimund Wilhelmi sagte, ziehe die FDP mit vielen Unternehmern und Selbstständigen in den Wahlkampf. Mit ihren Kandidaten brauche sich die FDP "nicht zu verstecken", sagte Wilhelmi mit Blick auf die Kandidaten anderer Fraktionen, die bereits nominiert worden sind.
Mit Blick auf deren Programme stelle sich ihm die Frage, wie sich Überlingen in den nächsten 10 bis 20 Jahren entwickeln wolle, "gibt es etwas neues, etwas Attraktives"? Dazu gab sich Wilhelmi die Antwort selbst: "Ich sehe außer der Landesgartenschau 2020 nichts Neues." Die Pläne der anderen Parteien zielten auf ein jahrzehntealtes Vorhaben, auf ein autofreies Überlingen hin. Das werde es mit der FDP allerdings nicht geben, so Wilhelmis Wahlkampfversprechen.
"Wir sind gegen die Sperrung von Straßen", sagte Wilhelmi. Die FDP sei gegen eine Zweckentfremdungssatzung, "gegen die Verstaatlichung von Wohnraum – das ist blanker Sozialismus". Als Ziele nannte er zum Einen die Wiedereröffnung der Münsterstraße, die vor 25 Jahren zur Fußgängerzone erklärt worden ist, zum Anderen die Schaffung von P+R-Parkplätzen am Stadtrand. Unter Applaus der Versammlung sagte er: "Und nun das Allerwichtigste: Wir sind für ÜB als Autokennzeichen."
Die FDP ist nach der CDU, der SPD, LBU/Die Grünen, der BÜB+ und der Fraktion FWV/ÜfA die Sechste im Bunde, die die Kandidaten nominierte. Ob die AfD sich für den Überlinger Gemeinderat bewirbt, ist nach wie vor unklar. Die entsprechende Frist endet Ende März, Anfragen an die Partei blieben unbeantwortet.
Während die Kandidaten bei den anderen Nominierungsversammlungen ihr Alter angaben, woraus sich das Durchschnittsalter errechnen ließ (vorbehaltlich weniger nicht genannter Angaben), wollte die FDP dies nicht tun. Es gehöre sich nicht, das Alter einer Frau preiszugeben, so Weigelt. Das von ihm errechnete Durchschnittsalter der FDP-Kandidaten gab er mit 54 Jahren an. Die CDU kommt auf durchschnittlich 43 Jahre, FWV/ÜfA 58, SPD und LBU/Die Grünen jeweils 59, BÜB+ 64 Jahre.
FDP-Vorstand legt Reihenfolge fest
Zum Kreis der FDP-Aspiranten auf den Gemeinderat zählen fünf Frauen. Auf Platz fünf der Liste kandidiert Ulrike Barth, Tochter des verstorbenen Feuerwehr-Kommandanten Gustav Barth. Sie war früher Rettungssanitäterin, sattelte auf Pharmareferentin um und arbeitet jetzt als Klinikreferentin.
Auf Platz 8 folgt Saskia Winkler, die ins elterliche Unternehmen eingestiegen war, sich dann selbständig im Bereich "energetisches Coaching" machte. Platz 12 nimmt Erika Lock ein, Diplom-Ingenieurin der Bekleidungsindustrie, die in Südostasien Produktionslinien mit auf den Weg brachte und auf Zahnheilkunde umschulte. Ihre Praxis verkaufte sie, die Kinder sind aus dem Haus, nun will sie sich politisch engagieren. Judith Braun (Platz 14) ist Einzelhändlerin, Adele Rieken (Platz 17) Pharmareferentin im Ruhestand.
Die Reihenfolge der Kandidaten legte der FDP-Vorstand vor Beginn der Versammlung fest. Die stimmberechtigten Mitglieder begrüßten dies und wählten en bloc – im Ergebnis einstimmig.
Die Kandidaten stellten sich dann auch nicht persönlich vor, sondern wurden von Weigelt, Wilhelmi und Wörner sowie dem FDP-Kreisvorsitzenden Hans-Peter Wetzel präsentiert. So sagte Weigelt über Wilhelmi, der vor wenigen Tagen die Leitung der Klinik Buchinger Wilhelmi abgab: "Raimund ist die urliberale Stimme im Gemeinderat". Seit 30 Jahren im Gremium, werde er wegen seiner ausgleichenden Art geschätzt. Weigelt: "Raimund ist der liberalste Liberale, den ich je getroffen habe. Er kommt selbst mit so Querdenkern wie mir gelassen klar."
Wilhelmi sagte über Weigelt, mit dem er seit zwei Legislaturperioden im Rat sitzt: "Er ist mutig, eloquent und fleißig." Er beschrieb den Werdegang des Discjockeys aus dem Walker bis zum Eventmanager, der jung geblieben sei. "Innerlich ist er immer noch 23."
Über Wörner sagte er: "Ingo ist der Liebling aller Frauen, ein toller Kamerad." Der Mann, dessen Bagger und Container in der ganzen Stadt zu sehen seien, beherrsche nicht nur das Florett, "sondern auch den schweren Säbel".
In Sabino Vasalli, besser bekannt unter seinem Spitznamen "Piccolo", sieht Hans-Peter Wetzel einen Stimmenfänger, "denn 'Piccolo' ist in der Stadt bekannt wie ein bunter Hund". Der Sohn eines italienischen Gastarbeiters sei ein "absolut gelungenes Beispiel von Integration". Früher als Oberkellner im Schäpfle, gründete Vasalli die Pizzeria Piccolo und baute später das "Piccolo Mondo".
Zu den bekannteren Namen auf der Liste zählt auch Uwe Negrassus, Tiefbauamtsleiter in Radolfzell, sowie Michael Röther vom gleichnamigen Kurhotel.
Außerdem Haro Kraus, Architekt, und Achim Nies, Geschäftsführer bei der Finanzkanzlei am See.
Thomas Lailach kennt man als Kinobetreiber und Jürgen Gundelsweiler als Fotograf.
Peter Berchtold ist Kulturgastronom und für seine Betriebe Wirtshaus am Gehrenberg und Bahnhof Fischbach bekannt.
Andreas Schauer darf als "Bäderpapst" bezeichnet werden, der Betreiber verschiedener Thermen ist Chef über 450 Mitarbeiter.
Kommunalwahlen
Am 26. Mai sind in ganz Baden-Württemberg die Bürger dazu aufgerufen, ihren neuen Gemeinderat zu wählen. Zeitgleich sind Kreistagswahlen sowie Europawahlen. 26 Sitze umfasst der Überlinger Rat, und somit kann jede Liste maximal 26 Personen ins Rennen schicken. Auf den vorderen Plätzen stehen meist die aussichtsreichsten Kandidaten.