Wer mit seinem Wohnmobil verreisen und Station am Bodensee machen will, könnte Schwierigkeiten haben, einen Stellplatz zu finden: Es mangelt in der Region an offiziellen Stellplätzen. Lösungen gibt es dennoch: zum Beispiel die kostenlose App „park4night“ – eine Stellplatz-App, die von der Gemeinschaft der Camper lebt. Hier können sich Wohnmobilisten über offizielle Stellplätze informieren. Solche gibt es in Überlingen, Hagnau und Heiligenberg, auch in Uhldingen-Mühlhofen oder Meersburg.

Das Verlockende an der App ist aber: Sie zeigt auch die sogenannten freien Plätze an. Solche, auf denen man nichts zahlen muss, mehr oder weniger legal eine Nacht stehen bleiben und am nächsten Tag weiterfahren kann.

App weist viele sogenannte freie Plätze in der Region aus

Laut der App gibt es in Salem drei dieser freien Plätze: am Martinsweiher, in der Nähe des Prälatenwegs beziehungsweise der Tüfinger Straße sowie an der Landesstraße 201 am Bifangweiher. Auch an weiteren Orten in der Region werden solche Plätze angezeigt: in Deggenhausertal, Markdorf und Daisendorf, in Uhldingen-Mühlhofen oder Illmensee.

Allerdings: Das freie Stehen von Wohnmobilen kann besonders in Zeiten von Corona für Konflikte sorgen. Das zeigt das Beispiel Salem. Immer wieder stehen Camper mit ihren Wohnmobilen über Nacht auf den drei oben genannten Plätzen. Dem Markgräflich Badischen Gutsbetrieb des Hauses Baden gefällt das nicht.

Offizielle, kostenpflichtige Stellplätze für Wohnmobile gibt es beispielsweise in Meersburg, Heiligenberg und Uhldingen-Mühlhofen ...
Offizielle, kostenpflichtige Stellplätze für Wohnmobile gibt es beispielsweise in Meersburg, Heiligenberg und Uhldingen-Mühlhofen – oder in Überlingen in der Kurt-Hahn-Straße. In der App „park4night“ sind diese Plätze mit einem roten Wohnmobil gekennzeichnet. Die freien Plätze werden als Tannenbaum (“Umgeben von Natur“) markiert. | Bild: park4night.com/carte_lieux

Gutsverwaltung des Hauses Baden macht ihrem Ärger in der App Luft

Unter dem Namen Gutsverwaltung Salem hat das Haus Baden seinem Ärger in „park4night“ Luft gemacht: „Dies ist kein Campingplatz“, stellt die Gutsverwaltung bezüglich der drei Plätze klar. „Aufgrund des extrem steigenden Wildcampingaufkommens und der Verschmutzung durch Müll und Exkremente sind wir gezwungen, Wildcamping auf allen Flächen und Wirtschaftswegen zur Anzeige zu bringen. Kontrollen werden ab sofort täglich durchgeführt.“

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Ein Urlauber berichtet, dass auch in Illmensee kontrolliert werde. In „park4night“ kommentiert er: „Super Platz, nur leider gibt es jetzt Verbotsschilder für Wohnwagen, Wohnmobile und Zelte. Laut den Anwohnern wird auch regelmäßig kontrolliert.“ Ein anderer Camper schreibt über Uhldingen-Mühlhofen: „Wir wurden in der Nacht von der Polizei weggeschickt. Schade.“

Camper hinterlassen Müll und Fäkalien

Auf Nachfrage beim Markgräflich Badischen Gutsbetrieb erklärt Heike Sattler, dass in den vergangenen Wochen immer das Gespräch mit den Campern ausgereicht habe. „Die Menschen haben den Platz nach unserer Bitte bisher immer verlassen.“ Die Verwarnung habe ausgereicht, Strafen gab es keine. Man wehre sich aber weiter gegen Camper, die Müll und Fäkalien hinterlassen.

Auf dem freien Platz am Martinsweiher haben Wildcamper nach ihrem Aufenthalt den Müll nicht weggeräumt.
Auf dem freien Platz am Martinsweiher haben Wildcamper nach ihrem Aufenthalt den Müll nicht weggeräumt. | Bild: Julian Widmann

Am Martinsweiher beispielsweise sei vor einiger Zeit noch ein Mülleimer gestanden. Dieser wurde nun entfernt. Gutsverwalter Roman Strasser meint: „Die Natur muss in dieser Gegend einfach geschützt werden und erhalten bleiben.“

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Aber wie schwierig ist es, gerade in Corona-Zeiten einen offiziellen Stellplatz am Bodensee zu finden? „Wir hatten richtig Glück, dass wir hier kurzfristig noch einen Platz bekommen haben“, erzählt ein Paar aus dem Ruhrgebiet. Die beiden sind froh, dass sie für 16 Euro pro 24 Stunden in Überlingen in der Kurt-Hahn-Straße ihr Wohnmobil abstellen konnten.

