Stefan Mayer und Achim Friesenhagen heißen die neuen Narreneltern der Narrenzunft Überlingen. Es sind bekannte Namen in der Zunft, die man als Speerspitzen der Überlinger Fastnacht künftig allerdings noch häufiger hören wird. Gewählt wurden sie am Montagabend von den 44 stimmberechtigten Mitgliedern und unter dem wachsamen Auge des Viererbunds.
Mammutsitzung bis kurz vor Mitternacht
Narren sind lange Abende im Grunde gewöhnt. Doch die aktuelle Hauptversammlung war die längste, an die sich der scheidende Narrenvater Thomas Pross erinnern kann: „Erst kurz vor Mitternacht waren wir fertig.“ Schließlich mussten nicht nur die Narreneltern, sondern der gesamte erweiterte Vorstand gewählt werden – vom Säckelmeister bis zu den Narrenpolizisten.
Partnerzünfte aus dem Viererbund teils mit komplettem Vorstand vertreten
Fastnacht soll vor allem Freude machen. Deshalb findet die Versammlung der Narrenzunft in der Regel unmittelbar nach dem Sonntag Laetare (“Freue dich“) statt. Doch wie so vieles wirbelte Corona auch diese Terminplanung durcheinander und machte eine Verschiebung um vier Wochen erforderlich. Dass sich nun am Montag in der Turmgasse wichtige Dinge zutragen mussten, darauf deutete schon die Präsenz der Partnerzünfte des Viererbunds aus Elzach, Oberndorf und Rottweil hin, die zum Teil mit dem gesamten Vorstand angerückt waren.
Tatsächlich wurde ein neues Kapitel in der Narrenchronik aufgeschlagen, als die Mitglieder der Zunft ihre künftige Spitze wählten: die mit Spannung erwarteten neuen Narreneltern, die die nächsten Jahre die Überlinger Fastnacht prägen werden. Bereits vor einigen Monaten hatten Narrenmutter Wolfgang Lechler und Narrenvater Thomas Pross nach 16 Jahren Amtszeit ihren Rückzug angekündigt. Ihre Nachfolge werden nun Stefan Mayer und Achim Friesenhagen antreten. Standing Ovations gab es für die scheidenden Narreneltern, Gratulationen und Glückwünsche für das neue Paar. „Das waren echte Gänsehautmomente“, schildert ein Augenzeuge aus der Versammlung, die nicht öffentlich stattfand.
Lechler und Pross prägten 16 Jahre die Fastnacht mit neuen Ideen
Seit 2006 hatten Wolfgang Lechler und Thomas Pross das Brauchtum der Fastnacht mitgestaltet und mit neuen Ideen geprägt. Unter anderem führten sie eine „Küchlinfahrt“ zur Insel Mainau ein und verliehen insbesondere der Kinder- und Jugendfastnacht noch mehr Gewicht. Schließlich gilt es, den Narrensamen gut zu pflegen.
Doch wie wird man Narrenmutter oder Narrenvater? Wer kann für die Ämter kandidieren? „Im Grunde kann sich jedes Mitglied bewerben“, sagt der bisherige Narrenvater. Doch aus gutem Grund mache sich der Vorstand im Vorfeld auch in Klausurtagungen bereits Gedanken und führe Gespräche mit möglichen Kandidaten. Dabei kristallisiere sich meist ein Nachfolgevorschlag heraus.
Dennoch könne es auch Überraschungen geben. Noch sehr gut erinnert sich Pross an die eigene Wahl im Jahr 2005, als die Ämter von Heinz-Peter Fräntzki und Reiner Rammelt neu zu besetzen waren. Bei der Suche nach Nachfolgern hatte der Vorstand seinen Vorschlag damals präsentiert. „Doch jedes Zunftmitglied kann sich selbst oder andere vorschlagen.“ Tatsächlich sei aus der Runde der Mitglieder ein weiterer Vorschlag gekommen. Wobei die neuen Narreneltern damals mit sehr großer Mehrheit gewählt worden waren. Diesmal gab es nur einen Vorschlag.

So oder so – Narrenvater und Narrenmutter werden in geheimer Wahl in einer internen Sitzung gekürt, so will es die Satzung. Im Anschluss wird nach dem Vereinsrecht auch noch entschieden, wer der Vorsitzende wird und wer dessen Stellvertreter. Nachfolger von Wolfgang Lechler als Vorsitzender ist Stefan Mayer, dessen Stellvertreter Achim Friesenhagen.
Narreneltern das ganze Jahr hinter den Kulissen mit der Fasnet beschäftigt
Welche Voraussetzungen muss man mitbringen? Die Freude an der Fastnacht allein reicht dazu noch nicht aus. „Man muss vor allem auch die zeitlichen und die familiären Möglichkeiten haben“, erklärt der scheidende Narrenvater Thomas Pross: „Und man muss es sich zutrauen. Man ist ja dann eine Person des öffentlichen Lebens.“ Im Rahmen des Brauchtums gebe es viele Pflichten, bei denen die Narreneltern im Rampenlicht stehen. Doch es gehe nicht nur um „die paar Wochen Fastnacht“, gibt Pross zu bedenken. Das ganze Jahr über sei man hinter den Kulissen mit der Thematik beschäftigt und müsse die Planungen im Kopf haben.
Keine Probleme, verantwortliche Positionen zu besetzen
Viele Vereine haben deshalb Probleme, verantwortliche Positionen zu besetzen. Was ist bei der Narrenzunft Überlingen anders? „Das ist einfach auch ein toller Job, der Spaß macht“, betont Thomas Pross. Und man geht schließlich auch in die Annalen der lokalen Fastnacht ein. Die Narreneltern sind zwar das erste Aushängeschild der Zunft. Doch daneben gibt es außer vereinstypische Ämtern wie Kassenwart (hier: Säckelmeister), Schriftführer und Pressewart auch noch fastnachtstypische Wahlämter. Dazu gehören unter anderem die Narrenpolizisten und die Umzugsplaner, der Zunftkoch und der Stubenmeister.

Der neue Vorstand und weitere Ämter der Überlinger Narrenzunft
- Vorsitzender und Narrenmutter: Stefan Mayer (bisher Wolfgang Lechler)
- Stellvertreter und Narrenvater: Achim Friesenhagen (bisher Thomas Pross)
- Schriftführer: Tankred Kauf (bisher Andreas Taglang)
- Säckelmeister: Uwe Stett (bisher Volker Nieß, seit 1995)
- Pressewart: Tobias Mezger (bisher Martin Baur)
- Leiter des Narrenkonzerts: Jens-Peter Fräntzki
- Narrenpolizisten: Peter Graubach und Marco Hummel
- Umzugsplaner: Robin Schefe (bisher Andreas Niedermayer)
- Vorsitzender des Zunfthauses: Thomas Pross
- Gildemeister: Wolfgang Schöllhorn
- Hänselevater (kommissarisch): Uwe Wolfensperger
Weitere Ämter
- Narrenpolizisten: Peter Graubach und Marco Hummel (bisher Andreas Taglang)
- Zunftkoch: Alexander Metzler
- Stubenmeister: Holger Gut
- Kutschenmeister: Claus Bolter
- Fahnenmeister: Oliver Martin
- Fundusmeister: Andreas Fundinger