Die Stadtverwaltung verkündete am Samstag Maßnahmen gegen die Ausweitung der Corona-Pandemie. So bleiben alle Schulen und Kindertageseinrichtungen in Überlingen ab Dienstag, 17. März geschlossen, vorläufig bis zum 19. April. Dies gelte auch für die städtische Musikschule, heißt es in einer Pressemitteilung von Oberbürgermeister Jan Zeitler.

Städtische Sporthallen geschlossen

Alle Veranstaltungsräume der Stadt Überlingen, einschließlich der Dorfgemeinschaftshäuser in den Teilorten sowie das Städtische Museum und die Galerie „Fauler Pelz“ werden bereits ab Montag, 16. März, geschlossen. Städtische Sporthallen in der Kernstadt und in allen Teilorten werden ebenfalls ab Montag geschlossen. Dies gelte auch für den Vereinssport.

Die Stadtbücherei, die Leopold-Sophien-Bibliothek sowie das Stadtarchiv bleiben ab Montag geschlossen. Ebenfalls ab Montag sind auch diese Einrichtungen geschlossen: die Bodenseetherme Überlingen, das Jugendcafé am Gondelhafen und das Jugendzentrum „Rampe“ des Jugendreferats sowie alle Jugendräume in den Ortschaften. Außerdem schließt die Verwaltung die Rathäuser in der Stadt und in den Teilorte. Dies gilt auch für das Bürgerbüro Ü-Punkt und die Geschäftsstelle der Landesgartenschau Überlingen 2020 GmbH. Persönliche Besuche sind nur nach telefonischer Terminvereinbarung möglich, heißt es im Schreiben von OB Zeitler.

Die Bürger werden aufgefordert, persönliche Besuche in den Rathäusern auf ein Mindestmaß zu beschränken und Angelegenheiten soweit wie möglich telefonisch oder per Internet zu erledigen.

Kein Corona-Fall in der Therme bekannt

Zur Information von Gästen, die in letzter Zeit die Bodensee-Therme besucht haben, schreibt Betriebsleiter Peter Koop: „Wir teilen mit, dass uns kein Krankheitsfall unter Gästen oder Mitarbeitern bekannt ist. Wir sind auch nicht Teil einer nachverfolgten Infektionskette. Reinigungs- und Hygienemaßnahmen wurden jederzeit umfassend durchgeführt.“

Betretungsverbot für Alten- und Pflegeheime

Die Stadt Überlingen hat mit Wirkung zum 15. März eine Allgemeinverfügung zum Betretungsverbot für alle stationären Altenpflegeeinrichtungen erlassen. Diese regelt, dass alle stationären Altenpflegeeinrichtungen im Stadtgebiet von Besuchern bis auf weiteres nicht mehr betreten werden dürfen. Ausnahmen würden in der Verfügung geregelt.

OB fordert zum Verzicht für Gottesdienste und Training auf

Wörtlich heißt es im Pressetext des Oberbürgermeisters: „Die Stadt Überlingen fordert die Bevölkerung auf, alle organisierten Zusammenkünfte und Veranstaltungen, sofern verschiebbar und nicht zwingend erforderlich, bis auf weiteres abzusagen; dies gelte auch für Kirchen und Vereine, zum Beispiel Gottesdienst, Training, Proben und so weiter.“

Wie reagiert die Kirche auf die Aufforderung?

Katholisch: Gottesdienste finden noch statt

„Ab Dienstag sind die Schulen geschlossen. Deshalb soll das Gottesdienstangebot in der Seelsorgeeinheit Überlingen an diesem Wochenende (noch) aufrecht erhalten bleiben.“ Das antwortete Pfarrer Bernd Walter nachdem vonseiten der Stadt die Aufforderung zum Verzicht auf den Gottedienst veröffentlicht worden ist. Pfarrer Walter: „Ich kann die Sorge vieler Menschen verstehen. In Bezug auf den Sonntagsgottesdienst gibt es keine Pflicht. Alle sind frei in ihrer Entscheidung und niemand wird gezwungen. Leben funktioniert nicht nur über Direktiven. In den Teilgemeinden bleiben wir, aus Erfahrung, unter der von der Landesregierung festgesetzten Zahl 100.“ Im Sonntagsgottesdienst im Münster trete der Münsterchor nicht auf. Pfarrer Walter: „In den Gottesdiensten wollen wir die Not ins Gebet nehmen. Wir fahren auf Sicht, entscheiden mit Augenmaß und müssen getroffene Entscheidungen immer wieder überdenken und aktualisieren.“

Evangelisch: Sofortige Absage

Regine Klusmann, die Dekanin im evangelischen Kirchenbezirk antwortete: „Selbstverständlich befolgen wir Aufforderung der Stadt – gestern hatte ich schon so etwas erwartet. Unsere Landeskirche bittet uns ebenso den Weisungen der örtlichen Behörden zu folgen.“ Weiter teilte die Dekanin mit: „Ich weiß, dass das nichts mit Panikmache zu tun hat. Aber die Vorstellung, dass nicht mehr alle Patienten, die wirklich Hilfe nötig haben, behandelt werden können, weil zu viele Infizierte auf einmal in die Kliniken drängen, rät uns zu diesem Schritt.“

Welche Alternativen überlegen sich die Kirchen?

Pfarrer Walter für „virtuelle ökumenische Gemeinde“

Für Mittwoch hat Pfarrer Bernd Walter die Vertreterinnen und Vertreter der Kirche zu einem Austausch eingeladen. „Wir möchten gerne eine Alternative, beziehungsweise einen Plan B anbieten“, teilte er dem SÜDKURIER mit. Sein Vorschlag: „Jede Woche bereitet jemand von uns eine Wort-Gottes-Feier vor (ähnlich wie das Ökumenische Hausgebet), die dann über die bekannten Kanäle wie Internetseiten und Social Media an die ‚virtuelle ökumenische Gemeinde‘ versendet wird. So sind wir auf diese Weise im Glauben und im Gebet verbunden.“

Dekanin Klusmann lässt Gotteshaus offen stehen

„Uns ist bewusst, wie schmerzlich es für viele ist, gerade in diesen schweren Zeiten auf Gottesdienste zu verzichten; Andachten oder Gottesdienste im Radio oder im Internet können aber diese gottesdienstlose Zeit helfen zu überbrücken“, teilte Dekanin Regine Klusmann mit. „Die Auferstehungskirche bleibt weiterhin täglich offen, man kann dort zum Gebet sein, oder eine Kerze für die kranken Menschen anzünden.“

Stadt bittet um Mithilfe und Verständnis

Die Stadt Überlingen bittet die Bevölkerung um Mitwirkung und Verständnis für die getroffenen Maßnahmen. In Sachen Landesgartenschau gilt bis dato die Ankündigung von Stadtspitze und LGS Geschäftsführung, dass man am Eröffnungstermin 23. April festhalte. Einen Plan B, so die Aussage von Oberbürgermeister Jan Zeitler auf Nachfrage des SÜDKURIER am Freitag (13. März), gebe es nicht.

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