Schon sein Vater und sein Großvater waren Mitglied in der Hänselezunft. Mit sechs Jahren juckte Uwe Wolfensperger erstmals beim Narrentag in Rottweil mit. Seit 20 Jahren ist der gebürtige Überlinger im Vorstand der Zunft aktiv. Kein Wunder also, dass er nicht lange überlegte, als Harald Kirchmaier sein Amt als Vorsitzender der Hänselezunft niederlegte.

Damals noch Vize-Hänselevater Uwe Wolfensperger (links) mit Hänselevater Harald Kirchmaier.
Damals noch Vize-Hänselevater Uwe Wolfensperger (links) mit Hänselevater Harald Kirchmaier. | Bild: Narrenzunft Überlingen

„Für mich war sofort klar, dass ich mich zur Wahl stellen werde“, sagt Wolfensperger. Diese fand nun im Rahmen der jährlichen Hauptversammlung statt. Neben Wolfensperger stellte sich ein weiteres Mitglied der Hänselezunft zur Wahl, doch der 56-Jährige, der zuvor vier Jahre lang stellvertretender Vorsitzender der Zunft war, gewann die Abstimmung überlegen.

„Mich freut es natürlich, dass sich die Mitglieder für mich entschieden haben. Das bestätigt meine bisherige Arbeit im Vorstand“, sagt Wolfensperger. Die Aufgaben, die nun auf den Überlinger zukommen, sind für ihn keineswegs neu. An der Seite von Kirchmaier – und auch davor als Schriftführer und Hänselerat – hat Wolfensperger nahezu alles mitbekommen, was das Jahr über und während der Fasnet zu tun ist. „Ich weiß seit 20 Jahren, dass es viel Arbeit ist“, sagt er und ergänzt: „Aber solange die Arbeit Spaß macht und ich so ein tolles und eingespieltes Team an meiner Seite habe, mache ich das gerne.“

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Gänsehautmomente beim Hänselejuck

Die Fasnet, das Brauchtum und die Hänselezunft sind für Uwe Wolfensperger seit seiner Kindheit feste Bestandteile des Lebens. „Hänsele zu sein ist eine Berufung, das ist Herzblut“, sagt der 56-Jährige. Besonders „magisch“ findet er den Hänselejuck, der jedes Jahr am Fasnetsamstag in Überlingen stattfindet.

Vom Hänselebrunnen aus jucken die mehr als 1000 Hänsele runter in die Innenstadt. „Wenn ich den beleuchteten Brunnen sehe und die Straßen voller Hänsele – dann bekomme ich Gänsehaut“, sagt Wolfensperger und lächelt. Abgesehen vom Jucken auf der Straße und der Gemeinschaft ist dem Überlinger auch die Fasnet an sich sehr wichtig.

Uwe Wolfensperger heißt Hänsele Florian Schlegel (links) offiziell in der Hänselezunft willkommen. Das Bild entstand im Januar.
Uwe Wolfensperger heißt Hänsele Florian Schlegel (links) offiziell in der Hänselezunft willkommen. Das Bild entstand im Januar. | Bild: Hänselezunft Überlingen

Er betont: „Die Fasnet ist personenunabhängig, sie wird uns immer überleben.“ Umso relevanter sei es ihm, das Brauchtum an die nachfolgenden Generationen weiterzugeben. Auch die Zusammenarbeit innerhalb der närrischen Gruppierungen in Überlingen liegt Wolfensperger am Herzen. Ob Löwen, Alte Wieber, Hänsele, Zimmerleute, Alt-Wieberiche, Narrenzunft und Musikkapellen – alle seien füreinander da.

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Dieses Gefühl möchte Wolfensperger in seiner Zeit als Hänselevater weiter verstärken. „Es ist doch schön, wenn man sich gegenseitig hilft“, sagt er. So unterstützen der Hänselerat und die Zimmermannsgilde etwa den Abendumzug am Schmotzigen Donnerstag, indem sie für eine ausreichende Beleuchtung sorgen.

Uwe Wolfensperger am Überlinger Hänselebrunnen.
Uwe Wolfensperger am Überlinger Hänselebrunnen. | Bild: Mona Lippisch

Schon jetzt freut sich der 56-Jährige auf die Fasnet 2023. Eine Fasnet, die „hoffentlich ohne Einschränkungen“ stattfinden kann. „Ich wünsche mir, dass jeder gesund bleibt und die Hänsele durch die Straßen jucken. Dass wir Tradition und Brauchtum weitergeben und über die vergangenen zwei Corona-Jahre hinwegsehen können.“