Die Diskussion hätte nach Ansicht des neuen Oberbürgermeisters vor zwei bis drei Jahren geführt werden müssen. Jetzt noch einmal eine Debatte um den Standort für das Pflanzenhaus anzufangen, das mache ihn "nicht glücklich", sagte Jan Zeitler, nachdem Marga Lenski (LBU/Die Grünen) im Gemeinderat am Mittwoch einen entsprechenden Antrag einbrachte.
Über den Antrag, sagte Zeitler, wolle er rasch abstimmen lassen, um Klarheit herzustellen, in einem aus seiner Sicht ohnehin schon sehr engen Zeitplan bis zur Landesgartenschau 2020. Zugleich stellte er fest, dass seiner Meinung nach am bisherigen Beschluss und dem bisher geplanten Standort für das Pflanzenhaus festgehalten werden sollte. Das Projekt sei im Finanzhaushalt mit 1,3 Millionen Euro dargestellt und zu 50 Prozent mit Zuschüssen fremdfinanziert. "Es steht an einer für die Landesgartenschau wichtigen Stelle", jetzt gebe es nur noch in der technischen Ausgestaltung offene Fragen.
Matthias Längin sagte im Januar – vor dem Amtsantritt Zeitlers: „Es ist in der Tat so, dass der Wettbewerbsentwurf des Pflanzenhauses nicht realisiert werden wird.“ Wie Längin auf Nachfrage Anfang Februar konkretisierte, wenige Tage nach Zeitlers Amtsantritt, hätten Kostengründe den Ausschlag gegeben, und "in letzter Konsequenz" habe er entschieden, dass das Projekt gestoppt werde. Einen Gemeinderatsbeschluss gab es dafür allerdings nicht.
Wie im Übrigen aus einer Schlussbetrachtung der ehemaligen Oberbürgermeisterin Sabine Becker deutlich wurde, stand auch sie nicht mehr hinter dem ursprünglichen Beschluss und formulierte im Januar im Amtsblatt: „Beim Pflanzenhaus kann die Stadt den Siegerentwurf nicht realisieren, da das von den Planern entworfene Pflanzenhaus keine idealen Standortbedingungen für die wertvolle Kakteensammlung der Stadt bieten würde.“
Der neue Oberbürgermeister arbeitete sich mittlerweile in die Thematik ein. Er gehe davon aus, so Zeitler, dass auf der Basis des Siegerentwurfs am Standort ehemaliges "Haus des Gastes" weitergeplant werde. Er halte sich dabei an einen nach wie vor gültigen Aufstellungsbeschluss vom 19. Dezember 2015. Das teilte er dem Gemeinderat zu Beginn der Sitzung unter dem Tagesordnungspunkt "Bericht des Oberbürgermeisters" mit.
Unter TOP 11, "Anfragen", reichte dann Marga Lenski den besagten neuen Antrag ein. Der Antrag von LBU/Die Grünen enthält nicht nur den Vorschlag für einen neuen Standort (am Rosengarten), sondern auch für eine andere Architektur. LBU-Gemeinderat Walter Sorms zeigte das Modell eines Gewächshauses, bei dem sich Rundbögen teleskopartig ineinanderschieben lassen, womit die Kakteen an frostfreien Tagen im Freien stehen könnten. Damit hätten die Pflanzen bessere Lebensbedingungen. Nach OB Zeitlers Auffassung eignet sich auch die bisherige Planung. Über einen Botaniker als Sonderfachplaner verschaffe man sich darüber Gewissheit.
Ein Cabriohaus im Stadtgarten
Walter Sorms hatte sich in der Vergangenheit für den Standort am Haus des Gastes stark gemacht, jetzt gibt es Erklärungsbedarf für sein Umdenken. "Zunächst möchte ich feststellen, dass die Stadt Bauherr für das Pflanzenhaus ist und wir bisher erst in der Entwurfsphase sind. Daher ist es durchaus legitim neue Überlegungen anzustrengen. Das Festhalten von Herrn Zeitler am alten Entwurf halte ich für ein Missverständnis, denn das ist ja, weil für die Kakteen ungeeignet, bereits vom Tisch", sagt Sorms. "Das Pflanzenhaus für unsere Kakteen ist für mich als Stadtrat und Landwirt eine Herzensangelegenheit, auch bin ich lernfähig und halte keineswegs an überholten Mustern fest", beschreibt er seinen Sinneswandel betreffend des Standorts. Nach dem Besuch der Pflanzenhäuser in Zürich und Gesprächen mit Überlinger Bürgern habe er das Pflanzenhaus noch mal komplett neu gedacht, so Sorms. In Zürich erfuhr Sorms, dass es darauf ankäme, die Kakteen vor Frost, Hagel, Sturm und Hitze zu schützen. Besonders ein Hitzestau ist für die Pflanzen gefährlich, daher ein Cabriohaus, denn das lässt sich öffnen. "Wir wollen mit dem Pflanzenhaus in erster Linie doch unsere Sammlung schützen und nicht einen architektonischen Wettbewerb gewinnen. Also sollten wir machen, was für die Pflanzen das Beste ist", resümiert der Stadtrat. "In Gesprächen wurde mir klar, dass viele Überlinger die Kakteensammlung gerne im Stadtgarten behalten wollen, daher habe ich umgedacht", erklärt Walter Sorms und betont, dass sich die Kosten für ein Cabriohaus im Rahmen der bisherigen Planung bewegen. (sma)