Der ersten Landesgartenschau am Bodensee genügt es nicht, zu neuen Ufern und ganz nah ans Wasser zu gelangen. Sie will zumindest auch ein Stück weit auf dem Wasser sein. Das tut sie nicht nur mit der großen Seebühne, die vor dem Uferpark in Überlingen installiert wird. Die schwimmenden Inseln vor den extravaganten Villengärten sind das Sahnehäubchen dieser Anlage.
Anlehnung an Christos „Walking on water“ auf dem Iseosee
Die schwimmenden Gärten werden über einen U-förmigen Schwimmsteg über das Wasser erreichbar sein. „Walking on water“ war im Sommer 2016 der Titel von Christos spektakulären „Floating Piers“ auf dem oberitalienischen Iseosee. Gut zwei Wochen lang konnten Besucher vom Örtchen Sulzano über einen mehrerer hundert Meter langen, leuchtend orangenen Weg, der aus zusammengeschnürten Pontons bestand, zu zwei vorgelagerten Inseln spazieren. Tausende genossen diese außergewöhnliche Erfahrung.

Wasserkünstler Herbert Dreiseitl ließ sich von Christo inspirieren
Von Christos „Floating Piers“ inspirieren ließ sich der Überlinger Wasserkünstler, Landschaftsarchitekt und Stadtplaner Herbert Dreiseitl bei seinem Konzept der schwimmenden Gärten für Überlingen, die demnächst vor dem begehbaren Steg festgemacht werden. Mit zwei winzigen Appetizern war die Landesgartenschau Überlingen schon im Sommer 2019 bei der Bundesgartenschau in Heilbronn bei den Regionalgärten der Landschaftsgärtner präsent.
Appetitanreger bei der Bundesgartenschau zu sehen
Zwei bepflanzte Inselchen dümpelten dort auf einer kleinen Wasserfläche vor dem weiten See- und Alpenpanorama und sorgten schon dort für einen spektakulären Hingucker. Der kleine Vorgeschmack bepflanzter Inseln vor einer Bodenseekulisse zählte zu den meist fotografierten Objekten in Heilbronn. „Die Leute wurden dort echt infiziert“, sagt Reiner Bierig vom Verband der Landschaftsgärtner.

Schwimmende Gärten werden mit einem Autokran ins Wasser gehievt
Mit rund sechs Metern Durchmesser werden die schwimmenden Garten im April vor dem Uberlinger Ufer zwei Nummer großer sein, die von regionalen Landschaftsgartnern mit kreativen Ideen gestaltet werden. Zusammengebaut wurden die Schwimmkorper und die Plattformen seit Mitte Januar auf dem Gelande des Sportboothafens Ost, um dort mit einem Autokran ins Wasser gehievt zu werden. Die Auftriebskorper verleihen den Inseln eine Tragkraft von rund 500 Kilogramm pro Quadratmeter und konnen insgesamt eine ordentliche Last verkraften. Hergestellt wird die gesamte Anlage von der Firma Technus aus Teterow.


Auch Sitzgelegenheiten auf dem sturmsicher ausgelegten Steg
Noch laufen die wichtigsten Vorarbeiten für Bestückung und Bepflanzung der Inseln im Osthafen, während am Ufer vor den Villengärten inzwischen die Dalben für den begehbaren Schwimmsteg gesetzt wurden. Er wird die Gäste der Gartenschau dort auf das Wasser locken. Auch Sitzgelegenheiten sind auf dem sturmsicher ausgelegten Steg geplant, damit Besucher die Inselgärten auch sitzend auf sich wirken lassen können.
Einen meditativen Charakter vermittelt der Garten der Firma Paul Saum aus Hohenfels. Was nach der ersten Installation einer riesigen Murmelachterbahn auf der Plattform zu ähneln schien, soll nach der Bepflanzung als liegende Acht und Zeichen der Unendlichkeit auf den Betrachter wirken.

Humus und Pflanzen kommen schon im Osthafen auf die Inseln
Die Grundstruktur und die massiveren Aufbauten bekamen die Gärten im Osthafen. Der nötige Humus wird auf die Plattformen gehievt. Auch die ersten Pflanzungen können so dort schon ihre Wurzeln treiben. Den letzten Schliff werden die Gärten dann an ihrem späteren Bestimmungsort vor dem neuen Besuchersteg erhalten. Dorthin werden sie mit einem Boot im Verband bei ruhigem See geschleppt.
Schwimmender Garten mit riesiger Buntsandsteinplatte
Ordentlich Gewicht aufs Wasser bringt nicht nur der Schwimmgarten von Aline und Sebastian van den Elzen, die mit ihrem kreativen Konzept eine Verzahnung von Innenraum und Garten widerspiegeln wollen. „Wir wollen hier eine Verbindung von Innen und Außen herstellen“, sagt Aline van den Elzen. Zur Nahtstelle wird auf der Doppelinsel eine riesige Buntsandsteinplatte, die unter dem symbolisch dargestellten Dach beginnt und hinaus ins Grüne ragt.


Man muss keinen schwimmenden Garten zuhause sein Eigen nennen, um diese Idee für sich selbst aufzugreifen. Aline van den Elzen sagt: „Was wir hier zeigen und mit Farben und Formen harmonisch zu gestalten versuchen, das können Gartenfreunde als Anregung mitnehmen und für sich selbst modifizieren.“ Man müsse schließlich nicht gleich eine Steinplatte aus dem Norden kommen lassen, deren Oberfläche eine regelmäßige Wellenstruktur aufweise und damit perfekt aufs Wasser passe.

Besucher können 50 Meter übers Wasser gehen
Einmal 50 Meter übers Wasser zu gehen, das wird mit Sicherheit zu einem der besonderen Erlebnisse der Gartenschaubesucher werden. Schließlich hat nicht jeder einen Bootshafen mit Schwimmstegen in erreichbarer Nähe. Ein ganz besonderes Gefühl wird der leicht schwankende Gang zu den schwimmenden Gärten jedoch nicht nur für Landratten sein.