Nun haben sich Klinikchef und Oberbürgermeister also doch noch getroffen. Michael Röther, Inhaber des gleichnamigen Gesundheitszentrums in der Uhlandstraße, ärgerte sich über eine Zunahme an Verkehr vor seinem Haus, ebenso wie über den Umstand, dass er den OB nicht direkt für ein Gespräch erreichte. Hintergrund ist die Baustelle an der Kapuziner-Kirche und der Plan, die Altstadt für Autos von Westen her abzuriegeln. Seitdem fahren viele den Umweg über Überlingens Westen, das so genannte Kurgebiet – direkt an Röthers Klinik vorbei. Seit einem Felsabgang und einer Sperrung der Bahnhofstraße hat der Verkehr nochmal zugenommen. Das sei aber „höhere Gewalt“, wie Röther am Freitag sagte.
Nach Kritik kommt‘s zum Gespräch
Nach einem Bericht im SÜDKURIER, in dem OB Jan Zeitler auf seinen vollen Terminkalender verwies, aber grundsätzlich Gesprächsbereitschaft signalisierte, haben sich Röther und Zeitler am 18. Oktober im Rathaus zusammengesetzt und nach Lösungen gesucht. An dem Gespräch nahmen weitere Anwohner und Chefs der Verwaltung teil. Beide Seiten zeigten sich im Anschluss mit dem erreichten Zwischenergebnis zufrieden. Zugleich versicherten sie sich, im Frühjahr Bilanz über die besprochenen Maßnahmen zu ziehen und gegebenenfalls über weitere nachzudenken. Das geht aus Stellungnahmen sowohl von Zeitlers Pressereferat als auch von Michael Röther selbst hervor.
Neues Verkehrsschild am Bahnübergang
Teilnehmer seitens der Stadtverwaltung waren Oberbürgermeister Zeitler, Bürgermeister Thomas Kölschbach sowie Mathias Rebmann, Leiter der Abteilung Sicherheit und Ordnung. Wie Zeitlers Pressestelle mitteilte, sei vereinbart worden, in der Bahnhofstraße auf Höhe der Rampe zum Bahnübergang ein neues Verkehrsschild aufzustellen: „Alle Richtungen“ (Pfeil auf gelbem Grund). Es weist Richtung Westen, beziehungsweise Brünnensbach und soll die Autofahrer auf den Stadtring lenken – also im großen Bogen um das Kurviertel herum. Die Stadtverwaltung spricht davon, dass es Ziel sei, den Autofahrern den „richtigen Weg aufzuzeigen“.

Eigene Verkehrszählung durch Röther
Röther ermittelte in eigenen Zählungen, wie viele Autofahrer zuletzt den „falschen Weg“ an seinem Haus vorbei gewählt hatten. In den zehn Stunden von 8 bis 17 Uhr hätten im Durchschnitt 180 Fahrzeuge stündlich die Uhlandstraße passiert, Spitzenwerte lägen bei 250 Fahrzeugen. Bürgermeister Kölschbach habe ihm in dem Gespräch entgegengehalten, dass Durchschnittswerte über 24 Stunden hinweg gebildet werden müssten.
Absage für eine Einbahnstraße
Röthers Vorschlag für ein kurzes Stück Einbahnstraße wurde eine Absage erteilt. Wobei Röther im Gespräch mit dem SÜDKURIER betonte, dass er nach wie vor an dieser Forderung festhalte, auch wenn er damit im Gespräch im Rathaus nicht durchgekommen sei. Das Gespräch fand am Morgen des 18. Oktober statt. Am Abend war die Sache Thema im Gemeinderat. Die FDP-Fraktion, die den Antrag auf Einbahnstraße zuvor eingebracht hatte, zog ihn am Abend wieder zurück.
Verwaltung begründet Nein zu Einbahnstraße
Die Verwaltung habe durchaus Verständnis für Kritik der Anwohner, wenn Verkehrsströme verlagert würden, hatte Fachbereichsleiter Manfred Schlenker zuvor erklärt. Das sei „völlig menschlich und normal“. Dennoch müsse die Verwaltung die Thematik „ganz nüchtern und sachlich“ nach dem Verkehrs- und Verwaltungsrecht beurteilen, betonte Schlenker und verwies noch einmal auf die erhobenen Zahlen. Da diese deutlich unterhalb der Verträglichkeitsgrenze lägen, sehe die Verwaltung keine Erfordernisse für die geforderte Einbahnregelung. Dies gelte bei aller subjektiven Betroffenheit.
FDP sieht keine Grundlage mehr für ihren Antrag
OB Zeitler verwies im Gemeinderat auf das Treffen mit Röther und den Nachbarn, das sei aus seiner Sicht „sehr gut und konstruktiv“ gewesen. Etwas befremdet zeigte sich FDP-Sprecher Raimund Wilhelmi über Zeitlers positive Bewertung des Austauschs mit Anwohnern. Das entziehe ihm praktisch die Grundlage seiner Argumentation, zumal sich Michael Röther mit seinen massiven Sorgen an ihn und an den SÜDKURIER gewandt habe. Natürlich sei der Verkehr eine Beeinträchtigung für Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen nach Überlingen kämen. „Wir schneiden uns ins eigene Fleisch“, sagte Wilhelmi: „Sie beruhigen die Innenstadt und Sie beunruhigen die Wohngebiete.“
Werben für den Stadtring
CDU-Gemeinderat Günter Hornstein begrüßt es, wenn der Verkehr verstärkt auf den Stadtring gelenkt wird. Dies sei stets das Ziel gewesen, bislang aber nicht erreicht worden. Würde man dem Wunsch nach einer Einbahnregelung in der Uhlandstraße folgen, warnte Hornstein, wäre mit Sicherheit schnell die Schreibersbildstraße von Ausweichverkehr betroffen. Durch kurzfristige Änderungen habe man in den letzten Jahren „4,5,6 Bürgerinitiativen“ auf den Plan gerufen, von denen sich jede um ihr Wohngebiet gesorgt habe. Stattdessen müsse man die Problematik endlich „konzeptionell betrachten“.