Ein Vierteljahrhundert wird der Bürgerservice Ü-Punkt in diesem Jahr alt. Und der Mann, der die Geschicke der Behörde maßgeblich lenkt, ist fast von Anfang an dabei: Michael Moser kam, als das Bürgeramt drei Jahre alt war. Hat es also sozusagen vom Kleinkindalter bis jetzt begleitet. Rückblickend sagt er: „Wir haben mehr Kundenverkehr als in meiner Anfangszeit und die Ansprüche sind auch höher geworden. Früher gab es Phasen, in denen wenig los war und heute sind wir grundsätzlich ausgebucht.“

Da kann die Digitalisierung helfen, Entlastung zu schaffen: Künftig werden Bürgerinnen und Bürger noch viel mehr digital erledigen können, was auch den Mitarbeitern der Behörde das Leben erleichtert. Das sind neben Michael Moser zehn Damen – allerdings arbeiten sie nicht alle in Vollzeit. An ihrer Spitze steht Jasmin Muffler, Sachgebietsleiterin Ü-Punkt in der Abteilung Bürgerservice.

Service mit Lächeln: Zuzüge, Wegzüge und Umzüge

Ein besonders großes Thema ist Muffler zufolge das Ausstellen von Personalausweisen und Reisepässen sowie Meldeangelegenheiten, will heißen: Zuzüge, Wegzüge und Umzüge. Eine Meldeauskunft bedeutet, dass man sich auf dem Amt nach einer anderen Person erkundigen kann – unter gewissen Voraussetzungen: „Man braucht drei Daten, die die Person zweifelsfrei identifizieren“, sagt Muffler. „Also zum Beispiel den Namen, die vorherige Adresse und das Geburtsdatum.“

Meist werde dieser Dienst jedoch nicht von Privatpersonen in Anspruch genommen. „Private Anfragen können wir an einer Hand abzählen“, sagt Muffler. In der Regel nähmen Unternehmen und Institutionen die Dienstleistung in Anspruch, wenn etwa der Kunde die Rechnung nicht bezahlt hat und verzogen ist.

Bürgerbüro bringt die Wahl nach Hause

Eine ganz große Rolle spielen natürlich die Wahlen: Briefwahlunterlagen versenden, das Wählerverzeichnis führen, die Wahlberechtigung der Auslandsdeutschen prüfen. „Einfach die komplette Organisation“, sagt Michael Moser und Jasmin Muffler fügt hinzu: „Im letzten Jahr waren wir sehr gefordert. Wir haben über 21.000 Briefwahlunterlagen rausgeschickt. Es waren ja Kommunalwahl, Europawahl, OB-Wahl und Stichwahl.“
Und wie geht das zusätzlich zum normalen Tagesgeschäft? „In diesem Fall“, erklärt Michael Moser, „nehmen wir dann mehrere Schalter raus, anders ist das nicht zu machen.“

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Was freilich nicht bedeute, dass der Bürger dann keine Termine mehr bekommt, nur vielleicht in den Wochen vor der Wahl nicht ganz so viele wie sonst. „Wir sind mit dieser Lösung sehr glücklich und ich glaube 98 Prozent der Bürger auch.“

Ein Teil des Ü-Punkt-Teams: Michael Moser, Bianca Brandys, Madeleine Schaub, Bettina Jäger, Nadja Hofer, Claudia Berger und Jasmin Muffler
Ein Teil des Ü-Punkt-Teams: Michael Moser, Bianca Brandys, Madeleine Schaub, Bettina Jäger, Nadja Hofer, Claudia Berger und Jasmin Muffler | Bild: Eva-Maria Bast

Termin-Vergabe wird von Bürgern gelobt

„Wir bekommen allgemein viel positives Feedback“, bekräftigt Jasmin Muffler. Vor allem, weil die Termine seit der Corona-Pandemie online vergeben werden: „Viele Bürger sagen: Wir wissen, wenn wir um 9 Uhr kommen, sind wir um zehn nach neun wieder draußen.“ Zu Zeiten, als die Termin-Vergabe noch über das Ziehen eines Tickets erfolgte, habe man teilweise den ganzen Morgen warten müssen.

