Seit gut einem Jahr läuft die Kampagne ‚Kipp it clean‘ und zieht langsam Kreise. Täglich sind die ehrenamtlichen Stadtverschönerer mit ihren Zangen unterwegs, um nicht nur an den beliebtesten Aufenthaltsorten von der Seepromenade bis in den stark frequentierten Stadtgraben mit weggeworfenem Müll auch unzählige Zigarettenkippen aufzusammeln, die für Kinder gefährlich werden können und unser Grundwasser vergiften. Brigitte Marx-Markwort ist 73 Jahre alt und wohnt im Burgberggebiet. Die Diplom-Psychologin und Psychotherapeutin hatte eine eigene Praxis und ist inzwischen im Ruhestand. Täglich ist sie mit ihrem Vierbeiner „Theo“ draußen unterwegs und kümmert sich um Sauberkeit am Spazierweg vor und hinter der Kapelle St. Leonhard.
Das macht sie schon seit mehreren Jahren. Sie ist damit Vorreiterin im eigenen Umfeld. Vom Hundespaziergang kennt sie den Weg entlang der roten Bänke des Verschönerungsvereins bestens. „Doch mit Beginn der Pandemie vor über drei Jahren habe ich deutliche Veränderungen beobachtet“, erinnert sie sich. „Der Vandalismus nahm zu und wo zuvor eher vereinzelt Zigarettenkippen neben den Bänken lagen, wurden es täglich mehr.“ Das wollte die Spaziergängerin nicht tatenlos mit ansehen und handelte.
Anfangs stellte sie an jeder Bank leere Marmeladegläser auf. Später stieg sie auf noch schönere elegantere Lösungen, die sie aus eigener Kasse finanzierte, ohne großes Aufhebens davon zu machen. „Es war ja kein großer Mehraufwand, da ich ohnehin draußen unterwegs war“, sagte sie. Inzwischen ist sie auf hübsche bunte Mini-Metallblumentöpfchen gestoßen, die sich an den Bänken aufhängen lassen. „Das hatte den Nachteil, dass immer wieder welche mitgenommen wurden und verschwanden“, erzählt sie zwar etwas enttäuscht, aber klaglos. Ihrem Engagement hat das keinen Abbruch getan. Im vergangenen Jahr brauchte sie für 26 Bänke über 50 Gefäße. Auch in diesem Jahr hat sie wieder 20 Gefäße erstanden und bereits sieben wieder ersetzen müssen und für die Aktion insgesamt über hundert Euro investiert. Bis heute ist sie täglich in den frühen Morgenstunden mit einer großen Tüte und einem feuchten Lappen unterwegs, wischt alle Bänke ab und sammelt Müll und Kippen ein. Mit der Zeit packte sie die Lust, den Menschen das Problem einmal drastisch vor Augen zu führen.
„Ein Jahr lang habe ich die Kippen gesammelt und am Ende gewogen“, berichtet sie: „Dabei kamen rund 7 Kilogramm zusammen.“ Diese Dimension wollte sie den Passanten einmal optisch eindrucksvoll nahebringen. Sie packte ihre Sammlung nun an einem Samstag auf einer Plastikfolie am Fußweg bei der Informationstafel unterhalb des Parkhotels. Die Stadtverschönererin auf eigene Faust setzte sich vier Stunden daneben in die Sonne und nahm Gespräche mit Spaziergängern gerne auf. „Vor allem Nichtraucher waren entsetzt über die riesige Menge“, erzählt Brigitte Marx-Markwort. Doch auch mancher Raucher kam ins Nachdenken. „Insgesamt gab es viele positive Reaktionen“, sagt sie. „Auch einige kleine Spenden für neue Töpfchen bekam ich.“ 20 Mini-Aschenbecher der Kampagne ‚Kipp it clean‘ seien von Passanten ebenfalls dankend angenommen worden. Anschließend hat Marx-Markwort ihre gesamte Sammlung zum Wertstoffhof in der Obertorstraße gebracht, wo sie als Sondermüll entgegengenommen wurde.
„Die Stadt wacht allmählich auf“, so Marx-Markwort: „Es gibt hier nicht nur Vandalen, sondern auch Menschen, die Wert auf ein schönes Umfeld und Erhalt unseres Naherholungsgebiets legen.“ So kenne sie außer den Stadtverschönerern viele Spaziergänger, die stets eine Plastiktüte dabei hätten, um Müll vom Wegesrand einzusammeln.“
Zigarettenkippen sind eine große Belastung für die Umwelt
5,6 Billionen Zigarettenkippen fallen jährlich weltweit an. Davon landen 80 Prozent sorglos auf dem Boden – trotz teilweise hoher Bußgelder zumindest in Deutschland. Die Folge dieser Umweltverschmutzung: Durch Regen gelangen die in den Stummeln enthaltenen Giftstoffe in das Grundwasser. Dabei handelt es sich unter anderem um Arsen, Benzol, Blei, Chrom, Kupfer oder Formaldehyd. Über das Grundwasser gelangen die Gifte in Seen, in Flüsse und Meere. Für Wasserlebewesen sind die Auswirkungen gravierend: Sie reichen von Genmutationen über Verhaltensänderungen bis hin zum Tod. Durch die Fische gelangen manche Giftstoffe in die Nahrungskette und damit wieder zum Menschen.
Neben den Giftstoffen stellt die Zusammensetzung der Zigarettenfilter ein erhebliches Problem dar. Diese bestehen aus dem Kunststoff Celluloseacetat. Die Zersetzung dieses Stoffs dauert in Süßwasser Jahrzehnte, in Salzwasser sogar bis zu mehreren hundert Jahren. Darüber hinaus kann es passieren, dass Lebewesen im Wasser kleine Partikel eines Filters für Nahrung halten. Dies kann mitunter zu Verstopfungen mit Todesfolge oder zum Verhungern durch einen vermeintlich gefüllten Magen führen.
Welche Gefahr für den Menschen drohen durch weggeworfene Zigarettenkippen?
Weggeworfene Zigarettenstummel stellen nicht nur für die Lebewesen in unseren Gewässern eine Gefahr dar. Bei Kleinkindern kann eine verschluckte Kippe zu Vergiftungssymptomen wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall führen. Damit dies nicht passiert, ist es wichtig, Zigarettenreste nicht achtlos auf die Parkwiese oder gar in den Sandkasten auf dem Spielplatz zu werfen. Um diesem Problem beizukommen, besteht ein landesweites Rauchverbot auf Spielplätzen.