Am Tag nach der Polizeiaktion am Überlinger Berufsschulzentrum, von der Lehrer und Schüler überrascht wurden, bleiben Fragen. Rückblickend sagen die Pädagogen, eine kurze, frühzeitige Information der Polizei wäre schon hilfreich gewesen. Auch die Kommunikation zwischen den vom Kreis getragenen Berufsschulen und der städtischen Realschule sind Thema.

Nach einem Telefonanruf waren am Donnerstag mehrere Polizeistreifen an die Schule ausgerückt. Ein Anrufer hatte mit einer Gewalttat an der Constantin-Vanotti-Schule gedroht.

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Polizei sah es nicht als erforderlich an, Alarmprogramm anzustoßen

Schulen können um jeden Bedrohungsalarm froh sein, der sich am Ende als Fake entpuppt. Doch die Polizei muss die Informationen, die ihr vorliegen, schnell bewerten und entsprechende Handlungsanweisungen geben. Wird eine Amoksituation diagnostiziert, läuft bei allen Schulen inzwischen ein festgelegtes Programm ab. „Wie für einen Feueralarm haben wir hier eine Sprachkonserve mit klaren Handlungsanweisungen, die bei Bedarf auch von außerhalb ausgelöst werden kann“, sagt Wolfgang Wunder, Leiter der Marie-Curie-Schule. Deren Neubau grenzt unmittelbar an die Constantin-Vanotti-Schule an, die am Donnerstag von einer Bedrohung betroffen war.

Das Erfordernis, dieses Programm in Gang zu setzen, hatte die Polizei am Donnerstag nicht gesehen. Er habe sich zufällig in der Nachbarschule aufgehalten, sagt Wunder, als der Polizeieinsatz angelaufen sei und sei nur daher gleich im Bilde gewesen.

„Kurze Info der Polizei wäre schön gewesen“

Anders die benachbarte Realschule, an der sich nach Beobachtung des Einsatzes Sascha Ziegelbauer, der stellvertretende Schulleiter, beim Polizeirevier erkundigt und alle Schüler schnell in das Gebäude geholt hatte. „Ein kurzer Anruf an uns wäre schön gewesen“, sagt Ziegelbauer im Nachhinein. Vor allem, wenn man sich vorstelle, „dass einen Schusswechsel gegeben hätte und Schüler verwickelt worden wären. Das wäre nicht so prickelnd gewesen.“ Zwei Polizeibeamte seien am Ende dann doch noch in der Realschule gewesen und hätten über ihr Vorgehen informiert.

Ein Polizeiwagen steht am Donnerstag, 22. Februar 2024, an der Einfahrt zum Überlinger Berufsschulzentrum. Die dazu gehörige ...
Ein Polizeiwagen steht am Donnerstag, 22. Februar 2024, an der Einfahrt zum Überlinger Berufsschulzentrum. Die dazu gehörige Constantin-Vanotti-Schule war Ziel einer Bedrohung gewesen. | Bild: Hanspeter Walter

Polizei verweigerte Schülergruppe Rückkehr in Realschule

Auf dem Gelände „herumgeirrt“, wie kolportiert wurde, sei allenfalls eine Gruppe von Schülern, die mit ihrer Lehrerin auf einem Lerngang in der Stadt gewesen seien, hatte sich Schulleiterin Karin Broszat sagen lassen, die an diesem Tag in Stuttgart weilte. Diesen Schülern sei von der Polizei der Zugang verweigert worden und sie hätten sich anschließend im Gymnasium aufgehalten.

Zu bemängeln hat Rektorin Broszat allenfalls, dass es kein Verständigungssystem zwischen den Schulen gebe. Ihre Vertreter hätten alle Eltern per E-Mail verständigt und dann auch Entwarnung gegeben.

Dramatische Situation 2008

Ein Blick zurück: Wesentlich dramatischer war die Situation am 13. Juni 2008 gewesen, als die Polizei für die Realschule tatsächlich eine Amoklage ausgerufen hatte. Bereits einen Tag zuvor war die Aussage eines Schülers bekannt geworden, dass am Freitag, den 13., etwas passieren werde.

Ein Blick zurück: Dieses Bild entstand am Freitag, 13. Juni 2008 bei einem Amokalarm an der Realschule, den die Behörden damals sehr ...
Ein Blick zurück: Dieses Bild entstand am Freitag, 13. Juni 2008 bei einem Amokalarm an der Realschule, den die Behörden damals sehr ernst nahmen. Damals war die Polizei in Baden-Württemberg noch in grün lackierten Fahrzeugen unterwegs. | Bild: Hanspeter Walter

Nicht nur die vom damaligen Schulleiter Karl Hepp informierte Polizei war an diesem Freitag schon in aller Frühe mit großer Mannschaft präsent, sogar die Feuerwehr war mit der Drehleiter unter der Einsatzleitung von Kreisbrandmeister Henning Nöh vor Ort, falls etwas passieren sollte. Dass der besagte Schüler an diesem Morgen nicht zum Unterricht erschienen war, hatte auch nicht zur Entspannung der Lage beigetragen. Da er erst in der neunten Klasse vom Gymnasium an die Realschule gewechselt war, hatte sich auch dort eine gewisse Unruhe breitgemacht. Erst um die Mittagszeit hatte es damals Entwarnung gegeben.