Es ist genau zwei Jahre her, dass die dritte Teiländerung des Bebauungsplans Friedhof/Zahnstraße beschlossen und damit der Weg für eine Bebauung zwischen dem östlichen Turmgarten- und dem Feigentalweg frei gemacht wurde. Fast schon vergessen erscheint die vorausgegangene Debatte um die dortigen Kleingärten, die der Planung für stadtnahes Wohnen zum Opfer gefallen sind. Jetzt waren Oberbürgermeister Jan Zeitler und Baubürgermeister Matthias Längin gemeinsam vor Ort, um den Baubeginn der Erschließungsarbeiten für insgesamt 13 Grundstücke öffentlichkeitswirksam kundzutun, die ab dem kommenden Sommer bebaut werden können. "Das wird sicher einen großen Ansturm von Interessenten auslösen", ist sich OB Zeitler sicher. Bevor Bewerbungen um einen Bauplatz eingereicht werden könnten, müsse der Gemeinderat erst noch die Vergabemodalitäten und die Preise festlegen.

Allein die rund 80 Seiten umfassende Dokumentation mit den Ergebnissen der Baugrunderkundung zeigt, wie kompliziert die damalige Planungsphase war. Als der Bebauungsplan dann rechtskräftig war, hatten sich die Tiefbauer der Stadtverwaltung lange den Kopf über die Entwässerung des Geländes zerbrochen. "Es war am Anfang noch unklar, ob wir eventuell ein zusätzliches Regenüberlaufbecken für die Kanalisation benötigen", erklärten Helmut Köberlein und Ralf Fischäß vom Bauamt. Dass man nun doch darauf verzichten könne, erspare umfangreichere Mehrkosten, die sich auf die Grundstückspreise niedergeschlagen hätten. Teuer genug werden sie auch so schon aufgrund der Marktlage und der zu erwartenden großen Nachfrage. Um günstigere Preise zu erzielen, hat die Verwaltung mit der Ausschreibung der Bauarbeiten bis zum Herbst gewartet. Bis zum Frühjahr soll die Maßnahme abgeschlossen sein.

Die Vergabe der Bauplätze müsse selbstverständlich den EU-Richtlinien genügen, betonte OB Jan Zeitler. Doch die Kriterien, die der Gemeinderat noch nicht festlegt habe, sollen laut Zeitler auf jeden Fall eine "Überlinger Komponente" beinhalten. Sprich: Interessenten aus oder um Überlingen beziehungsweise mit Bezug zur Stadt werden Pluspunkte bekommen. "Das wird voraussichtlich so ähnlich aussehen wie beim Baugebiet Sandbühl in Deisendorf", erklärt Baubürgermeister Matthias Längin. Bei dem 2014 erschlossenen Wohngebiet wurden inzwischen die letzten der 29 Bauplätze aus spitälischem Eigentum verkauft.

Im Sandbühl lag die Preisspanne für das erschlossene Grundstück zwischen 210 und 260 Euro pro Quadratmeter. Deutlich teurer und noch begehrter werden die neuen Wohnbauflächen in der zentralen Lage der Kernstadt sein. Beschlossen sind die Verkaufspreise zwar noch nicht, doch muss sich die Stadt an den Bodenrichtwerten orientieren, die der Gutachterausschuss mit 450 bis 600 Euro ermittelt hat. Unter dem Marktwert veräußern darf eine Kommune ihr Vermögen und damit auch ihre Grundstücke nach Paragraf 92 Gemeindeordnung zumindest "in der Regel nicht". Angesichts der aktuellen Finanzlage und des anstehenden Investitionsbedarfs lässt sich schwerlich ein Argument finden, diese Regel außer Acht zu lassen.

"Hier soll im Sinne der Innenentwicklung eine Maßnahme der Nachverdichtung und Wiedernutzbarmachung von innerörtlichen Freiflächen umgesetzt werden", hatte die Stadt ihre Planung an dieser Stelle begründet: "Die effektive Ausnutzung vermeidet Flächenverbrauch in der freien Landschaft." Ziel ist "die Entwicklung eines kleinen integrierten Wohngebietes das sich an der umgebenden Bebauung orientiert und den angrenzenden Friedhofsbereich sowie einen Bachlauf am südlichen Rand des Plangebietes berücksichtigt."

Ein erstes Wohnhaus an der Grenze zur bestehenden Bebauung ist im Rohbau sogar schon fertig. "Dieses Grundstück haben wir im Zuge eines Grundstückstausches abgegeben", erläutert Baubürgermeister Matthias Längin. Die Stadt habe großes Interesse an einer privaten Parzelle zur Abrundung im Bereich der neuen Planung der Baugenossenschaft "Nördlich Hildegardring" gehabt. Dies habe man durch einen wertgleichen Tausch mit einem Grundstück am Feigentalweg erhalten. Nicht 15, wie noch im Plan eingezeichnet, sondern 13 Parzellen sind nun innerhalb der fünf Baufenster ausgewiesen. Sie ermöglichen den Bau von zehn Reihenhäusern sowie eines Doppel- und eines Einzelhauses.

Dafür werden jetzt 500 Meter Kanäle für Schmutz- und Regenwasser im Trennbausystem sowie die Versorgungsleitungen erstellt. Zudem entstehen 150 Meter Straße und 70 Meter Fußweg, ja sogar elf neue Pkw-Stelllplätze. Die Gesamtkosten dafür betragen rund 550 000 Euro.


Preise

Insgesamt 13 städtische Wohnbaugrundstücke stehen ab dem kommenden Sommer zwischen Feigental- und Turmgartenweg zum Verkauf. Eine Parzelle hat die Stadt schon im Vorfeld im Rahmen eines Grundstückstausches abgegeben. Bewerbungen beim Liegenschaftsamt sind im Moment allerdings noch nicht möglich, da der Gemeinderat zunächst die Kriterien und Konditionen zum Verkauf der Grundstücke festlegen muss. Die Verwaltung will – ähnlich wie in Deisendorf – eine Überlinger Komponente formulieren, die Einheimischen Pluspunkte verspricht. Bei den Grundstückspreisen muss er sich allerdings an den offiziellen Bodenrichtwerten orientieren, die in der Wertetabelle des Gutachterausschusses ausgewiesen sind. Die belaufen sich in dieser Lage auf 450 bis 600 Euro pro Quadratmeter. (hpw)