In den Jahresrückblicken und Ausblicken von Oberbürgermeister Jan Zeitler hat das Thema Kultur nicht nur einigen Raum eingenommen, sondern auch Gewicht bekommen. Bei der Rückblende auf den Rekord der Jubiläumsausstellung "40 Jahre Zoff und Zwinkern" von Peter Lenk, die mehr als 22 000 Besucher in die städtische Galerie Fauler Pelz lockte, ebenso wie bei seiner Vorschau auf die geplante lange Dalí-Ausstellung in diesem Jahr. "Es tut unserer Stadt gut, wenn wir diese kulturellen Highlights in Überlingen setzten" , erklärte Zeitler und erinnerte sich gern an seine ersten persönlichen Erfahrungen mit dem Bildhauer Peter Lenk aus Bodman. "So eine Führung mit Herrn Lenk müssen sie mal erlebt haben, das kann schon mal etwas aufregend sein", betonte der Oberbürgermeister beim Bürgerempfang: "Man weiß nicht immer genau, wo er ist. Doch im richtigen Moment war er doch wieder da."
Auch in diesem Jahr setzen Michael Brunner und das Kulturamt in der Galerie auf einen großen Namen, der sogar Weltklang hat. In einer von Michael Imhof aus Fulda kuratierten Ausstellung wird das Leben der exzentrischen Künstlerpersönlichkeit Salvador Dalí (1904-1989) von verschiedenen Seiten beleuchtet. Seit 1989 ist dies laut Brunner die erste große Ausstellung in Baden-Württemberg, die sich mit dem Surrealisten aus Katalonien auseinandersetzt. Ja, der Höhepunkt sei "thematisch ein Besuchermagnet", ließ der Kulturreferent den Gemeinderat wissen und verkniff sich auch die Anmerkung nicht: "Neuer Rekord möglich.
" Die Bedingungen dafür sind zumindest gut gewählt: Die Ausstellung beginnt am 16. März und ist volle acht Monate bis zum 11. November zu sehen.
"Im Mittelpunkt stehen werden hier nicht die Bilder und Grafiken, sondern die Kunstfigur und Persönlichkeit Dalís selbst", sagt Brunner, "in all seiner Rätselhaftigkeit." Illustriert werde dies mit Fotos und einer Fülle von biografischen Elementen. Im Zentrum findet sich jedoch ein leibhaftiger Dalí als überlebensgroße Skulptur von Lisa Büscher, die einen schnell in ihren Bann zieht. In ähnlicher Form war die Ausstellung in Fulda schon Publikumsrenner.
Einen besonderen Kick verspricht auch die nächste Jahressonderausstellung im städtischen Museum von Peter Graubach. "Monster und Geister. Vom Mittelalter bis heute" (30. März bis 8. Dezember) lautet deren Titel und sie bearbeitet das auf den ersten Blick ungewöhnliche Thema aus volkskundlicher Sicht bis in die Gegenwart. Auf dem Schweizer Land werde "die Abwehr von Zauberkräften" bis heute gepflegt, zitiert Brunner Experten aus der Eidgenossenschaft und ist sich sicher: "Das ist ein Thema, das viel öffentliches Interesse verspricht."
Es gehe dabei auch um Exorzismus und um Werwölfe, aber nicht um die Wesen aus Film und Literatur, sondern um die vorausgehende Glaubenswirklichkeit bis zur Aufklärung. Brunner bezeichnet es als interdisziplinäres Projekt in Kooperation mit Wissenschaftlern aus den Bereichen Germanistik, Psychologie, Philosophie und Theologie, Archäologie und Kunstgeschichte. "Wir werden auch ein Monster präsentieren, das tatsächlich mal hier war", erklärt der Kulturreferent und verweist auf ein löwenähnliches Holzrelief aus dem frühen 17. Jahrhundert, das nie identifiziert werden konnte. Allerdings sei das Geschöpf anhand zoologischer Zeichnungen aus dieser Zeit eindeutig falsifizierbar gewesen und könne nur ein "lupenreines Monstrum" sein. Allerdings seien vor der Aufklärung rund 500 Monster charakterisiert worden, die überwiegend freundlicher Natur gewesen seien.
Thema seien auch die "Dämonenlehren" der Kirche und Ähnliches. Natürlich werde es – passend zum Titel, der geradezu danach verlangt – eine "Nacht des Museums" geben. Als "Kokurator" dieser Ausstellung wirkt Nikola Patzel mit, Sohn des 2000 verstorbenen Oberbürgermeisters Klaus Patzel.
Zu Ende gehen wird das Kulturjahr der Stadt wieder einmal mit der Verleihung eines Bodensee-Literaturpreises. Die Jury hat ihre Fühler wohl längst ausgestreckt und wird bis zum Herbst sicher fündig werden.
Salvador Dali und die Sonderausstellung
- Der Künstler Salvador Dalí: "Salvador Dalí zählt zu den populärsten und zugleich rätselhaftesten Künstlerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts", formuliert Micheal Brunner in seiner Vorankündigung. Die Ausstellung in Überlingen von 15. März bis 11. November ist die erste Dalí-Ausstellung in Süddeutschland seit 1989, die sich systematisch der Biografie und dem Werk von Dalí widmet. Rund 300 Bilder, Skulpturen, Fotografien, Grafiken, Objekte, Kunstgewerbe, Kleidung, Dokumente und ein Film werfen einen neuen Blick auf das künstlerische Schaffen und den Lebenskünstler Dalí, der sich selbst seinem Publikum stets als Kunstfigur und Performance-Künstler präsentierte.
- Die Sonderausstellung "Monster und Geister. Vom Mittelalter bis heute": Poltergeister, Werwölfe und Mischwesen – all diese Kreaturen sind keine Erfindung der modernen Unterhaltungsindustrie. Bis zur Aufklärung im 18. Jahrhundert glaubten die Menschen aller Bildungsschichten an die reale Existenz von Monstern und Geistern. Schon Martin Luther beschäftigte sich mit dem Phänomen der gefürchteten Poltergeister, die er als Teufelserscheinungen deutete. Zur selben Zeit wurden in Europa hunderte Männer als vermeintliche Werwölfe grausam hingerichtet. Mehr als 500 menschliche und animalische Monsterrassen werden seit dem Mittelalter identifiziert. Unter den Geisterformen ragen die Totengespenster und Naturgeister als Gruppen heraus. Die Ausstellung in Überlingen präsentiert eine vielfältige Auswahl an Monstern, Gespenstern, Misch- und Geisterwesen vom Mittelalter bis heute. Rund 100 Gemälde, Skulpturen, Dokumente, Fotografien und magische Objekte aus zahlreichen öffentlichen und privaten Sammlungen führen vor Augen, dass die Welt der unheimlichen Wesen die Gemüter seit dem Mittelalter bis heute immer wieder aufs Neue bewegt.