Lautes Gebrüll hallt durch die Straßen. Viele junge Menschen ziehen durch die Stadt und schwenken dabei ihre Flaggen und Fahnen. Doch wir sind nicht in einer Großstadt vor einem Fußballderby, wir sind in Überlingen bei einer Demonstration von Fridays for Future. Die Klimaaktivisten haben einen großen Lautsprecher, Papptafeln, Fahnen und ein Mikro dabei. Und damit machen sie ordentlich Lärm. Thema diesmal: „Greenwashing“. Das ist die kritische Bezeichnung für PR-Methoden, mit denen Unternehmen versuchen, sich in der Öffentlichkeit als umweltfreundlich darzustellen.

Madlen Beck hält eine Rede vor ihren Mitstreitern: „Wir brauchen reale, wirksame Maßnahmen für Klima- und Umweltschutz und wir ...
Madlen Beck hält eine Rede vor ihren Mitstreitern: „Wir brauchen reale, wirksame Maßnahmen für Klima- und Umweltschutz und wir müssen aufhören an dem Ast zu sägen, auf dem wir sitzen.“ | Bild: Timm Lechler

„Wir demonstrieren zur Zeit einmal im Monat in Überlingen„, sagt einer der Organisatoren, der 19-jährige Karol Roller. Im Gepäck hat er über 50 junge Teilnehmer, doch auch eine Handvoll älterer Menschen gesellt sich ebenfalls zum Zug. „Wir wollen das Thema „Greenwashing“ erklären und darüber informieren“, sagt Karol Roller. „Das beschreibt den Versuch von Firmen oder Institutionen, sich durch Geldspenden
für ökologische Projekte, PR-Maßnahmen und gezielten Verbreitungen von Desinformationen als besonders umweltbewusst und umweltfreundlich darzustellen.“

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Große Firmen sind das Problem

Ein aktuelles Beispiel sei McDonalds, das weltweit für einen riesigen Anteil an Fleischproduktion und somit für die Klimawandel verantwortlich sei, sich jedoch mit dem Veggie Burger als klimafreundlich darstellen will. Ölkonzerne nutzen dieses Werkzeug bereits seit den 80er-Jahren, so Roller. Ein Beispiel aus den letzten Jahren sei BP, ehemals British Petroleum.

Die Fridays ziehen mit Gesang durch die Stadt Video: Timm Lechler

Auch die Stadt Überlingen sei in der Verantwortung

Doch nicht nur weltpolitisch sehen die Fridays Probleme, auch kommunale Politik lassen sie nicht außen vor. Karol Roller sagt: „Der mangelnde Klimaschutz hier ist eigentlich ein Skandal. Bereits 2018 hat die Stadt Überlingen einen „Klimamasterplan“ beschlossen, aber bis heute nichts passiert.“ Eine Maßnahme davon sei ein Klimateam, das sich zwei mal jährlich treffen sollte. Doch das Team existiert bis heute nicht, so die jungen Aktivisten. Pilotprojekte gebe es zwar, aber insgesamt sei das einfach verantwortungslos. Karol Roller und seine Mitstreiter sagen: „Die Politik muss endlich aufwachen.“