„Während der Hochsaison im Juli und August sind unsere Kapazitäten zu 99 Prozent ausgebucht und es wird schwierig für Tagestouristen, spontan einen Platz zu bekommen“, beschreibt Oliver Bier, Betreiber des Rhein-Camping in Waldshut, die Situation am Rheinufer. Hoffnung liegt in den Randzeiten: „Das ist anders als in den vergangenen Jahren, da neben der Hochsaison im Juli und August auch Monate wie der Oktober bereits oft gebucht wurden“, freut sich Oliver Bier. In Summe alles nur ein kleiner Trost und Hoffnungsschimmer, die Verluste des Lockdowns der Monate März bis Mai wieder aufholen zu können.
Normalerweise hätte der Campingplatz in diesen Monaten durch Ostern und Pfingsten eine gut besuchte Anlage gehabt. Der Betrieb kann trotz der Wiedereröffnung nicht ganz die gewohnten Wege gehen. Neben der Maskenpflicht in den sanitären Anlagen muss jedes Wohnmobil rückwärts auf seinen Stellplatz fahren. So soll sichergestellt werden, dass der Außenbereich eines Wohnmobils immer durch das Nachbarfahrzeug abgegrenzt ist. Außerdem ist die Wiese so gekennzeichnet, dass ein Sicherheitsabstand von über zwei Metern zwischen den Zelten gegeben ist, erklärt Bier.
Im Corona-Jahr reisen vor allem Urlauber aus den benachbarten Landkreisen Konstanz und Lörrach zum Campen nach Waldshut. „Es ist alles etwas anders geworden. Generell gibt es aber eine irrsinnige Flut an Anfragen und E-Mails“, resümiert Oliver Bier. Der Familienbetrieb hat für dieses Jahr beschlossen, auf einen Ruhetag zu verzichten. Es gehe schließlich darum, mit den Einnahmen aus der Hochsaison über den Winter zu kommen und das Personal sowie laufende Kosten weiterhin bezahlen zu können. Auch wenn die Einnahmen in diesem Jahr durch den Lockdown stark gedämpft wurden – die Preise für Camping-Gäste bleiben gleich.
Ähnliche Erfahrungen und Gedanken wie Oliver Bier teilen auch die Betreiber des Schlüchttal Naturcampingplatzes Natalia Stab und Roger Wiesner in Gurtweil. Zusammen mit Natalia Stabs Sohn Devis, der in der Gaststube als Koch arbeitet, und zwei Aushilfen betreiben sie ihren Campingplatz am Rande eines Waldstücks.

Der Betrieb konnte am 19. Mai wieder aufgenommen werden. Doch trotz des Lockdowns verzeichnet der Platz in diesem Jahr bereits mehr als 1300 Übernachtungen. Im gesamten vergangenen Jahr waren es 500. Im Gegensatz zum Rhein-Camping Waldshut hat der Naturcampingplatz keine ausgebuchten Monate, dafür aber viele Tagestouristen, die, oft mit ihrem Motorrad oder Fahrrad unterwegs, unangemeldet einen Platz zum Übernachten suchen. Immer wieder komme es dazu, dass Touristen über Google-Rezensionen auf die Gaststube „zur Schlücht“ und den Campingplatz stoßen und vorbeikommen, so Campingplatz-Chef Roger Wiesner.
In Gurtweil wird ebenfalls alles dafür getan, um den Hygienevorschriften gerecht zu werden. So stehen die Tische in der Gaststube weiter auseinander als sonst. Die Stellplätze auf dem Außengelände sind großzügig verteilt und die sanitären Anlagen werden „zwei bis drei Mal täglich gereinigt und desinfiziert“. Außerdem herrscht dort eine Maskenpflicht.

Falls sich ein Gast zwischendurch die Hände desinfizieren möchte, ist auch dafür mit bereitgestelltem Desinfektionsmittel gesorgt. Auch die Kapazität des Platzes wurde gesenkt, sodass lediglich 25 Parteien mit bis zu fünf Personen auf den Platz können, anstatt den im vergangenen Jahr üblichen 30 bis 40 Parteien. Trotzdem sind die Kosten für Urlauber gleich geblieben.
Das sind die beiden Campingplätze
Sven, Daniela und Antimo Möllenhoff sind Besucher des Schlüchttal Naturcampings. Sie sind aus Osnabrück angereist und fahren nach ihrem einwöchigen Aufenthalt wieder zurück nach Hause. Besonders Antimo gefällt der Hochrhein und seine Attraktionen: „Hier ist es cool. Wir waren schon auf dem Storchenturm in Tiengen, bei den Triberger Wasserfällen und dem Rheinfall – dem größten Wasserfall Europas.“

In diesem Jahr schätzen sie das Campen mehr als sonst, da sie sich in der Natur sicher fühlen und eine Infektion mit dem Coronavirus so vermeiden wollen. „Es gibt immer Ausreißer, die sich nicht an die Hygienevorschriften halten. Dann muss man eben das Beste daraus machen“, so Sven Möllenhoff. Die Familie würde wieder an den Hochrhein kommen, um gemütliche Ferien am Rhein und dem Südschwarzwald zu verbringen.