Wenigstens viermal im Jahr, an wechselnden Orten, zu unterschiedlichen Zeiten, damit möglichst vielen Kolleginnen und Kollegen vor dem Hintergrund ihrer unterschiedlichen Öffnungszeiten die Möglichkeit zur Teilnahme gegeben ist – so hat Lukas Waldschütz, in vierter Generation Chef des Hotel „Ochsen“ in Überlingen, die „Hardware“ konzipiert, um den Überlinger Wirtestammtisch neu zu beleben.
Damit tritt der Ochsen-Wirt auch hier in die Fußstapfen seines Vaters Andreas Waldschütz, unter dessen Ägide es vor längerer Zeit einen durchaus aktiven Stammtisch der Überlinger Gastronomen gab.

„Den kollegialen Austausch intensivieren, gemeinsame Anliegen formulieren, insbesondere gegenüber der Gemeinde und anderen wirtschaftlichen Institutionen, und hier gemeinsam auftreten“, formuliert Waldschütz gewissermaßen die „Software“ des Wirtestammtischs und findet hierbei die entschiedene Unterstützung von Dirk Limberger (Vino-/Bistrogreth) Elke Renker (Weinhaus Renker) und Matthias Wigger (Weinstein).
Vorsitz im Dehoga übernommen
Aktiv etwas vor Ort bewirken, das ist die Maxime des Gründungsquartetts. Lukas Waldschütz selbst hat seit Ende 2024 den Vorsitz der Ortsgruppe Überlingen im Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) von Andreas Liebich (Johanniterkreuz) übernommen, nachdem dieser in den Gemeinderat gewählt worden war.
„Ein bundesweit agierender Berufsverband ist wichtig“, befinden die vier, helfe jedoch nicht unbedingt vor Ort bei akuten Problemen und „behördlichen Nickeligkeiten“. So soll der Überlinger Wirtestammtisch verstärkt das Gespräch mit dem Ordnungsamt suchen; denn hier von Wirteseite aus Kontakt zu bekommen, sei ausgesprochen schwierig. Äußerst selten erreiche man bei spontanen Anliegen auf Anhieb einen Gesprächspartner.
Kritischer Blick auf Behördengänge
Andererseits fänden die obligatorischen Kontrollen der Behörde, deren Berechtigung Waldschütz und seine Kollegen keinesfalls in Abrede stellen, meistens in die Hauptgeschäftszeiten statt, was den Betriebsablauf doch zuweilen erheblich störe – ein Missstand, gegen den man gemeinsam vorgehen wolle. „Wenn, zuweilen nervenaufreibend, bestehende Auflagen pedantisch nachbearbeitet werden und Rückfragen nicht oder nur sehr schwer wegen fehlender Gesprächspartner möglich sind“, so Limberger, dann handle es sich um „kleine Ärgerlichkeiten“, von denen sie hoffen, sie in entspannter Gesprächsatmosphäre gemeinsam aus dem Weg räumen zu können. Waldschütz, Limberger und Renker betonen: „Deshalb wird unser Stammtisch durchaus offen sein, wir strecken die Hand aus auch für externe Teilnehmer“, betonen Waldschütz, Limberger und Renker.
Die ausgestreckte Hand der Gastronomen „sehr gern angenommen“ hat bereits Jürgen Jankowiak von der Überlingen Marketing und Touristik GmbH, wie er dem SÜDKURIER bestätigte. Auch für den städtischen Wirtschaftsförderer Stefan Schneider ist die Teilnahme wohl selbstverständlich.
Aber auch gastronomisch soll weiteres Engagement entfaltet werden. „Wir können uns beispielsweise vorstellen, Einkaufslisten zu bündeln und die Begriffe ‚regionale und saisonale Küche‘ von der Spezialitätenküche hin zu kulinarischen Köstlichkeiten zu entwickeln.“ Aktionen wie das Pilgermahl und die Jakobsmuschel-Wochen im Rahmen des 600. Jubiläums der Jodok-Kirche im vergangenen Jahr werten die vier Gastronomen im Rückblick als besonders gelungen.
Idee von einem Walking Dinner
In diesem Zusammenhang bringt Dirk Limberger eine weitere Idee in die Diskussion: ein Walking Dinner, eventuell in der Wintersaison. Hierbei würden Vorspeise, Suppe, Zwischengericht, Hauptgericht und Dessert jeweils aufeinander folgend in verschiedenen Restaurants gereicht. Die Teilnehmerzahl wäre begrenzt, damit in den beteiligten Betrieben auch das normale Geschäft weiterlaufen kann. Die Teilnehmer indes lernten verschiedene Lokalitäten kennen, mit deren unterschiedlicher Herangehensweise an Zubereitung und Präsentation. Und ein Überlinger Wirtesommer – nach dem Vorbild der in Frankreich üblichen Champagner-Volksläufe – mit kulinarischen Zwischenstationen in Überlingen und im Hinterland könnte ein Höhepunkt der nächstjährigen Saison werden.