Ihrer Meinung nach litten alle Camper unter der Situation: „Die Leute wissen nicht, wo sie ihr Wohnmobil hinstellen sollen.“ Der Urlauber ist sich sicher, dass dies in der Mehrzahl der Fälle nichts mit den rund 15 Euro zu tun habe, die man für einen Stellplatz ausgeben muss.

16 Euro zahlen Camper in der Kurt-Hahn-Straße in Überlingen für 24 Stunden – Strom und Wasser inklusive. Ist hier und auf anderen ...
16 Euro zahlen Camper in der Kurt-Hahn-Straße in Überlingen für 24 Stunden – Strom und Wasser inklusive. Ist hier und auf anderen offiziellen Stellplätzen am Bodensee aber nichts frei, weichen Urlauber oft auf freie Plätze aus. Rechtlich bewegen sie sich dann in einer Grauzone, denn Wildcamping ist in Baden-Württemberg verboten. | Bild: Julian Widmann

Viele Gemeinden und Städte in Deutschland hätten in den vergangenen Jahren zu wenige Plätze für Wohnmobile geschaffen, was sich durch die Corona-Pandemie noch stärker bemerkbar mache. Vorbuchen sei schwierig: „Man reist ja mit dem Wohnmobil von Gegend zu Gegend und will sich auch manchmal nicht festlegen, wo man wie lange bleibt“, argumentiert die Frau.

Matthias Fischer: „Die Plätze sind teils so überfüllt, das habe ich noch nie erlebt“

Matthias Fischer aus Offenburg wollte mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern eigentlich nach Bodman. Da gab es aber keinen Platz für das Wohnmobil, was schade gewesen sei: „Die Plätze sind teils so überfüllt, das habe ich noch nie so erlebt wie in diesem Jahr.“ Daher ist die Familie auf dem Überlinger Stellplatz in der Kurt-Hahn-Straße gelandet und damit sehr zufrieden. „Wir haben einen Platz, es ist wunderschön am Bodensee.“

Wildcamping sei für die Familie keine Option, auch wenn das Wohnmobil autark sei. „Wir wollen zwar nicht irgendwo übernachten, aber manchmal ist es schon schwierig, überhaupt einen Stellplatz zu finden. Das muss man ehrlich zugeben.“ Der Bodensee ziehe die Menschen im Urlaub einfach an. Und dann bleibe einem nichts anderes übrig, als sein Wohnmobil in der freien Natur stehen zu lassen. „Dass dann Leute aber ihren Müll liegen lassen, geht gar nicht.“ Hier verstehe er auch den Ärger von Gemeinden.

Manfred Rohn: „Dass Gemeinden keine Lust auf den Müll haben, ist vollkommen nachvollziehbar“

Manfred Rohn auf dem Campingplatz in der Kurt-Hahn-Straße.
Manfred Rohn auf dem Campingplatz in der Kurt-Hahn-Straße. | Bild: Julian Widmann

Manfred Rohn lebt in Konstanz und genießt es, mit seinem Wohnmobil auf der anderen Seite des Bodensees in Überlingen zu sein. Er erzählt, dass er gezwungenermaßen schon wildcampen musste, weil er keinen Platz gefunden habe und völlig erschöpft gewesen sei. Er sei aber am nächsten Morgen direkt weitergefahren. „Es ist ein gewisses Problem, man kann ja an manchen Orten nicht einmal eine vernünftige Rastpause machen“, sagt der ehemalige Arzt, der mittlerweile in Rente ist.

In diesem Jahr konzentriere sich generell viel auf Deutschland. Urlauber kämen aus Belgien und Dänemark. Der Urlauber versteht im Streit um das Wildcampen beide Seiten: „Dass Gemeinden keine Lust auf den Müll haben, ist vollkommen nachvollziehbar.“ Das dürfe auf keinen Fall sein und gehöre sich nicht. Allerdings sei der Bodensee eben attraktiv. Für Urlauber mit einem Wohnmobil biete er sich als perfektes Ziel an.

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