Auf ein außergewöhnliches und erfolgreiches Jahr blickt Anne Katharina Keßler aus Unteruhldingen zurück. „Trotz der Vorbereitung auf mein Abitur, bei dem ich ebenfalls sehr gut abschnitt, konnte ich in der Saison 2019 meine bisher größten Erfolge feiern“, sagt die 18-jährige Telemarkerin. Das waren zum einen ihre bisher beste Weltcupplatzierung mit einem 8. Platz beim Heimweltcup am Oberjoch, zum anderen, dass sie erfolgreichste Athletin bei der Juniorenweltmeisterschaft in Slowenien wurde. „Dort durfte ich mich über die Silbermedaille sowohl im Classic als auch im Parallel-Sprint freuen“, hebt die zweifache Junioren-Vize-Weltmeisterin hervor. Außerdem war sie die weibliche Starterin im Deutschen Team beim Parallel-Sprint. Das Team erreichte den 3. Platz hinter den starken Franzosen und den Norwegern.
Am Ende der letzten Saison startete sie erstmals bei Weltmeisterschaften
Am Ende der Saison nahm Anne Keßler außerdem an ihren ersten Weltmeisterschaften teil. Diese fanden im norwegischen Rjukan statt, dem Ursprungsort des Skisports „und vor allem ein Stück Heimat für alle Telemark-Weltcup-Athleten“, wie die Studentin erläutert. Auch hier konnte sie ihre guten Platzierungen aus dem Weltcup mit zwei Ergebnissen unter den ersten Zehn, sowohl im Sprint als auch im Parallel-Sprint, aufrecht erhalten. „Insgesamt bin ich super zufrieden. Ich habe gesehen, dass ich auch bei den Großen mithalten kann“, resümierte sie im Vorjahr. „Es war ein Riesenerlebnis, bei den Weltmeisterschaften in Norwegen mit dabei gewesen zu sein.“
Telemarken ist eine der ursprünglichen Arten, sich auf Skiern zu bewegen
Doch was ist überhaupt Telemarken? „Es ist eine der ursprünglichen Arten, sich auf Skiern fortzubewegen. Früher durch das alpine Skifahren verdrängt, erfreut sich heute eine immer weiterwachsende Gruppe von Wintersportlern an dieser ästhetischen und dynamischen Form des Skifahrens.“ Ursprünglich stamme die Abfahrtstechnik aus Norwegen. Hier sind lediglich die Spitzen der Skischuhe durch eine Bindung fixiert. Auch als Wettkampfsport werde das Telemarken immer attraktiver für Zuschauer.
Riesenslalom mit integriertem Sprung, Steilwandkurve und Skating-Strecke
Der Wettkampf bestehe aus einem Riesenslalom-Kurs, der in korrekter Technik befahren werden müsse, da es sonst zu Zeitstrafen komme. Außerdem müsse jeder Athlet einen in den Kurs integrierten Sprung bewältigen, bei dem eine bestimmte Sprungweite sowie eine korrekte Landung erforderlich sind. Anschließend müsse eine 360-Grad-Steilwandkurve durchfahren werden, auf die eine Skating-Strecke folgt. „Ein Telemark-Wettkampf kombiniert nordische und alpine Skidisziplinen und fordert von den Athleten neben Schnellkraft und Ausdauer vor allem Vielseitigkeit“, erläutert Anne Katharina Keßler, die im Vorjahr ihre erste Skilehrerprüfung bestanden hat.
Diese Saison bereits zwei 3. Plätze bei FIS-Rennen
Die Erfolge aus der vergangenen Saison ließen die junge Sportlerin mit starkem Selbstbewusstsein und mit etwas höheren Erwartungen in die neue Saison starten. Im Januar fuhr sie bei Rennen des internationalen Ski-Verbands Fédération Internationale de Ski (FIS) mit: In Villard sur Ollons in der Schweiz und in Les Houches in Frankreich belegte sie jeweils einen 3. Platz. Anfang Februar wurde sie im Bregenzerwald schwäbische Meisterin der Damen.
Ihr Ziel ist eine Goldmedaille bei den Juniorenweltmeisterschaften im März
Die junge Athletin hat sich in ihrer dritten Weltcupsaison im Telemark-Team Germany das Ziel gesetzt, sich „auf jeden Fall weiter zu verbessern“. Sie will ein noch besseres Weltcupresultat und weitere Medaillen bei den Juniorenweltmeisterschaften holen, die Anfang März in Gerardmer in den Vogesen stattfinden werden. „Ganz besonders toll wäre es, endlich mal ganz oben auf dem Treppchen stehen zu können und die Goldmedaille in Händen halten zu können“, sagt die Nationalkader-Athletin. Fahrerisch schätzt sie ihre Chancen dafür sehr realistisch ein, allerdings müsse sie ihre Strafsekunden durch unzureichende Technik am Sprung noch weiter minimieren.

Seit September 2019 studiert Anne Katharina Keßler in München
Als weitere „präsente Herausforderung“ nennt sie die Tatsache, dass ihr Lebensmittelpunkt mittlerweile in München ist, wo sie seit September studiert. „Durch diese veränderten Lebensbedingungen und gleichzeitig schwierigen Wetterbedingungen konnte ich die Trainingsressourcen meinerseits und die des Teams nicht immer voll ausnutzen“, bedauert die 18-Jährige. Weil sie aber bei den FIS-Rennen in Frankreich und der Schweiz erfolgreich war, habe sie ein sicheres Gefühl für den Weltcupstart Mitte/Ende Januar gehabt.
Niveau im Weltcup ebenso gestiegen wie Teilnehmerzahl
Bei den zwei Sprint-Rennen habe man sehen können, wie sich das Niveau im Telemarkweltcup im Vergleich zu Vorjahressaison gesteigert und sich das Starterfeld auch deutlich vergrößert habe. „Ich konnte mich trotz Schwierigkeiten mit meinem Material von Lauf zu Lauf steigern und meine Sprungqualität verbesserte sich enorm. Am Ende kamen für mich die Plätze 14 und 15 dabei heraus.“
Vorfreude auf Heimweltcup Mitte Februar am Oberjoch
Ihre Höhepunkte in dieser Saison sind neben der Juniorenweltmeisterschaft der Heimweltcup am Oberjoch am 15. und 16. Februar. Das allerdings unter erschwerten Bedingungen, denn der Termin liegt mitten in ihrer ersten Hauptprüfungsphase. „Ich gebe dort natürlich mein Bestes und versuche, die Uni für das Wochenende etwas in den Hintergrund zu drängen.“ Den Rest der Saison möchte sie außerdem dafür nutzen, ihr Material weiter zu optimieren und sich in der Doppelbelastung als Studentin und Leistungssportlerin zurechtzufinden. Und in der kommenden Saison? „Dann gilt wieder der volle Angriff auf die Weltmeisterschaft und die Juniorenweltmeisterschaft.“