Die Digitalisierung macht Bürgern und Mitarbeitern das Leben also wesentlich leichter und sie schreitet auch beständig weiter fort: „Mit der Ausweis-App kann man inzwischen den Wohnsitz anmelden, das funktioniert gut“, sagt Muffler. „Das wurde bereits im Juli eingeführt und wird sehr gut angenommen.“ Will heißen: Jemand, der nach Überlingen zieht, muss keinen Termin mehr auf dem Amt machen, sondern kann sich mit seinem Personalausweis über die Website des Bürgeramts ummelden. Keine Angst vor Technik-Chaos: „Man wird hier gut durch die einzelnen Schritte durchgeführt“, versichert Muffler.

Digitale Angebote werden noch zögerlich genutzt

Michael Moser hat allerdings beobachtet, dass die Überlinger die digitalen Wege noch eher zögerlich nutzen. „Und zwar nicht nur ältere, sondern auch jüngere Bürger“, sagt er. „Ich glaube, viele machen sich nicht klar, wie viel einfacher das Leben wäre, wenn sie die digitalen Angebote nutzen würden.“ Kleiner Ausblick: Ab dem zweiten oder dritten Quartal können auch Anwohner- und Handwerkerparkausweise online beantragt werden. Neuerungen gibt es auch beim Personalausweis. „Ab dem 1. Mai muss das Passbild zwingend digital sein“, sagt Moser.

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„Die Fotografen speichern das Bild auf einem QR-Code, und wir können über eine Cloud darauf zugreifen.“ Damit sind dann für die Mitarbeiter des Ü-Punkts die Diskussionen beendet, die entstehen, wenn Menschen mit einem alten Passbild kommen. „Etliche, die einen Ausweis beantragen, haben ein Bild von vor zehn Jahren dabei und sind dann sauer, dass wir es nicht verwenden dürfen“, sagt Moser. Und Muffler ergänzt: „Wir probieren, so bürgerfreundlich wie möglich zu sein, aber wir müssen uns natürlich auch an Gesetze halten.“ Das Passbild erstellen zu lassen, wird aber auch einfacher: „Wir bekommen ein Lichtbilderfassungssystem von der Bundesdruckerei, vermutlich ab dem 1. Mai“, sagt Jasmin Muffler. „Dann können die Bürger ihr Lichtbild hier im Ü-Punkt selbst machen.“ Man wolle aber keine Konkurrenz für die ortsansässigen Fotografen sein. „Wir müssen es anbieten“, sagt Moser, „aber die Bilder vom Fotografen sind sicherlich schöner.“

Eheringe gehen besonders häufig verloren

22 Jahre ist Michael Moser also schon an Bord – und hat dabei so manchen denkwürdigen Moment erlebt. Besondere Geschichten ranken sich vor allem um die Fundsachen, für die der Ü-Punkt auch zuständig ist. Eheringe werden besonders gern gefunden und abgegeben – aber nicht allzu oft wiedergeholt. Häufig, so Moser, würden die Ringe im Strandbad gefunden – in den See geworfen und angespült? Augenzwinkernd fügt er hinzu: „Auch vor dem Amtsgericht ist eine beliebte Fundstelle.“ Eine besonders skurrile Situation: Ein verlorenes Gebiss. Eigentlich nichts Seltenes. „Aber: Der Mann, der sein Gebiss verloren hatte, kam, probierte das Gebiss an, das bei uns abgegeben worden war, sagte: „Passt au it“ und ging wieder. Neben Eheringen und Gebissen landen Fahrräder, heiß geliebte Kuscheltiere und Autoschlüssel gern im Fundbüro. Übrigens: Wer etwas verloren hat, muss sich nicht aufs Amt bemühen: Über die Webseite des Ü-Punkts können alle Fundsachen eingesehen und eine Verlustanzeige aufgegeben werden.