Hebt Oberbürgermeister Jan Zeitler jetzt völlig ab? Er inszeniert sich als „President“, umringt sich in diesem Überlinger Mega-Festjahr inklusive Stadtjubiläum und Landesgartenschau mit Future Girls und Future Masters, und über ihm und seinem „Überlinger Space Camp“ schwebt schon startklar das Raumschiff, das ihn in die Zukunft entführen soll.
Er sei amtsmüde, jammert Zeitler. Denn, so seine kühne Behauptung, Überlingen feiere dieses Jahr in Wirklichkeit nicht sein 1500. sondern bereits sein 2500. Jubiläum. „Das ist schon eine lange Amtszeit für mich“, barmt er.
Doch er hat nicht mit den Narren gerechnet, die das Rathaus stürmen wollen. Auf die strenge Frage des Narrenvaters (Thomas Pross), wie lange er denn wirklich schon im Amt sei, räumt der OB kleinlaut ein: „Drei Jahre und 18 Tage.“ Der Narrenvater weiß es ganz genau: „1113 Tage“.
Und gleich hakt er nach, was glaube der OB, wie lange er denn noch im Amt bleibe, um kurz darauf selbst die Antwort zu geben: „Höchschtens noch e Viertelstund.“ Der OB widerspricht nicht, will aber noch drei Fragen beantwortet haben, bevor er die Macht abgibt und den Narrenvater, die Narrenmutter (Wolfgang Lechler) und ihre ganze Entourage ins Rathaus lässt.
Wann feiert Überlingen sein 2500. Jubiläum? Da ruft der Narrenvater ins Publikum: „Isch mein alte Mathelehrer do?“ Doch seine „Frau“ rettet ihn: „Natürlich im Jahr 3270.“ Wie alt sind die Narreneltern zusammen? 118, da müssen die beiden nicht lange rechnen.
Bevor Zeitler die dritte und letzte Frage stellt, schmeichelt er den Narren ein wenig und bedankt sich für den „sensationellen Narrentag. Die Narrenzunft Überlingen weiß schon, was sie tut.“ Allerdings. Denn sie kann nicht nur locker beantworten, wann der Viererbund gegründet wurde, 1963, sondern sie fordert nun auch gnadenlos, dass der OB endlich den Schlüssel herausrückt.
Zeitler ist gefügig und deshalb gibt es auch klangvolle Geschenke für den „Oberfeschtlesbürgermeister“: eine Fanfare, eine Hupe für die Landesgartenschau und jede Menge „Blosetrötelen“, die der OB in die Menschenmenge werfen darf.
Die anderen Rathausmitarbeiter, die nicht zum Future-Team gehören, sind auch für 2020 gewappnet. Die Finanzverwaltung hat die Überlinger Münze wieder auferstehen lassen, und mittelalterlich gewandete Leute verteilen Überlinger Pfennige mit Zahl und Kopf – etwa dem von Stadtrat Walter Sorms oder Kämmerer Stefan Krause.
Und das SAK, das medizinische Sonder-Alefanz-Kommando des Ordnungsamtes mit Dagmar Schaupp an der Spitze, verteilt Arzneien, etwa Anti-Idiotikum. Die Vorräte werden in diesen närrischen Zeiten sicher schnell zur Neige gehen.
