Erst im Vorjahr hatte Peter Lenk mit seiner Ausstellung im "Faulen Pelzen" einen Besucherrekord von 22 900 aufgestellt. Geht es nach dem städtischen Kulturamt, könnte diese Zahl in diesem Jahr noch getoppt werden. Nicht nur, weil die Schau mit Bildern, Skulpturen und Objekten des Surrealisten Salvador Dalí bis zum 11. November und damit satte acht Monate zu sehen sein wird. Die von Kurator Michael Imhof geschaffene Zusammenstellung spricht nach Angaben der Ausstellungsmacher ein breites Publikum an und bringt den spanischen Exzentriker den Besuchern sehr nahe. Dessen großes Porträt stimmt sie schon auf dem Weg zur Ausstellung ein und im Saal macht der Meister als lebensechte Figur von Lisa Büscher seine Aufwartung.
"Das ist ein echtes Highlight für das Land Baden-Württemberg", sagte Oberbürgermeister Jan Zeitler bei der Pressevorstellung am Freitagvormittag, nachdem der spanische Surrealist seit nahezu 30 Jahren im Lande nicht mehr gezeigt worden sei. Dalí zähle sicher zu den "rätselhaftesten Künstlerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts", erklärte Zeitler. Nicht nur weil man sich frage, wie er "die russische Diva Gala" habe bezirzen und erobern können. Als Beispiel für die vielschichtigen und tiefgründigen Arbeiten Dalís nannte der OB das abstrahierte Porträt des einstigen US-Präsidenten Abraham Lincoln, in dessen Zentrum bei näherem Hinschauen der nackte Rücken von Dalís Frau zu erkennen sei. Zeitler: "Auf so etwas muss man erst einmal kommen." Weitere Besonderheiten sind neben den zahlreichen Grafiken ein riesiger Wandteppich mit den dahingeschmolzenen Uhren, wie er auch in Dalís Heimmuseum in Figueras zu sehen ist, oder das sogenannte "Lippensofa", zu dem Dalí durch ein Porträt von Mae West inspiriert wurde.

Viel zu tun für Betriebshof
"Die Ausstellung ist das Werk von Dr. Michael Imhof", erklärte Kulturamtsleiter Michael Brunner. Die Stadt zeichne lediglich für die Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich und habe für Aufbau und Infrastruktur gesorgt. Insbesondere der Betriebshof habe einiges zu leisten gehabt. In der Regel habe man es mit rund 80 Exponaten zu tun, hier seinen es rund 400 gewesen, die aufgehängt und aufgestellt werden mussten. Ein eigenes rotes Podest bekommen hatte Dalí als Figur, die Michael Imhof für seine Ausstellung bei Lisa Büscher anfertigen ließ. "Die gibt es sonst nirgends zu sehen", betont Imhof.
"Warum eine Ausstellung über einen Künstler, der so viele Tabugrenzen durchbrach und die Mitmenschen oft verwirrte, ja schockierte?", fragte Michael Brunner rhetorisch. Doch genau diese Rätselhaftigkeit mache den Menschen Dalí so interessant, der die "kritische-paranoische Methode" als Programm formuliert habe. Zum Ausdruck kommt dies in Darstellungen von Menschen, die sich mit Schubladen öffnen lassen, in seinen dahinschmelzenden Uhren oder in den Assoziationen des spanischen Bürgerkriegs.

Die Ausstellung und die Lage der städtischen Galerie unmittelbar an der Seepromenade sind für Touristikchef Jürgen Jankowiak Qualitäten, die sich hier gut ergänzen. Der große Name Dalí sei durchaus geeignet, den Tagestourismus in der Stadt weiter zu beflügeln und zusätzliche Besucher aus nah und fern in die Stadt zu bringen. Der frühe Beginn und die lange Dauer der Ausstellung bis in den November hinein nannte Jankowiak einen wichtigen Beitrag zur Verlängerung von Vor- und Nachsaison in der Stadt.

Die Ausstellung
Bei der Ausstellung von Michael Imhof werden der Mensch und Künstler Salvador Dalí sowie die Entstehung und Entwicklung seines Schaffens lebendig. Was die Kuratoren großer Museen nicht gerne machen: Michael Imhof hat hier ein ganzes Kaleidoskop an Künstler- und Reproduktionsgrafiken, zahlreiche Skulpturen und Objekte zusammengestellt, die das Leben des Spaniers beleuchten und sein Wirken in einen größeren Zusammenhang stellen. Die Ausstellung ist bis zum 11. November in der Städtischen Galerie im "Faulen Pelz" zu sehen. Geöffnet ist sie von Dienstag bis Freitag jeweils von 14 bis 17 Uhr. Führungen gibt es samstags um 11.30 Uhr, am Sonntag, Mittwoch und Donnerstag jeweils um 15.30 Uhr.