Schwäne und der Bodensee – das gehört zusammen. Entlang des Seeufers können Spaziergänger die Vögel an vielen Stellen entdecken, so auch im Überlinger Uferpark oder an der Promenade. Dort soll es in diesem Jahr aber weniger Tiere geben – diese Beobachtung hat zumindest ein Leser der Überlinger SÜDKURIER-Redaktion geschildert. Was ist da dran?

Beantworten kann diese Frage das Max-Planck-Institut (MPI) für Verhaltensbiologie mit Sitz in Radolfzell, das sich mit den Vogelbeständen am Bodensee beschäftigt. Artenzählung stellt dabei nur einen kleinen Teil ihrer wissenschaftlichen Arbeit dar. Die Biologen befassen sich insbesondere mit Kollektivverhalten und Tierwanderungen.

Datenlage noch ungenau

In einem Gespräch mit dem Biologen Hans-Günther Bauer erklärt er, dass es nicht einfach sei, Aussagen zum aktuellen Bestand zu treffen. Umfassende Zählungen der Brutvögel macht das MPI etwa alle zehn Jahre. Zuletzt fand die Datenerhebung von 2020 bis 2022 statt. Es gebe große Unterschiede, zu welchen Jahreszeiten die Beobachtungen stattfinden, erklärt der promovierte Biologe.

Bauer sagt, dass die Schwanbestände bis vor einigen Jahren noch gestiegen seien und ein Niveau wie vor 15 Jahren erreicht hätten. Die Anzahl von Höckerschwänen gehe nun aber seit rund vier Jahren wieder zurück, so Bauer. Genaue Zahlen habe das Institut dafür noch nicht, die Daten befänden sich noch in der Auswertung.

Was sind die Gründe für den möglichen Rückgang?

Die Gründe für den möglichen Rückgang der Zahlen können vielfältig sein, sagt Bauer. Höckerschwäne sind auf niedrige Wasserpegel angewiesen. Die Tiere könnten nicht tauchen, ihr Kopf reiche maximal 1,5 Meter tief unters Wasser. Dort müsse es dann genügend Nahrung, wie Seegräser oder Kleintiere, geben. Im vergangenen Jahr hatte der Bodensee allerdings hohe Wasserstände geführt, die teilweise bis zu einem Meter über dem langjährigen Durchschnitt lagen. Das geht aus Daten des Landesamts für Umwelt Baden-Württemberg hervor.

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Umzug Richtung Stockacher Aach

Besonders im Winter, wenn naturgemäß Nahrungsknappheit herrscht, sind Schwäne und andere Brutvögel auf die Flachwasserzonen angewiesen. Doch gerade in diesen Monaten habe es seit 2022 immer wieder hohe Pegelstände gegeben, erläutert der Biologe. Das könnte laut Bauer ein Grund dafür sein, dass die Tiere entweder nicht genügend Nahrung gefunden haben oder keine geeigneten Brutstätten finden konnten. Die seien im Raum Überlingen sowieso schon rar, so Bauer. Die Tiere würden dann häufig Richtung der Mündung der Stockacher Aach wandern, sagt der Biologe. Oder die Tiere paarten sich erst gar nicht.

Keine Sorge um die Höckerschwäne

Er bestätigt die Annahme vieler Leute, dass Schwäne zu den aggressiveren Arten gehören. Dieses Verhalten gebe es nicht nur zwischen Mensch und Tier, sondern auch untereinander. Aufgrund der ohnehin schon begrenzten Anzahl an Brutplätzen und den teils ruppigen Revierkämpfen pflanzten sich die Schwäne weniger fort. Bauer sagt, dass auch die Vogelgrippe immer einen Faktor darstellen könne. Aktuell brauche man sich aber um die Bestände der Höckerschwane rund um den Bodensee aber keine Sorge zu machen.