Den Menschen am Ende ihres Lebens die Hand halten, sie trösten, ihnen bei den Herausforderungen des Alltags zur Seite stehen. Das wünscht sich Ernie Schmitt für todkranke Patienten. Vor zehn Jahren rief sie deshalb die Ernie-Schmitt-Hospizstiftung ins Leben. Ziel der gemeinnützigen Stiftung ist es, in Überlingen ein stationäres Hospiz zu errichten, heißt es in einer Mitteilung. Immer wieder fallen dabei die Worte würdig und liebevoll – auch im Gespräch mit Ernie Schmitt.

Einem besonderen Menschen in ihrem Leben hätte sie solch einen Ort von Herzen gewünscht: ihrem Sohn. Er starb in einem Pflegeheim in Frankfurt. Unter unwürdigen Bedingungen, wie sie sagt. Aus diesem schwerwiegenden Erlebnis heraus entstand der Wunsch zur Gründung eines stationären Hospizes. Die Ernie-Schmitt-Hospizstiftung soll den Weg zu diesem Ziel bereiten.

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Als Hilfe für die ältere Bevölkerung Überlingens

Das einzige stationäre Hospiz im Bodenseekreis befindet sich in Friedrichshafen. Für Ernie Schmitt ist das nicht genug. „Es ist weit weg und es gibt trotz Erweiterung Wartelisten“, sagt die Stifterin. Ein stationäres Hospiz in Überlingen erachtet sie unter anderem aufgrund der älteren Bevölkerungsstruktur für sinnvoll. Stiftung und Vorhaben wurden bereits Ex-Oberbürgermeisterin Sabine Becker und später Oberbürgermeister Jan Zeitler vorgestellt. Doch erst der Gemeinderat beschloss 2018 mehrheitlich eine Option, wonach der Hospizstiftung die Möglichkeit eingeräumt werden soll, im Bereich des künftigen Pflegezentrums südlich Härlen, ein stationäres Hospiz zu errichten, teilt die Stiftung mit.

Stifterin Ernie Schmitt und Hans-Peter Wetzel, stellvertretender Vorsitzender (vorne, von links), 2018 beim Gemischten Doppel. Eine ...
Stifterin Ernie Schmitt und Hans-Peter Wetzel, stellvertretender Vorsitzender (vorne, von links), 2018 beim Gemischten Doppel. Eine Veranstaltung von SÜDKURIER und Augustinum, bei der an dem Abend Marion Freund, Vorstandsvorsitzende der Ernie-Schmitt-Hospizstiftung, und Cornelia Haag, zuständig für Koordination und Einsatzleitung bei der Hospizgruppe Überlingen, mit Redaktionsleiter Stefan Hilser auf dem Podium saßen. | Bild: Santini, Jenna

Südlich Härlen nah an anderen Versorgungspunkten

Ernie Schmitt kann diesem Standort einige Synergieeffekte abgewinnen. Krankenhaus, Pflegezentrum, Diakonie und Ärztehaus wären in direkter Nähe. „Dass man ein Versorgungszentrum hat. Das wäre doch optimal“, findet die 84-Jährige. Allerdings ist die Stiftung mit dieser Option maximal von den Entwicklungen im Bereich südlich Härlen abhängig. In Wartehaltung sind Ernie Schmitt und die übrigen Mitglieder des Stiftungsvorstands deswegen aber nicht. Ernie Schmitt berichtet davon, dass sie die Augen offen hält. Mit der Vorstandsvorsitzenden Marion Freund war sie auch schon bei Besichtigungen. Gefallen würde ihr ebenfalls das Areal an der Susokirche.

Ernie Schmitt ist die Stifterin der gleichnamigen Hospizstiftung in Überlingen.
Ernie Schmitt ist die Stifterin der gleichnamigen Hospizstiftung in Überlingen. | Bild: Ernie Schmitt/Privat
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Wichtig ist ihr – neben der liebevollen und professionellen Versorgung der Patienten -, dass sich das Hospiz in einer lebendigen Umgebung befindet. „Die Menschen leben noch“, betont Ernie Schmitt. So legt sie zusätzlich zur baulichen Eignung des jeweiligen Grundstücks beispielsweise ein Augenmerk Bäume in der Umgebung, die beim Blick aus dem Fenster Freude bereiten könnten. Oder sie berichtet von dem Hospiz, das bis Herbst 2022 als Projekt des Zollernalbkreises und des Landkreises Sigmaringen in Sigmaringen entsteht. Es sei alles drin, was ein Hospiz brauche. In der Nähe sei zudem ein Kindergarten. „Das ist Leben“, sagt Ernie Schmitt.

