Begleitet von guten Wünschen zum Start in die zweite Amtszeit ist Jan Zeitler (SPD) als Oberbürgermeister von Überlingen vereidigt worden. Er gewann die Stichwahl am 1. Dezember gegen seinen Herausforderer, den Landtagsabgeordneten Martin Hahn (Grüne). In einer Feierstunde gratulierten ihm Regierungspräsident Klaus Tappeser, Landrat Luca Wilhelm Prayon, Oliver Gortat im Namen der benachbarten Bürgermeister, sowie die im närrischen Viererbund versammelten Gemeinden, hier stellvertretend durch den Rottweiler Oberbürgermeister Christian Ruf.

Ruf überreichte als gutes Omen für die nächsten acht Jahre die von Ottmar Hörl geschaffene Skulptur eines Rottweilers. Denn die nach seiner Stadt benannte Hunderasse sei „arbeitswillig und mutig, nervenfest und enorm selbstsicher“. So eine Skulptur, sagte Ruf an seinen Überlinger Amtskollegen gerichtet, „macht sich gut in jedem OB-Büro“.

Die Rathaus-Chefs im Viererbund, von links: Christian Ruf (Rottweil), Roland Tibi (Elzach), Matthias Winter (Oberndorf) und Jan Zeitler ...
Die Rathaus-Chefs im Viererbund, von links: Christian Ruf (Rottweil), Roland Tibi (Elzach), Matthias Winter (Oberndorf) und Jan Zeitler (Überlingen). | Bild: Hilser, Stefan

Kursaal knapp zur Hälfte gefüllt

Die Feierstunde fand im nicht ganz zur Hälfte gefüllten Kursaal statt. Unter den Besuchern waren Landtagsabgeordneter Klaus Hoher (FDP), Gemeinderäte, Mitarbeiter der Verwaltung und Vertreter aus Wirtschaft und Gesellschaft. Die Witwen der früheren Oberbürgermeister Patzel und Ebersbach, Jutta Patzel und Jutta Ebersbach, beehrten die Zeremonie. „Das bedeutet mir sehr viel“, sagte Jan Zeitler. Sein Vorgänger Volkmar Weber habe sich nach einem Skiunfall entschuldigt, wie Zeitler sagte. Unerwähnt blieben Vorgängerin Sabine Becker und Landtagsabgeordneter, beziehungsweise Gegenkandidat Martin Hahn, die im Kursaal nicht gesehen wurden.

Feierliche Amtseinsetzung im Kursaal der Stadt Überlingen. Der wiedergewählte Oberbürgermeister Jan Zeitler legt den Amtseid ab.
Feierliche Amtseinsetzung im Kursaal der Stadt Überlingen. Der wiedergewählte Oberbürgermeister Jan Zeitler legt den Amtseid ab. | Bild: Hilser, Stefan

Vom Stellvertreter verpflichtet

Günter Hornstein (CDU), ehrenamtlicher OB-Stellvertreter von Überlingen, überreichte Zeitler, wie vor acht Jahren schon, die Amtskette und nahm ihm die Eidesformel ab. Er erinnerte daran, dass es so ein Ereignis in Überlingen seit nun 40 Jahren nicht mehr gab: die Verpflichtung eines im Amt bestätigten Oberbürgermeisters.

Günter Hornstein in seiner Laudatio auf den wiedergewählten OB.
Günter Hornstein in seiner Laudatio auf den wiedergewählten OB. | Bild: Hilser, Stefan

Hornstein würdigte den Wahlkampf als „informativ“ und dankte den Kandidaten, „die den demokratischen Wettbewerb bereichert haben“. Sämtliche Wahlkampfveranstaltungen seien fair und am Wohl der Stadt orientiert gewesen. Kritik übte er hingegen an der in der Anonymität des Internets geführten Auseinandersetzung mit „Auswüchsen, die nicht zu tolerieren sind“. Überlingen habe „eine interessierte und engagierte Bürgerschaft“; ein ganzes Netzwerk an Ehrenamtlichen in Vereinen, Kirchen, Verbänden und Organisationen setze sich für die Stadtgesellschaft ein. Zudem gebe es „eine engagierte und kompetente Verwaltung“. Ihr Potenzial und das von den Bürgern ausgehende Engagement gelte es „zu stärken und zu bündeln“, sagte er an die Adresse Zeitlers. Bei dieser Aufgabe könne der OB auf die Unterstützung des Gemeinderats zählen, versprach CDU-Fraktionssprecher Hornstein.

Die Antrittsrede Zeitlers

Zeitler sagte, dass er „großen Respekt und ein gehöriges Maß an Demut vor dem erneut übernommenen Amt“ empfinde. Er bedankte sich bei den 50,6 Prozent der Wähler, die ihn „demokratisch legitimiert haben, gestärkt und selbstbewusst die nächsten acht Jahre anzugehen“. Er reiche aber auch denen die Hand, die ihn nicht gewählt haben. Das Wahlergebnis sei nach acht Jahren „ein erstes Feedback“ gewesen. Ermuntert habe ihn der Wunsch: „Bleiben Sie so wie im Wahlkampf.“ Gemeint ist die im Wahlkampf erzielte „Nähe“ zwischen Amt und Bürgern, die Zeitler in den nächsten acht Jahren stärker als bisher zu pflegen gedenkt.

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In seiner Antrittsrede spannte der Wiedergewählte geschickt einen Bogen vom Amtseid vor Ort bis zur globalen Sehnsucht, dass sich die Demokratie gegen ihre Feinde durchsetzen möge. Er sei stolz darauf, dass er den Amtseid auf die freiheitlich-demokratische Grundordnung ablegen durfte. „In ihr haben wir unsere gemeinsamen Werte manifestiert. Diese dürfen wir niemals verlieren!“ Nur so sei ein friedliches Zusammenleben möglich. Für ihn bedeute dies aber auch die Anerkennung, dass Gemeinderatsbeschlüsse verbindlich sind. Wenn im Wahlkampf davon die Rede war, dass ein OB einen „individuellen Ermessensspielraum“ habe und er als „Paragrafenreiter, Bürokrat oder gar Technokrat“ bezeichnet wurde, so weist Zeitler dies zurück. „Wenn sich eine Behörde nicht an den Rahmen ihres pflichtgemäßen Ermessens hält, ist es zu einer Ermessensüberschreitung nicht mehr weit. Und genau das will ich nicht.“

Ralf Ochs mit der Jugendkapelle, die die Feier musikalisch umrahmte.
Ralf Ochs mit der Jugendkapelle, die die Feier musikalisch umrahmte. | Bild: Hilser, Stefan

OB, Ratsvorsitzender, Chef im Rathaus

Als OB sehe er sich in der Rolle des „Bindeglieds zwischen Bürgerschaft, Gemeinderat und Stadtverwaltung“. An die Verwaltung gerichtet, sagte er: Der „Teamgedanke“ werde „gehegt und gepflegt“, man ziehe an einem Strang und könne sich aufeinander verlassen. An die Bürger: Ob in Vereinen, Verbänden oder Bürgerinitiativen eingebunden, forderte Zeitler sie dazu auf, sich weiterhin für das Wohl der Stadt einzusetzen. An die Gemeinderäte, die teils seinen Herausforderer Hahn unterstützten: „Es ist mir ein besonderes Anliegen, auch nach einer OB-Wahl mit allen vertrauensvoll zusammenzuarbeiten. Das gebietet schon der Respekt vor dem Mandat.“

Die Jugendkapelle umrahmte die Feier musikalisch. Trachtenträgerinnen des Trachtenbunds servierten beim anschließenden Stehempfang Getränke und Häppchen.