Angekündigt waren sie nicht – weder auf den Werbeplakaten für die Narrensause der Hänselezunft am Samstagabend noch sonst wo. „Heute werden mal die Frauen der Hänseleräte Musik machen“, deutete ein Hänselerat lediglich verschmitzt an – in völliger Untertreibung. Denn dass diese Frauen Schlagerstar Anita Hofmann und Nachwuchssängerin Simone Moos sein würden, das erfuhren die 320 ausgelassen feiernden Narren erst am Abend.
Auf der nicht mal zehn Quadratmeter großen Minibühne im Gewölbekeller gab zunächst Simone Moos ihren Hit „Mach dich auf den Weg“ zum Besten. Die Badenerin macht seit 2018 Solokarriere.
Nahtlos folgte Anita Hofmann, seit gut 30 Jahren mit ihrer Schwester Alexandra eine feste Größe in der Schlagerwelt. Sie heizte den Keller mit ihrem neuen Soloprogramm ein, mit dem sie seit 2022 auf Tour ist – einem Nonstop-Power-Mix aus eigenen Songs und Medleys. Und zwischendrin traktierte die vielseitige Musikerin sogar einen Plastikkanister mit Rhythmussticks.
Doch was machten die beiden nun eigentlich in der Gruft? Die Erklärung: Sie sind beide Lebensgefährtinnen von Hänseleräten. Die in Meßkirch lebende Anita Hofmann hat im vergangenen Sommer Hänselerat Christian Filip geheiratet, der als Moderator beim Radiosender Neckeralb Live in Reutlingen arbeitet. Und bei der Hochzeit hat Filips Trauzeuge, Hänselerat Andreas Weis, eben seine neue Flamme Simone Moos kennengelernt. „Die Idee, dass die beiden hier singen, hatten wir tatsächlich erst vor einer Woche“, erzählte Filip lachend.
Und damit wurden sie quasi zur Vorgruppe der Seegumper. Die sorgten anschließend mit ihrem bewährten Drum-Brass-Beat für Stimmung, bevor die Hänsele-DJs Simon Friesenhagen und Max Heichele bis 3 Uhr morgens auflegten.
Alles in allem war die erste Narrensause in der Gruft somit also „eine echte Sause“, wie Hänselerat Jens Choinowski sagt, der in der Zunft die Verantwortung für das Event trägt.
Dass alle nach zwei Jahren Durststrecke wieder heiß auf derlei Veranstaltungen sind, hatte sich bereits beim Vorverkauf gezeigt: 280 der 320 verfügbaren Karten zum Preis von 4 Euro gingen da schon weg.
Und so warteten am Samstagabend etliche junge Leute im Häs vor der Tür, um vielleicht doch noch eingelassen zu werden, wenn jemand nach Hause ging. „Wir hätten vermutlich 60 oder 80 Tickets mehr verkaufen können“, sagt Choinowski.

Wobei die Gruft, die dem städtischen Spital- und Spendfonds gehört, zur Landesgartenschau durch einen Mauerdurchbruch erweitert wurde. Vorher passten statt der nun offiziell 320 Gäste nur 200 rein. Das Besondere an der Location ist auch: Sie ist nur wenige Tage im Jahr für Partys offen. „Obendrüber wohnen Leute“, sagt Choinowski, „allzu oft kann man sowas nicht machen.“

Mit ihren Veranstaltungen will die Hänselezunft übrigens keinen Gewinn machen. „Den kompletten Gewinn des Abends spenden wir für soziale Zwecke“, erklärt Choinowski. Je ein Viertel geht jedes Jahr an die Hänselejugend, den Jugendfonds der Narrenzunft sowie zwei wechselnde soziale Einrichtungen in Überlingen.
Bei der Narrensause 2020 waren dies der Kinderhospizdienst Amalie und der sozialpädagogische Verein Rückenwind für Familien. Zudem profitiert eine fünfte Organisation von den Einnahmen des selbstgemachten Eierlikörs. Der wurde auch am Samstag wieder ausgeschenkt. Dafür konnte man einen freiwilligen Obolus in die Spendenbox tun. Wer diesmal unterstützt wird, das werde nach der Fasnacht entschieden, sagt Choinowski.

Und wird die Narrenssause nächstes Jahr wieder in der Gruft steigen? „Mit der Gruft haben wir die ideale Location gefunden“, glaubt Choinowski. „Der Keller ist cool und wir sind wieder mittendrin.“