Dass die Stadt Überlingen und der Bauherr, der in der Hafenstraße den Abriss der beiden Gebäude 16 und 18 und den Bau eines Mehrfamilienhauses plant, sich nicht grün sind, wurde bereits im Januar offensichtlich. Zu unterschiedlich sind die Ansichten zur Bauentwicklung in der stadtbildprägenden Straße.

Nachdem zu Jahresbeginn bekannt geworden war, dass die Firma "Eure Invest" mit Sitz in Wien, hinter der eine saudi-arabische Familie steht, vorhat, die beiden Altstadthäuser abzureisen und mit einem deutlich größeren Mehrfamilienhaus mit 17 Wohneinheiten und einer Tiefgarage zu ersetzen, war der Aufschrei in der Stadt groß – vor allem, nachdem der Stockacher Architekt Bernd Moll, der das Vorhaben für den Eigentümer plant, angekündigt hatte, dass "schon morgen die Bagger" rollen könnten.

Die Stadtverwaltung widersprach dem zunächt vehement in einer Pressemitteilung und dann auch öffentlich im Gemeinderat. Das Baurechtsamt habe zu keiner Zeit eine Abrissgenehmigung erteilt und die erforderliche sanierungsrechtliche Genehmigung liege ihm nicht vor, sagte Oberbürgermeister Jan Zeitler: „Es werden hier keine Bagger rollen.“ Und weiter: „Ich glaube, dass eine sanierungsrechtliche Genehmigung für diese Gebäude in weiter Ferne ist.“

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Fassadenansicht soll erhalten bleiben

Mit dieser Vermutung hat Zeitler vorerst Recht behalten. Der Bauauschuss hat am Montagnachmittag die vom Bauherrn angestrebte sanierungsrechtliche Genehmigung, die in einem Sanierungsgebiet (die Hafenstraße liegt im Bereich des Sanierungsgebiets "Stadteingang West") Voraussetzung für Neubauten ist, verweigert. Auch der beantragte Abriss der beiden bestehenden Gebäude wurde einstimmig abgelehnt. Die Räte folgten damit der Empfehlung der Stadtverwaltung. Diese hatte argumentiert, dass das geplante Mehrfamilienhaus dem vom Gemeinderat im Januar auf den Weg gebrachten Bebauungsplan, der eine "baukulturelle Erhaltung der städtebaulichen Gestalt" vorsieht, zuwiderlaufe. Ziel müsse es sein, die bestehende grüne Fassade des Gebäudes Hafenstraße 18 sowie die Bemalung an der Unterseite des Dachüberstands zu erhalten.

So stellt sich der Architekt den Neubau in der Hafenstraße vor. Das Mehrfamilienhaus wäre von den Ausmaßen deutlich größer als die ...
So stellt sich der Architekt den Neubau in der Hafenstraße vor. Das Mehrfamilienhaus wäre von den Ausmaßen deutlich größer als die umliegenden Gebäude. | Bild: Ingenieurbüro Moll/Stadt Überlingen

Auch der Bauherr hat einen Anwalt eingeschaltet

Mit der Entscheidung des Bauauschusses könnte sich der Streit weiter zuspitzen und vor Gericht landen. "Wir werden wahrscheinlich in einen Rechtsstreit gezogen, wenn wir ablehnen", sagte Baubürgermeister Matthias Längin. In den Gesprächen, die er und Mitarbeiter des Stadtplanungsamts mit dem Bauherrn geführt haben, habe sich herauskristallisiert, dass der Bauherr eine Ablehnung seines Vorhabens nicht akzeptieren und klagen werde. Die Stadt habe sich vorsorglich bereits von einem Anwalt beraten lassen. Die Ausschussmitglieder begrüßten dieses Vorgehen. Auch der Eigentümer hat den Fall mittlerweile an eine Rechtsanwaltskanzlei abgegeben, wie auf Nachfrage zu erfahren war.

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