Gabriel Kiefer stellte zwei Mal zaghaft die Frage: „Lassen wir es auslaufen?“ Er müsse ja auch noch seinem Beruf (in einer Personalberatungsfirma) nachgehen und könne sich nicht nur um die Ukraine-Hilfe kümmern.
Der Initiator der Aktion „ÜB hilft“ traf sich nun, in dieser achten Kriegswoche, mit seinen Mitstreitern für eine Art Kassensturz. Nach Kriegsausbruch in der Ukraine war die Hilfs- und Spendenbereitschaft riesig. Ende Februar folgten seinem Aufruf innerhalb weniger Tage viele Freiwillige. Jeder wollte sich irgendwie einbringen. Hauptsache, man tat etwas. Auch, um der eigenen Ohnmacht entgegenzutreten.
„30.000 Euro haben wir derzeit noch übrig.“Gabriel Kiefer, Initiator von „ÜB hilft“
Seit dem Start wurde von der Gruppe, die sich nicht als Verein organisiert, sondern als loses Netzwerk, vieles auf den Weg gebracht: Lebensmitteltransporte in die Ukraine, Wohnungsvermittlungen hier am Bodensee, Dolmetscherdienste, Spielenachmittage. Und sogar der Plan, für die Kinder eine regelmäßige Betreuung aufzubauen, wird verfolgt. Zudem wurde Geld gesammelt. 40.000 Euro kamen schon zusammen, wenig davon wurde bislang eingesetzt. Kiefer: „30.000 Euro haben wir derzeit noch übrig.“
Aktionsbündnis macht weiter
Kiefers Frage, ob sie es „auslaufen“ lassen, also das Aktionsbündnis für beendet erklären sollen, wurde in der Runde der insgesamt 17 Personen, die aus ganz unterschiedlichen gesellschaftlichen und politischen Gruppen kommen, geflissentlich überhört. Offenbar hielt keiner die Frage für ernst gemeint. Zu vielfältig sind die Probleme, die sich mit dem Krieg in der Ukraine dort, aber auch für die Geflüchteten hier, nun stellen, als dass man das Aktionsbündnis auflösen könne.
Elke Dachauer, Integrationsbeaufragte der Stadt Überlingen, ermunterte die Gruppe zum Weitermachen. „Wir hätten die Arbeit als Stadt nicht so schnell leisten können, wenn ihr uns nicht geholfen hättet. Wir könnten mit den Herausforderungen nicht so umgehen, wenn Sie nicht an unserer Seite stünden.“
Kontroverse um Geld für die Tafel
30.000 Euro: Was damit tun?
Nun liegen da also 30.000 Euro auf der hohen Kante, die zweckgebunden gespendet wurden. Ideen und Notwendigkeiten gibt es viele. Medikamente für Krankenhäuser in der Ukraine? Musikunterricht für geflüchtete Kinder an der Überlinger Musikschule? Schwimmkurse in der Therme? Oder sollte das Geld besser an die professionellen Hilfsorganisationen wie dem Roten Kreuz weitergereicht werden? Kiefer plädierte dafür, statt Sachspenden von hier an die Ukrainische Grenze zu liefern, besser in Polen einzukaufen, weil es dort mehr fürs Geld gebe.
„Wir haben das Geld nicht bekommen, um es auf ein Konto zu legen.“Gabriel Kiefer
Die Meinungen unter den 17 gingen auseinander, wie das Geld am sinnvollsten ausgegeben werden könnte. Schon die Frage, ob es besser sei, es jetzt auszugeben, oder „für noch schlechtere Zeiten aufzuheben“, wie ein Mitglied meinte, konnte die Gruppe nicht eindeutig beantworten. Gabriel Kiefer war für „jetzt ausgeben“. Kiefer: „Wir haben das Geld nicht bekommen, um es auf ein Konto zu legen.“ Zumal das Spendenaufkommen wieder steige, „wenn uns neue Bilder aus der Ukraine erreichen, wenn es noch schlimmer wird“.