Es wäre so schön gewesen. Im geplanten Gartenschaujahr 2020 brütete ein Überlinger Uhupaar an seinem Stammplatz – wie fast jedes Jahr seit 2010. Die Stadt hatte erstmals einen begehbaren Tunnel angemietet, um Besuchern den Weg durch den historischen Stadtgraben zu ermöglichen. Und dabei weder den Eulennachwuchs bei dessen ersten Flugübungen noch die fürsorglichen Eltern zu stören, die in den Felsnischen kauerten.

Das könnte Sie auch interessieren

„Uhu is watching YOU“ ist deshalb auch in diesem Jahr in leuchtenden Lettern an der Molassewand hoch über dem Graben zu lesen. Doch es ist ein leeres Versprechen. Denn zum zweiten Mal im zurückliegenden Jahrzehnt bleibt der Brutplatz leer und verwaist. Kein Uhu-Nachwuchs für die Familie „Übi“, die schon zum Aushängeschild und Sympathieträger der Stadt geworden ist.

„Uhu is watching YOU“ steht an der Molassewand.
„Uhu is watching YOU“ steht an der Molassewand. | Bild: Jürgen Gundelsweiler

Zweimal schon musste das jeweilige Uhu-Paar den Tod eines Partners verkraften. Zweimal fand die Witwe oder der Witwer recht schnell wieder einen neuen. Und der perfekte Felsvorsprung für einen Horst diente bald wieder als Kinderstube für den nächsten Nachwuchs. Nicht Corona, sondern ein Herpes-Virus war es, der im vergangenen Spätherbst die letzte Uhu-Mutter infizierte und im November deren Tod verursachte, wie die tiermedizinische Untersuchungsanstalt des Landes in Aulendorf diagnostizierte.

Das könnte Sie auch interessieren

In den vergangenen Jahren war die Paarbildung
schon im Winter zu beobachten

Die Hoffnung, dass der Uhu-Vater auch dieses Mal schnell wieder eine neue Partnerin findet, war ganz offensichtlich vergebens. In den vergangenen Jahren hatten die Beobachter des Gartenamts bereits im Winter die Balz und Paarbildung zumindest akustisch wahrnehmen können. Nichts dergleichen in den zurückliegenden Monaten. So wurde es immer wahrscheinlicher, dass es in diesem Jahr keinen Nachwuchs geben würde. Immerhin 28 kleine Uhus sind zwischen 2010 und 2020 im Überlinger Stadtgraben groß geworden. Bei dieser Zahl wird es vorläufig auch bleiben.

Die drei letzten Uhubabys bei einer Mahlzeit im April 2020.
Die drei letzten Uhubabys bei einer Mahlzeit im April 2020. | Bild: Hanspeter Walter

„Leider hat unser Uhu nicht mehr rechtzeitig ein brutwilliges Weibchen gefunden, sodass es dieses Jahr keinen Uhu-Nachwuchs geben wird“, teilte die Pressestelle der Stadt auf Nachfrage jetzt auch offiziell mit, was der leer gebliebene Brutplatz schon länger erahnen ließ. Zum Schutz des Habitats des Uhus werde der angemietete Tunnel während des Ausstellungszeitraums der Landesgartenschau aber stehen bleiben. Vielleicht stattet ja der verbliebene Vater den Felswänden auch als Single ab und zu eine Visite ab, um die Versprechungen zu erfüllen und irgendwann vielleicht die Besucher des Stadtgrabens zu beobachten.

Das könnte Sie auch interessieren
Im vergangenen Jahr wuchsen hier noch drei kleine Uhu-Babys auf. Nach dem Tod der Mutter im Spätherbst blieb der Brutplatz dieses Jahr leer.
Im vergangenen Jahr wuchsen hier noch drei kleine Uhu-Babys auf. Nach dem Tod der Mutter im Spätherbst blieb der Brutplatz dieses Jahr leer. | Bild: Jürgen Gundelsweiler

„Wir hoffen natürlich, dass sich unser Uhu bis zum nächsten Frühling wieder verliebt und wir 2022 wieder Uhu-Küken in Überlingen begrüßen dürfen“, schreibt die Pressestelle. Sollte es dann wieder Nachwuchs geben, werde der entsprechende Grabenabschnitt allerdings für wieder für einige Wochen gesperrt, wie in den zurückliegenden Jahren.