Hatte am Samstagabend das Land Baden-Württemberg zu einem Empfang bei der Schulgemeinschaft Brachenreuthe eingeladen, revanchierte sich die baschkirische Regierung am Sonntagabend, indem sie insbesondere die verschiedenen Helfergruppen von Feuerwehr, THW und DRK, befreundete Unterstützer und andere damals Beteiligte zu einem Buffet in der Waldorfschule einlud, wie Bildungsministerin Gulnaz Shafikova ausdrücklich betonte. Gemeinsam genossen sie das anschließende Konzert im großen Saal, zu dem unter anderem auch Musik aus Baschkortostan mit Gesang und Kurai-Flöte gehörte. Einige meditative Klänge auf diesem Instrument waren schon am Vorabend an der Gedenkstätte zu hören gewesen. Mit Kompositionen von Tschaikowski und Schostakowitsch hatte sich die junge Violinvirtuosin Anna Mishkutenok in Brachenreuthe auf die russische Seele eingestellt und wurde dabei von Alexander Burdenko am Flügel begleitet.

Einen extra Container für Geschenke und Mitbringsel scheint Sulfat Chammatov benötigt zu haben, der im Namen der Angehörigen an beiden Tagen großzügig baschkirische Honigbären in verschiedenen Größen verteilte. An Staatsminister Klaus-Peter Murawski ebenso wie Hausherr Bruno Wegmüller oder Oberbürgermeister Jan Zeitler. Der bekam schließlich auch noch symbolisch die zertifizierte Urkunde für 20 sibirische Zirbelkiefern (Pinus sibirica), die noch gegen Mitternacht Rätsel aufgeben sollte. Denn die Bäume stehen zwar der euröpäischen Zirbelkiefer nahe, das russische Wort dafür ist indessen "Zeder".

Botanischer Art war auch das Geschenk, das Daniela Einsdorf am Sonntagabend im Namen der Waldorfschüler überreichte. "Die Schüler haben sich lange Gedanken gemacht", sagte Einsdorf, "und eigentlich wollten Sie ihnen Blumensträuße pflücken und mitgeben." Wovon sei dann aus guten Gründen Abstand genommen hätten. "Stattdessen haben die Schüler Samen von Blütenpflanzen gesammelt und in kleine Päckchen verpackt." Die waren höchst begehrt und werden vielleicht bald am Ural aufblühen.

In einer Andacht war schon am Samstagmorgen bei Taisersdorf das Schicksal der beiden Piloten der Frachtmaschine in Erinnerung gerufen worden, deren Trümmer hier unweit des Dorfes unmittelbar neben der Straße niedergegangen waren. Beim Gedenken an der Überlinger Absturzstelle wie in der Waldorfschule war auch der damalige Oberbürgermeister Volkmar Weber präsent und erinnerte sich noch an viele außergewöhnliche Situationen. "Ich war damals wirklich froh, dass ich nicht ganz so dicht an das Geschehen heran musste wie Sie", räumt er gegenüber dem damaligen Feuerwehrsprecher Christian Gorber ein. Und dass er zunächst in Verkennung der Dimensionen daran gedacht hatte, die erste Pressekonferenz im Ratssaal abhalten zu können, wobei der Kursaal später das Interesse der Medien kaum fassen konnte.