Ob in den frühen Morgenstunden nahe der St.-Johann-Apotheke oder tagsüber in einem Garten in Nußdorf: Immer wieder werden dieser Tage einzelne Füchse im Stadtgebiet von Überlingen gesichtet. Einer, der den Wildtieren regelmäßig begegnet, ist Günter Meucht.
Durch seinen Nebenjob als Zeitungsausträger des SÜDKURIER ist er häufig am frühen Morgen in Überlingen unterwegs. Er erzählt: „Vergangene Woche kam mir ein Fuchs gegen 3.30 Uhr entgegen. Er hat mich für 15 Minuten von Briefkasten zu Briefkasten begleitet.“

Teilweise sei das Tier nur etwa zwei Meter von Meucht entfernt gewesen. Angst habe der Zeitungsausträger aber keine gehabt. „Wir hatten beide Respekt voreinander“, sagt er. Während Günter Meucht also von Briefkasten zu Briefkasten stapfte, war der Fuchs sein ständiger Begleiter.

„Er war sehr zutraulich. Ich habe sogar mit ihm gesprochen“, erzählt der Überlinger. Auch, wenn Meucht beim Austragen der Zeitungen regelmäßig Füchse in der Stadt sieht: Eine solches Erlebnis habe er noch nie gehabt.

Wildtiere seit vielen Jahrzehnten in Überlingen unterwegs
Dass Füchse im Stadtgebiet von Überlingen unterwegs sind, ist allerdings nicht neu wie Rolf Geiger bestätigt. Er leitet die städtische Abteilung Umwelt und Forst. „In den zahlreichen Grünflächen, bewachsenen Felskanten sowie Stadtgräben kommen Fuchs und Dachs bereits seit vielen Jahrzehnten vor“, erklärt Geiger. Meist würden die Tiere aber wegen ihrer vorwiegend „dämmerungsaktiven Tätigkeiten“ von den Menschen übersehen.
Einige Füchse, sagt Geiger, leben sogar mitten in Überlingen und kommen nicht nur zur Nahrungssuche dorthin. Diese Tiere werden als Stadtfüchse bezeichnet. Mit der Zeit haben sie gelernt, Situationen im Stadtgebiet einzuschätzen. „Da bereits die Jungtiere mit Verkehr, Lärm und menschlichem Geruch aufwachsen, werden sie von klein auf konditioniert und lernen so, mit diesen Gefahren umzugehen“, erklärt der Experte.
Experte betont: Füchse dürfen nicht gefüttert werden
Begegnen Menschen einem Fuchs in Überlingen, können sie das Tier aus einer sicheren Distanz beobachten. Folgendes ist laut Rolf Geiger wichtig: „Kein Futter bereitstellen, Futter für Katzen und andere Tiere verschlossen und nicht für den Fuchs zugängig anbieten und das Tier ignorieren.“
Sollte die natürliche Fluchtdistanz des Fuchses nicht vorhanden sein oder sollte das Tier dem Menschen nicht ausweichen – wie etwa im Fall von Zeitungsausträger Günter Meucht – sei es Aufgabe der Menschen, das Tier mit lauten Geräuschen oder einem Wasserstrahl zu erschrecken. „Niemals dürfen die Tiere jedoch bedrängt oder in die Enge getrieben werden“, sagt Geiger deutlich. Denn dann fühlt sich der Fuchs bedroht – und kann beißen.

Wird ein Mensch von einem Fuchs gebissen, ist eine Krankheitsübertragung nicht auszuschließen – auch, wenn nicht jedes Tier per se eine Krankheit oder Parasiten mit sich trägt. „Grundsätzlich können Füchse, wie auch andere hundeartige Säugetiere, diverse Krankheiten und Parasiten bekommen. Meistens werden die Erreger über die Hauptnahrung des Fuchses, die Maus, aufgenommen“, erklärt Geiger. Deswegen sei der oberste Grundsatz im Umgang mit Wildtieren: niemals füttern. Dann kommen sie nämlich erst gar nicht in unmittelbare Nähe der Menschen.