Der Lippertsreuter Ortschaftsrat wird sich erneuern. Ortsvorsteher Gottfried Mayer und die Hälfte des Rats treten nicht mehr an. „Ich bin seit 20 Jahren im Ortschaftsrat und seit zehn Jahren Ortsvorsteher“, begründet er seine Entscheidung. „Da ist es mal Zeit für frischen Wind.“ Aus dem gleichen Grund stelle sich auch etwa die Hälfte des Ortschaftsrats nicht mehr zur Wahl.
Die Suche nach Nachfolgern habe sich als gar nicht so einfach erwiesen, sagt Mayer. Er wertet das aber gar nicht mal als schlechtes Zeichen: „Neue Gruppierungen kommen oft und vor allem dann, wenn es irgendwo Missstände gibt. Aber wenn alles läuft, dann sehen viele nicht die Notwendigkeit, sich einzubringen. Dann ist der Tenor: Ihr macht das schon.“
Neustart motiviert einige zur Kandidatur
Er habe die Lippertsreuter, als er auf Kandidatensuche war, ganz gezielt darauf angesprochen, dass es nun, da er nicht mehr antrete, einen Neustart gebe. Das habe einige motiviert, doch zu kandidieren, nicht, weil ein Wechsel gewünscht gewesen wäre, sondern weil es die Möglichkeit biete, nochmal ganz eigene Akzente zu setzen. Und frischer Wind sei so wichtig, meint Mayer: „Vieles lief in den 20 Jahren, in denen ich dabei bin, wirklich gut“, sagt er, „vieles macht auch nach so langer Zeit noch Spaß und wird mir fehlen. Aber bei manchen Themen kommt man auch in einen Alltagstrott oder resigniert in der Annahme, dass es sowieso nicht klappt“. Da fehle einem dann der Schwung, sagt Mayer und nennt als Beispiel das Thema Radweg.
Radweg eines der wichtigsten Themen
„Ein Radweg wäre dringend notwendig entlang der Landstraße nach Ernatsreute.“ Doch genau dieses Thema treibe den Ortschaftsrat seit gefühlten Ewigkeiten um. „Das war schon unter meiner Vorvorgängerin auf dem Tisch“, sagt er. „Und sowohl meine Vorgängerin als auch ich haben immer interveniert, aber es ist einfach nicht wirklich was passiert.“ Das sei ein wichtiges Thema für den neuen Ortschaftsrat, dem die altverdienten scheidenden Mitglieder nun Platz machen wollen. „Alle gehen aus den gleichen Gründen wie ich“, sagt Mayer, der hofft, dass der neue Rat so gut funktioniert wie der alte. „Wir haben natürlich beim einen oder anderen Thema kontrovers diskutiert, aber wir haben durchgehend an einem Strang und in die gleiche Richtung gezogen.“ Neben dem Radweg sei das wichtigste Thema in den vergangenen fünf Jahren gewesen, den Schulstandort zu erhalten.
Dass das gelungen ist, obwohl sich vier Jahre lang kein Schulleiter fand, dazu habe neben dem großen Einsatz von Elternbeirat, Gemeinderat und Ortschaftsrat auch „ein kleines Quäntchen Glück“ gehört – dass sich nämlich doch noch eine – sehr engagierte – Kandidatin fand, meint Mayer. Ebenfalls wichtig: die neue Leiterin für das Kinderhaus.
Neue Grundstücke ausweisen
Von Bedeutung sei in Lippertsreute auch, die historischen Gebäude in ihrem Bestand zu erhalten. Dazu sei im vergangenen Jahr eine wichtige Weiche gestellt worden. Das Rathaus wird seither von Ortschaftsrat und Feuerwehr gemeinsam genutzt. Ein großes Stück Arbeit für den neuen Ortschaftsrat sei die Ausweisung weiterer Baugrundstücke, sagt Mayer. „Da sind wir permanent dran, aber wir haben keine öffentlichen Flächen, das ist alles privat, und der Erwerb von privaten Flächen ist immer recht schwierig.“ Das sei auch das Problem beim Radweg. Ein Dauerthema bleibt der Verkehr, will heißen: die Ortsdurchfahrt, die den Anwohnern Kummer macht. „Wir können immer wieder ein kleines Stück erreichen, aber das ist eben nicht so einfach.“
Sofort informiert über Kommunalwahl-Ergebnisse: Über die SÜDKURIER Online-App informieren wir Sie direkt per Push-Nachricht auf Ihrem Smartphone über die Wahlergebnisse Ihrer Gemeinde. Um Push-Nachrichten zu empfangen, melden Sie sich einfach in der App an, wählen Ihren Heimatort und aktivieren in Ihren Profileinstellungen das Empfangen von Push-Nachrichten für Ihren Heimatort.
Ortsgeschichte
Lippertsreute erstreckt sich über 687 Hektar. Das benachbarte Ernatsreute gehört zu Lippertsreute. Lippertsreute entwickelte sich im 9. oder 10. Jahrhundert aus einer Rodungssiedlung. Im 12. Jahrhundert gehörte es zu St. Stefan, dann zu St. Johann in Konstanz, im 13. Jahrhundert unterstand es den Herren von Bodman. 1280 kam Lippertsreute zur Johanniterkommende Überlingen, die es 1337 an die Deutschordenskommende Mainau veräußerte. In deren Besitz blieb der Ort bis 1805, 1806 wurde er eigenständige, badische Gemeinde im Bezirksamt Überlingen und 1972 zur Stadt Überlingen eingemeindet. Die Einwohnerzahl schwankt zwischen 920 und 950 Personen.