Das Klimastreik kein Schönwetterstreik ist, bewiesen mehr als 500 Teilnehmer am globalen Klimastreik-Tag und trotzten am Freitag mit Gummistiefeln und Schirmen den strömenden Regen. Annähernd die Hälfte der Demonstranten war diesmal deutlich älter als die Schülergeneration, die die Fridays for Future-Demonstrationen ins Leben gerufen hat. Mit dabei waren auch Wissenschaftler der „Scientist for Future“ Bewegung, wie die Physikerin Dagmar Petermann, die bei der anschließenden Kundgebung auf der Marktstätte eine Rede hielt.
„Das Buch ‚Treibhauseffekt‘ ist schon 1989 herausgekommen“, sagte Petermann, „doch der Politik war immer etwas wichtiger, als die Warnungen der Wissenschaftler vor Ozonloch, Waldsterben oder saurer Regen.“ Oskar Wöltje, von Extension Rebellion wehrte sich in seiner Ansprache auf der Rednerbühne gegen „das Mantra“ der Schuldzuweisungen an die Endverbraucher. „Der Klimawandel ist keine Folge von individuellen Konsumverhalten“, meinte er, denn es gäbe keine Konsumenten ohne Produzenten. Weitere Redebeiträge unter anderen von Vertreten von Greenpeace oder dem Aktionsbündnis Grünzug Salem folgten.
„Es passiert was in Überlingen„, sagt Carol Roller, vom örtlichen Organisationsteam. „Straßenlaternen werden mit LED-Lichtern ausgestattet, Neubauten bekommen den neuesten Energiestandard“, führt er als Beispiele an. Das seien super Sachen meint er, „aber wir, die städtische Fridays for Future-Bewegung, bekommen auf unsere Anfragen keine direkte Reaktion, aus dem Rathaus“. Über Umwege bekämen sie nun eine Möglichkeit: „Nur in Zusammenarbeit mit dem Jugendgemeinderat ist es uns nun gelungen, für ein ‚Dreiergespräch‘ einen Termin zu bekommen“, sagt der Waldorfschüler und drückt seinen Unmut klar aus: „Wir fühlen uns ignoriert.“

Viele städtische Einzelhändler zeigten ihre Unterstützung des Klimastreiks durch Rabattaktionen für die Teilnehmer der Demonstration, auch die Bühnentechnik für die auftretenden Schüler-Musikbands wurde gesponsort.
In der Gesellschaft angekommen
Ansprechpartner für das Organisationsteam waren bei der Demonstration Sander Frank und Anouk Hennicke.
Mittlerweile gibt es Parents, Grandparents, Scientist und andere Gruppen for Future. Wird die Bewegung gesellschaftlich akzeptiert?
Hennicke: Ja, die Bewegung ist in der Gesellschaft angekommen. In der Demonstration waren alle Generationen vertreten, das zeigt die breite Unterstützung in der Bevölkerung. Auch in den Schulen ist die Klimadiskussion angekommen. Viele Lehrer erkennen meine Arbeit an und unterstützen mich.
Frank: Es kommt keiner mehr an dem Thema vorbei. Im Vergleich zur letzten Großdemo hat sich die Teilnehmerzahl gesteigert. Am heutigen globalen Klimastreik haben 525 deutsche Ortsgruppen teilgenommen. Weltweit waren es über 3800 Gruppen. Wenn wir das ganze System verändern wollen, müssen wir auch alle Leute erreichen.
Was hat sich konkret seit Beginn der Fridays for Future-Demonstrationen getan?
Frank: Die Handlungen stagnieren noch, es wird nur viel geredet. Es gibt Städte, die sich bemühen, aber unter dem Strich ist unsere Mission noch nicht angekommen. Viele sind noch anders orientiert.
Hennicke: Wir kommen mit den Verantwortlichen ins Gespräch. Jetzt ist es aber an der Zeit, Maßnahmen auch mal umzusetzen.