Ernie Schmitt: „Es ist mein zweites Kind geworden“

Selbst ihr eigenes Grundstück hat sie als Standort prüfen lassen. Sie war im Krankenhaus und in anderen Einrichtungen, um Hospizräume zu errichten. „Ich war überall. Es ist mein zweites Kind geworden“, erklärt sie. „Ich lasse nichts aus. Ich stehe nachts auf, und denke über Ideen nach.“ Bislang führte aber noch kein Plan zum Ziel, ein stationäres Hospiz in Überlingen zu erschaffen. Die möglichen Hospiz-Betreiber, Caritas und Diakonie, sehen in Owingen sogar schnellere Realisierungschancen. Doch für die Stifterin ist und bleibt es eigentlich Überlingen – wegen der vielen Einzelpersonenhaushalte und für die ältere Bevölkerung.

In ihren Antworten schwingt neben viel Hingabe für das Projekt auch etwas Enttäuschung mit. In der zehnjährigen Geschichte der Hospizstiftung blieben einige Vorschläge ungehört und Nachrichten unbeantwortet. Ebenso bedauert sie, aktuell nichts Handfestes vermelden zu können. Wegen der Corona-Pandemie habe keine Öffentlichkeitsarbeit stattgefunden – außer an einem Stand zum Welthospiztag.

Hoffnung auf Unterstützung der Stadtverwaltung

Ernie Schmitt hofft, dass die Überlinger Stadtverwaltung irgendwann denselben dienlichen Zweck in einem stationären Hospiz erkennt wie sie – und den Bedarf von Überlingen nicht mit dem Hospiz in Friedrichshafen gedeckt sieht. Die Stiftung verweist auf ein entsprechendes Schreiben aus dem Jahr 2019. Auch bestätige die Leitung in Friedrichshafen dies nicht. Die 84-Jährige sagt: „Es wäre doch schön, wenn sich die Stadtverwaltung auf die Fahne schreiben könnte, dass es in Überlingen ein stationäres Hospiz geben würde.“ Dabei geht es vor allem um einen Bauplatz, nicht um die Finanzierung des Baus. Diese würde die Stiftung aus Spenden und Zuschüssen selbst angehen.

Spenden für den Stiftungszweck sammeln. Das gehört zu den Aufgaben der Ernie-Schmitt-Hospizstiftung. Hier sind die Verantwortlichen 2018 ...
Spenden für den Stiftungszweck sammeln. Das gehört zu den Aufgaben der Ernie-Schmitt-Hospizstiftung. Hier sind die Verantwortlichen 2018 bei der Spendenübergabe nach einem Benefizessen zu sehen (von links): Hans-Peter Wetzel, stellvertretender Vorsitzender der Ernie-Schmitt-Stiftung und Mitglied der Nikolaus-Chuchi Überlingen, Stifterin Ernie Schmitt, Stiftungs-Vorsitzende Marion Freund, Volker Schaal (Nikolaus-Chuchi), Rudi Kreuz (Nikolaus-Chuchi) sowie Peter Graubach, Organisator des Benefizessens. | Bild: Nikolaus-Chuchi Überlingen

Tränen nach der allerersten Spende von 25 Euro

Die allererste Spende für die Hospizstiftung erhielt Ernie Schmitt nach der Gründung aus Uhldingen-Mühlhofen. „Es waren 25 Euro. Ich saß da und habe geweint“, erzählt Ernie Schmitt. So gerührt war sie, dass sich jemand für ihre Idee interessiert. Kontaktdaten waren keine vorhanden, sonst hätte sie sich persönlich bedankt. Jedem Spender oder neuen Paten lässt die Stiftung eine unterschriebene Dankeskarte zukommen. Ernie Schmitt findet, dass sich das so gehört.

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