Das Osterfest fällt in diesem Jahr auf meinen Geburtstag. Das ist keine spektakuläre Nachricht, auch wenn das selten vorkommt. Andere haben an Weihnachten oder sonstigen Feiertagen ihren persönlichen Festtag und machen auch kein Aufsehen daraus. Besonders wird es allerdings dann, wenn man seinen persönlichen Lebensweg mit Ostern in Verbindung bringt. Vor diesem Hintergrund bekommt er einen anderen Rahmen – oder, wie man heute sagt, ein anderes Framing.

Botschaft für das Leben

Das alljährliche Fest am Jahrestag unserer Geburt feiert das Geschenk unseres Lebens. Wir erinnern uns an ein Datum (lateinisch = „gegeben“), über das wir nicht verfügen. Es ist uns zugefallen – wurde uns einfach geschenkt. Ostern überbietet dieses Geschenk, denn jetzt geht es um ein neues Leben. Die Botschaft des auferstandenen Jesus Christus lautet: „Ich lebe, und ihr sollt auch leben“ (Joh. 14, 19).

Ostern bedeutet für mich: Ich darf darauf hoffen, dass mein Leben nicht allein auf die Daten zwischen Geburt und Tod begrenzt bleibt. Gott hat mehr mit mir vor. Es gibt ein Danach. Das eröffnet eine ganz andere, um Welten erweiterte Perspektive. Und sie ist tröstlich. Es gibt keinen Ort, an dem ich von der Liebe Gottes getrennt bin. Selbst da, wo mir niemand mehr helfen kann, wo ich allein bin und es finster um mich wird: Da ist Gott bei mir. Ich kann frei von Angst leben. Welche Aussichten!

Von Halt, Stärke und Hoffnung

Brauchen wir nicht alle eine solche Hoffnung? Brauchen wir nicht diesen inneren Halt, diese Stärke, die dem tief sitzenden Angstgefühl etwas entgegensetzt? Ich meine damit nicht nur die Sorgen älterer Menschen, die ihr Ende deutlich auf sich zukommen sehen. Von meinen Schülerinnen und Schülern weiß ich, wie schwer es für junge Menschen ist, das Vertrauen in ein gelingendes Leben nicht zu verlieren. Sie werden permanent mit Optionen konfrontiert, infrage gestellt von neuen Trends und Angeboten. Den Anschluss zu verlieren oder nicht die richtige Entscheidung zu fällen, sind ständiger Begleiter. Wie soll man so ein eigenes, selbstbestimmtes Leben führen?

Nicht in der Angstfalle sitzen

Und hat es nicht auch mit Angst zu tun, wenn das soziale Klima – unser gesellschaftliches Miteinander – immer rauer wird? Wir alle beklagen den Mangel an Respekt und Mitgefühl. Es scheint, als wäre das Betriebssystem vieler auf „Angst-Modus“ geschaltet. Die Perspektive wird eingeengt und wir sehen nur noch uns und das Bedrohliche. Positive Eindrücke treten in den Hintergrund. Natürlich kann man die immensen Bedrohungen und Herausforderungen nicht leugnen. Das wäre weltfremd. Natürlich haben Ängste ihre Bedeutung. Aber wer in der Angstfalle sitzt, verliert schnell den Blick für das Gute, das Schöne, das Beglückende. Verloren geht damit auch ein zukunftsorientiertes und lebensfreundliches Handeln, gespeist von Visionen und Hoffnungen.

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Erlösende Botschaft und Heilung am Osterfest

Ostern wirkt heilend gegen die Angst. Wir brauchen die erlösende Botschaft, diese frohen Lieder und das Halleluja. Wir brauchen eine hoffnungsvolle, zuversichtliche Einstellung – nicht um abzuheben, sondern um wieder einen freien Blick zu haben für das wahre Leben. Das sind die Beziehungen zu den Menschen neben mir. Das ist das Wissen darum, dass ich Bestandteil von etwas viel Größerem bin.

Ostern steht für den Aufbruch in dieses neue Sein. Jeder Tag, an dem wir aufstehen, die Angst hinter uns lassen und den Spuren der Hoffnung folgen, wird zu unserem österlichen Geburtstag. Ich gratuliere allen, die sich darauf einlassen. Herzlichen Glückwunsch!

Traditionell zu den hohen kirchlichen Feiertagen Weihnachten und Ostern bittet der SÜDKURIER jeweils einen Geistlichen um einen Gastbeitrag.